Fazenda da Esperança ist Thema im FHH
"Fazenda da Esperança" ist portugiesisch für "Hof der Hoffnung". Diese Hoffnung spenden Mitglieder der gleichnamigen Gemeinschaft unter anderem im ehemaligen Franziskanerkloster Mörmter in Xanten, das 2009 zu einem "Hof der Hoffnung" wurde.
Über dessen Arbeit informiert am Mittwoch (10. September 2014) von 18.30 Uhr bis 21 Uhr ein Forum der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster.
Begonnen hat die Geschichte der Höfe der Hoffnung 1983 in Brasilien. In Guaratinguetá, einem Marienwallfahrtsort im Süden des Landes, lernte der damals 17-jährige Nelson Giovanelli Rosendo dos Santos von seinem deutschen Pfarrer Frei Hans Stapel, das Evangelium nicht nur zu hören, sondern nach ihm zu leben. Denn Frei Hans, ein Franziskaner, hatte sich vorgenommen, in seiner Gemeinde das Evangelium in die Praxis umzusetzen.
Auf seinem täglichen Weg zur Arbeit begegnete Nelson drogenabhängigen Jugendlichen, mit denen er ins Gespräch kam und gegenseitiges Vertrauen aufbaute. Als Nelson einem von ihnen sein Fahrrad lieh und es wider Erwarten zurückbekam, fühlte er sich ermutigt, sich gemeinsam mit Frei Hans der jungen Männer anzunehmen. Sie gründeten eine Wohngemeinschaft, in der sie einen Lebensstil auf Grundlage des Evangeliums verwirklichten. Die jungen Leute nahmen kleine Arbeiten an, mit denen sie ihren Lebensunterhalt finanzierten, und fanden über den Glauben zurück in die Gesellschaft – die "Fazenda da Esperança" war geboren.
Die Idee, allen eine Perspektive zu geben, für die die Gesellschaft keinen Platz hat, hat sich in über 70 Länder verbreitet. Über 10.000 junge und alte Menschen haben mit Hilfe der drei Säulen der Fazenda-Idee – Gemeinschaft, Arbeit, Spiritualität – in ein geregeltes Leben zurückgefunden.
Auch im Kloster Mörmter. In dessen Räumen ist Platz für 16 Männer. Einer von ihnen ist der Leiter der Fazenda, Christopher Lang. Er hat viele Männer auf ihrem Weg in ein besseres Leben begleitet, gläubige und zweifelnde Christen und Muslime, suchtkranke Rechtsanwälte und dauerhaft Obdachlose. Hoffnungsträger nennen sie sich alle. Aber nicht jeder, der den Weg nach Xanten gefunden hat, hat die zwölfmonatige Rekuperation – die Rückerlangung des selbstbestimmten Handelns nach der Suchttherapie – erfolgreich geschafft. Christopher Lang formuliert das so: "Nahezu alle, die zu uns kommen, wissen, dass die Fazenda für ihr Leben wohl die letzte Ausfahrt ist, aber es gibt auch welche, die sie verpassen."
Michael gehört zu denen, die schon zum zweiten Mal im Kloster Mörmter sind. "Als ich erstmals von hier weg ging", erinnert er sich, "habe ich geglaubt, ich wäre nun für das Leben da draußen stark genug." Tatsächlich sei es vielleicht auch die Sucht gewesen, die ihn wieder von der Fazenda weggezogen habe. "Ich war schneller wieder ein Gefangener meiner Sucht, als ich es vorher geworden war." Während er die Tiere füttert, berichtet Michael von seinen Zweifeln: "Ich weiß nicht, ob es gut für mich ist, ein ganzes Jahr in Xanten zu verbringen, aber ich möchte Teil dieser Gemeinschaft bleiben." Michael denkt darüber nach, in eine Fazenda auf die Philippinen überzusiedeln. In der Region um Tacloban, wo im November 2013 ein Taifun beinahe alles zerstörte, könnte man seine Hilfe gebrauchen. In jedem Fall will Michael zurück in ein geregeltes Leben, auch zurück zu Eltern und Geschwistern. "Ich will nicht mehr, dass mich meine Familie meidet, weil ich ein Junkie bin, und dass sie meinen Launen ausgesetzt ist, wenn ich wegen eines Entzuges die Kontrolle verliere", erklärt er.
Zur Zeit wird ein Nebengebäude des Klosters für das Klostercafé hergerichtet. Das Kloster liegt zwar außerhalb der Stadt, was wegen der dortigen Versuchungen für Abstinenzler durchaus gewollt ist, aber eben nicht am Ende der Welt. Radwege, wie sie typisch für den Niederrhein sind, führen direkt am Kloster vorbei. Dass es darüber und auf anderen Wegen Besucher erreichen, ist gewollt, sagt Christopher Lang: "Wenn Gäste kommen, sei es beispielsweise zu Gottesdiensten oder zur Rast bei Kaffee und Kuchen, dann wissen wir, dass wir nicht verloren sein müssen."
Beim Forum im Franz-Hitze-Haus wird Pfarrer Paul Stapel, Zwillingsbruder von Frei Hans Stapel, über die "Fazenda da Esperança" in Xanten informieren.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.franz-hitze-haus.de.
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de