Ferdinand Schumacher verabschiedet

Nur kurz zögerte Weihbischof Dr. Stefan Zekorn am Dienstag (1. April 2014) mit der Anrede: "Stadtdekan kann man nicht mehr sagen, aber Pfarrer geht", sagte er dann augenzwinkernd in Richtung von Domkapitular Dr. Ferdinand Schumacher.

Dieser wurde mit einem Festakt im Franz-Hitze-Haus nach zwölfjähriger Tätigkeit als Stadtdechant von Münster verabschiedet. Sein Nachfolger ist Dechant Jörg Hagemann, seit 2011 Pfarrer von St. Nikolaus Münster, den der Weihbischof in dieser neuen Funktion vorstellte.

Der Stadtdechant ist erster Ansprechpartner für die katholische Kirche in Münster. Er verantwortet die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen, kommunalen und staatlichen Institutionen und koordiniert pastorale Aufgaben, die sich auf die ganze Stadt beziehen, wie zum Beispiel die Telefonseelsorge oder das Haus der Familien.

Dass der Übergang in diesem wichtigen Amt in einem etwas größeren Kreis gestaltet wurde, begründete Weihbischof Zekorn: "Dieser Tag bedeutet eine Zäsur." Schließlich habe man kürzlich die früher vier münsterschen Dekanate zu einem einzigen zusammengelegt, dessen Dechant Pfarrer Hagemann schon seit Januar ist. Somit seien die seelsorgerische Ebene des Dekanats und die politisch-gesellschaftliche Ebene des Stadtdekanats jetzt nicht nur räumlich deckungsgleich, sondern lägen auch personell in den selben Händen.

Den scheidenden Stadtdekan würdigte Zekorn als "Mann des guten Wortes und des offenen Raumes." In der Begegnung mit Menschen sei er immer zurückhaltend und hörend aufgetreten und habe sie mit seinen "analytischen, von tiefem Glauben und großer Strahlkraft geprägten Gedanken bereichert." Dr. Schumacher habe der katholischen Kirche in Münster ein Gesicht, mehr aber noch eine Stimme gegeben.

Für das Stadtkomitee der Katholiken bedankte sich dessen Vorsitzende Notburga Heveling. "Sie waren unser Verbindungsmann zur Kirchenhierarchie und haben sich mit uns in Kirche und Gesellschaft für die Menschen eingesetzt", sagte sie.

Dass sich Dr. Schumachers Einsatz nicht auf die katholische Kirche beschränkte, belegten die Worte von Sharon Fehr, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster, sowie von Pfarrer Martin Mustroph vom Kreissynodalvorstand des Evangelischen Kirchenkreises Münster. Humorvoll charakterisierte Letzterer Schumacher als "kurz und knapp, klar und katholisch" und dankte ihm "für zwölf Jahre verlässliche stabile und wohlwollende Ökumene." Gerade, wenn es "um den Schutz von Schwachen, Armen und Ausgegrenzten" gehe, müssten die Kirchen mit einer Stimme sprechen.

Den Dank der Stadt Münster überbrachte Bürgermeisterin Wendela-Beate Vilhjalmsson. Mit Blick auf Schumacher würdigte sie seinen "Sachverstand, gepaart mit Allgemeinbildung und Herz." Schumacher sei kontroversen Themen nie ausgewichen, in einer Art, die Gesprächspartner nie bevormunde, sondern immer abwäge, und zugleich mit "wohl dosiertem Humor".

Inhaltlich stand ein Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Feiter, Direktor des Seminars für Pastoraltheologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, im Mittelpunkt des Festaktes. Unter dem Titel "Das Evangelium ist für alle da" und basierend auf Aussagen des päpstlichen Lehrschreibens "Evangelii gaudium" eröffnete er pastoraltheologische Perspektiven.

Laut "Evangelii Gaudium" müsse Kirche ein "offenes Haus des Vaters" sein. Sie sei keine "Kontrolleurin der Gnade, keine Zollstation", auch nicht mit Blick auf die Sakramente.

Die Grundlage für die Zugänglichkeit des Evangeliums finde sich in der Bibel. Zum Einen qualifiziere sich das Evangelium selbst "als für alle", indem es die Botschaft von Schöpfung, Offenbarung und Erlösung bringe. Zum Anderen erklärten die Evangelien konkret, wie sich das "für alle" äußere, nämlich, indem es zuerst für jene gelte, die selbst in der Welt wenig gälten. Und zum Dritten erhielten in den Evangelien viele Menschen Zugang zum Leben durch Jesus, ohne dass er sie direkt in seine Nachfolge rufe. "Das Evangelium ist für alle da, und es gleichzeitig in allen da", schlussfolgerte Prof. Feiter als Bilanz seines Vortrags.

Abschließend ergriffen auch der alte und der neue Stadtdechant kurz das Wort. Domkapitular Dr. Schumacher dankte allen Haupt- und Ehrenamtlichen, mit denen er zusammengearbeitet habe. In der Kirche steckten die Hauptamtlichen zwar den Rahmen für das symbolische Spiel ab, irgendwann aber müsse auch einfach gespielt werden. Das übernähmen die Ehrenamtlichen, "und da bin ich dankbar, dass ich mitspielen durfte."

Pfarrer Hagemann erklärte: "Heute nimmt eine Wirklichkeit ihren Anfang." Er sei gespannt auf das Kommende und sicher, dass gemeinsam mit ihm viele Menschen auf die Suche nach dem Evangelium gehen würden. "Ich freue mich darauf, zu schauen, was Gott mit uns vorhat und was das aus uns machen wird", so sein abschließender Ausblick.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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