Friedenslicht zieht von Bethlehem über Wien bis Münster
Was könnte ein schlichteres und zugleich eindringlicheres Symbol für den Frieden sein als eine brennende Kerze? "Wer eine Kerze in der einen Hand hält, wird kaum mit der anderen zuschlagen", meint Thomas Hatwig, Diözesankurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Bistum Münster.
Diese Symbolik nutzt die Friedenslichtaktion, an der sich Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus dem Bistum Münster seit 15 Jahren beteiligen. So wird auch in diesem Jahr eine DPSG-Delegation das Friedenslicht aus Wien im Nachtzug nach Münster bringen. Im St. Paulus-Dom zelebriert dann Bischof Dr. Felix Genn am dritten Adventssonntag (15. Dezember 2013) um 17 Uhr die Aussendungsfeier.
Die Aktion Friedenslicht hat der Österreichische Rundfunk (ORF) 1986 begründet. Dabei entzündet jährlich ein Kind das Friedenslicht an der Flamme in Jesu Geburtsgrotte in Bethlehem. Von dort aus wird es über ein Netzwerk verteilt an Menschen verschiedener Kulturen, Nationen und Religionen, die sich Frieden wünschen. "Dieses Symbol überwindet Grenzen zwischen Ländern und Sprachen", weiß Ylva Pössinger von der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG).
Die rund 220.000 Pfadfinder in Deutschland sind seit 20 Jahren Teil dieses Netzwerkes. Seit 1998 sind die Münsteraner Pfadfinder dabei, neben DPSG und PSG auch der evangelische Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP). Insgesamt werden so rund 1.000 Gäste zur ökumenischen Aussendungsfeier erwartet, darunter Superintendentin Meike Friedrich und Oberbürgermeister Markus Lewe.
Von der Aussendungsfeier aus geben die Pfadfinderverbände das Friedenslicht als Zeichen für Frieden und Völkerverständigung und gegen Rassismus weiter: die PSG zum Beispiel an ihre Stiftung Pfadfinderinnen, die DPSG an eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung und der VBC an eine Nachbarschaftshilfe. Auch in andere Kirchen wird das Licht weitergereicht und von dort aus in weiteren Aussendungsfeiern weiterverteilt werden. "Alle sind eingeladen, sich das Licht aus den Kirchen nach Hause zu holen", sagt Thomas Hatwig.
Parallel zur Weitergabe des Lichts sollen die Besucher der zentralen Aussendungsfeier, die Vertreter der Verbände sowie Bischof, Superintendentin und Oberbürgermeister eine XXL-Petition unterzeichnen, die den drei Letztgenannten dann offiziell überreicht werden wird. "Anlass dafür ist, dass sich die Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen zum 65. Mal jährt", erklärt Bjarne Thorwesten vom VCP. In diesem Sinne fordere die Petition die Einhaltung der Menschenrechte.
Damit all das nach Plan ablaufen und sozusagen ein Netzwerk an Friedenslichtern entstehen kann, muss zunächst das Friedenslicht aus Wien abgeholt werden – und zwar per Zug. Das übernimmt eine 15-löpfige Truppe um Dieter Nissen (DPSG).
Sie wird in der österreichischen Hauptstadt auf rund 170 weitere deutsche sowie viele internationale Pfadfinder treffen, die das Licht in einem Aussendungsgottesdienst entgegennehmen und in ihre Länder bringen. Mit dem Nachtzug geht es dann bis München, wo sich die deutschen Gruppen voneinander verabschieden. "Dabei singen sie im Kreis stehend ,Nehmt Abschied Brüder’, das ist immer wieder ein Highlight", berichtet Nissen.
Von München aus reist seine Gruppe zurück nach Münster. Unterwegs reicht sie an jedem Haltebahnhof das Licht an darauf Wartende weiter – ein Vorhaben, das gut vorbereitet sein will. Schon eine geänderte Wagenreihung, so Nissen, könne bewirken, dass man das Licht gegebenenfalls nur auf dem Bahnsteig abstellen könne.
Selbstverständlich halten die Pfadfinder beim Transport des brennenden Friedenlichts die Sicherheitsvorschriften der Deutschen Bahn – die Pfadfindern in Kluft für diese Aktion freie Fahrt in ihren Regionalbahnen in Nordrhein-Westfalen gewährt – ein. "Die Unterstützung der Bahn ist immer sehr gut", betont Dieter Nissen.
Übrigens wird der Aussendungsgottesdienst aus dem Dom zu Münster per Live-Stream im Internet übertragen. Interessierte können ihn hier verfolgen. Weitere Infos gibt es außerdem unter www.friedenslicht.de.
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de