Fokolar-Bewegung
Sein Leben Gott zur Verfügung zu stellen, das geht auch außerhalb von Klostermauern, mitten unter den Menschen. So, wie es Brigitte Saß tut.
Die Münsteranerin lebt freiwillig zölibatär in einer Gemeinschaft mit vier weiteren Frauen und gehört der Fokolar-Bewegung an – eine Zugehörigkeit, die ihr Leben prägt und "die mich reich macht".
Die 1943 gegründete Fokolar-Bewegung zählt zu den christlichen Erneuerungsbewegungen des 20. Jahrhunderts. Trotz ihres katholischen Ursprungs zählen zu den weltweit rund zwei Millionen Freunden der Bewegung auch rund 30.000 Angehörige nicht-christlicher großer Religionen sowie circa 70.000 Menschen ohne religiösen Bezug. Sie alle engagieren sich für Einheit und Geschwisterlichkeit – und das in 182 Ländern weltweit. In Deutschland hat die Fokolar-Bewegung knapp 5.000 Mitglieder.
Der internationale Charakter der Bewegung kam Brigitte Saß’ Lebensträumen entgegen: "Ich hatte mir schon immer gewünscht, die Welt zu bereisen." Dass dieser Wunsch sich ausgerechnet in einer christlichen Gemeinschaft erfüllen würde, hatte sie allerdings nicht geahnt. Aufgewachsen in Köln, Frankfurt und Hamburg, sei sie mit 18 Jahren "nicht gläubig" gewesen, erinnert sich die 56-Jährige.
Dann aber kam sie mit einem Kaplan ins Gespräch. Er war es, der sie zu einem Sommertreffen der Fokolar-Bewegung mitnahm – und damit war eine entscheidende Weiche in ihrem Leben gestellt. "Bis dahin hatte ich gedacht, ich würde Karriere machen", erinnert sie sich, "dort aber bin ich Gott begegnet bis zu einem Punkt, an dem ich ihn nicht länger leugnen konnte." Bei den Jugendlichen der Bewegung habe sie etwas gefunden, "was einfach passte. Ich hatte Jesus als das lebendige Du, als Partner in meinem Leben entdeckt."
In der Folge nutzte Brigitte Saß die Chance, international für die Fokolar-Bewegung zu arbeiten. Insgesamt zwei Jahre lebte und arbeitete sie in Modellsiedlungen der Bewegung im bayrischen Ottmaring, danach in Italien und der Schweiz. "Es war eine total schöne Erfahrung, so gemeinsam zu leben", erinnert sie sich, "danach wäre ich im Rahmen dieser Gemeinschaft überall hingegangen."
"Überall" bedeutete in ihrem Fall den Schritt über den Atlantik, zunächst nach New York, dann nach Montreal und Toronto. 25 Jahre lebte Brigitte Saß in Kanada im Fokolar.
Beruflich arbeitete sie in der Diözesanverwaltung, parallel übernahm sie für die Bewegung unter anderem Schulungs- und Leitungsaufgaben. Vor knapp drei Jahren kehrte sie auf Anregung der Fokolar-Verantwortlichen nach Deutschland zurück. "Allerdings war das nach so vielen Jahren eher ein Neubeginn als eine Rückkehr", sagt sie lachend.
Seitdem arbeitet sie am Max-Planck-Institut Münster und lebt mit vier Frauen in einer verbindlichen Fokolar-Lebensgemeinschaft. Solche Lebensgemeinschaften bilden den inneren Kern der Fokolar-Bewegung. "Unser Ziel ist, in gegenseitiger Liebe zu leben, damit Jesus unter uns lebendig sein kann", beschreibt Brigitte Saß. Diese gegenseitige Liebe drücke sich auf vielfältige Weise aus: "Ermutigen, zuhören, dienen, ermahnen: Das gehört alles dazu."
Für sie ganz persönlich gehört noch etwas dazu: ihr Gott geweihter Leben. "Meine Berufung ist, für alle da zu sein, damit alle eins sind", erklärt sie. Sie sehe den Zölibat als "Berufung zur Freiheit" und verwirkliche sich durch vielfältige Beziehungen zu anderen auch als Frau.
Diese vielfältigen Beziehungen bietet ihr die Fokolar-Bewegung, zum Beispiel bei den Begegnungstagen "Mehr Farbe bitte", die im Oktober auf der Jugendburg Gemen stattfanden. "Das Miteinander ist immer schön und bereichernd", findet Brigitte Saß. Sie erfahre dabei die Wahrheit von Jesu Ausspruch "ihr seid ein Leib".
Dass es auch in diesem Miteinander manchmal schwierige Stunden gibt, leugnet sie indes nicht: "Man kann sich ja die Menschen nicht aussuchen, denen man begegnet." Ihr persönlich helfe es aber, in solchen Momenten gedanklich zum Moment ihrer Berufung zurückzukehren. Damals habe sie konkret gespürt, dass Jesus zu ihr sagte: Wenn du mit mir lebst, wirst du glücklich – eine Aussage, die sich für Brigitte Saß erfüllt hat. So kann sie heute aus voller Überzeugung sagen: "Ich kann mir für mich kein schöneres Leben als dieses vorstellen."
Text: Bischöfliche Pressestelle
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