Friedensschule: Bischof Genn

Eine Bartagame aus Australien, etliche Abiturienten im Seniorenlook und ein Stoffhund namens ‚Hektopascal‘:

Unerwartete Begegnungen, aber auch intensive Gespräche hatten Bischof Dr. Felix Genn und Dr. William Middendorf, Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung im Bischöflichen Generalvikariat, bei einem Besuch am 23. März in der Friedenschule in Münster.

Dabei informierte der Bischof sich umfassend über die Stimmung, die Arbeit und die aktuellen Herausforderungen in dieser einzigen Gesamtschule in Trägerschaft des Bistums, die 1.500 Schülerinnen und Schüler hat. Der Besuch in der Friedensschule ist der zweite von insgesamt 13 solcher Visiten, die Bischof Genn sich für 2015/2016 vorgenommen hat.

Nachdem Schulleiter Ulrich Bertram den Bischof herzlich willkommen geheißen hatte, übernahm ein Schülertrio es, den Gast durch die 1969 gegründete Bildungsanstalt zu führen und diese aus Schülersicht zu präsentieren.

Lara Peters (11) und Felix Kaup (12) teilten sich diese Aufgabe mit dem angehenden Abiturienten Jonas Seibt (18). Dieser war als Großvater verkleidet, Stoffhund ‚Hektopascal‘ an langer Leine Teil des Kostüms: Seibts Abi-Jahrgang hatte den ersten Tag der Mottowoche aus Anlass der letzten Unterrichtstage unter die Überschrift "Treffen der Generationen" gestellt. Das Schuppenkriechtier vom fünften Kontinent schließlich konnte der Bischof im Schulzoo bewundern. Dort zeigte Sechstklässlerin Lara ihm Heuschrecken, eine Vogelspinne und eine Kornnatter, bis nach Zierfischen und Geckos die Bartagame erreicht war. "So was sieht man selten in der Schule", kommentierte Bischof Genn – und hielt sichtlich Abstand, als Lara ihm stolz die vier weißen Mäuse präsentierte, die sie mit anderen gemeinsam versorgt: "Zuhause dürften wir das nicht".

Die Besichtigung führte durch die gemütliche Teestube der Oberstufe, die einzigartig geräumige Bibliothek und Mediothek, einen technikstrotzenden Computerraum. Im Vorbeigehen schaute er, die Tür stand offen, in einen Physikraum: Prompt wurde ihm ein Fadentelefon in die Hand gedrückt: "Wir nehmen gerade Schallübertragung durch". Weiter ging es durch Musik- und Technikräume in die Lehrküche, wo gerade Blitzkuchen gebacken wurde: "Die riechen aber gut". Dann fand der Rundgang sein Ende, der kostümierte Abschlussjahrgang posierte auf dem Schulhof für ein Gruppenfoto mit Bischof – Genn lächelte, schüttelte Hände, scherzte mit Umstehenden.

Ein Gespräch mit Lehrern aus dem 120köpfigen Kollegium folgte als nächster Programmpunkt. Direktor Bertram stellte heraus, der Bischofsbesuch sei "eine große Freude für die ganze Schule und ein Zeichen der Wertschätzung für alle, die hier arbeiten". Bischof Genn lobte den besonderen Geist, der beim Gang durch die Schule spürbar sei und dankte den Lehrern für ihren wertvollen Dienst. Durch ihre Arbeit und ihr Engagement in einer katholischen Schule brächten die Lehrer die Schüler mit Kirche in Kontakt. "Sie bringen von Ihrer Person viel von dem ein, was das Evangelium meint", lobte der Bischof, "Sie ermöglichen es den Schülern, je nach ihren Begabungen zu wachsen".

Das Gespräch kam auch auf das Thema Inklusion, wozu Genn erklärte, dass er "als katholischer Bischof gar nicht dagegen sein" könne. Er stelle sich wohl die Frage: "Wie kann man das so umsetzen, dass es in den Systemen leistbar ist?" Er sei der Auffassung, dass es auch künftig Förderschulen brauche – eine Äußerung, die von den versammelten Pädagogen mit Beifall quittiert wurde. Schulabteilungsleiter Middendorf wies in dem Kontext darauf hin, dass auch bischöfliche Schulen sich mit pädagogischem Augenmaß der Aufgabe inklusionsorientierter Bildung zu stellen haben. Wörtlich sagte er: "Nicht alles ist möglich, aber es ist mehr möglich als bisher", wobei das Bistum bei besonderen Herausforderungen auch über die Ersatzschulfinanzierung hinausgehende zusätzliche Mittel zur Verfügung stelle.

Eine weitere Gesprächsrunde, an der auch Schüler- und Elternvertreter beteiligt waren, schloss sich an. Der Bischof hörte viele Dankesworte, aber auch manche Anregung. Eines der Themen war die Schulaufnahme. Genn wies darauf hin, es sei unbedingt darauf zu achten, dass auch Kinder in die Klassen kämen, deren Eltern in prekären Verhältnissen steckten. Schließlich habe der Pastoralplan des Bistums die Option für eine dienende Kirche beschrieben. Der Schulleiter betonte, gerade Kinder benachteiligter Familien seien hier stets auch deshalb mit berücksichtigt, weil die Friedensschule ihnen Ganztagsbetreuung bieten könne.

In der letzten Stunde seines Schulbesuchs nahm der Bischof zwischen Schülern einer zehnten Klasse Platz. Auf dem Stundenplan stand ‚Reli‘ bei Lehrer Ulrich Distelkamp. Der warf die Frage auf, welche Wörter für solche Inhalte stünden, "die für unser Leben ganz wichtig sind". Alle, der Bischof eingeschlossen, bekamen je drei Kärtchen, um die aus eigener Sicht wichtigsten drei Begriffe zu notieren. ‚Liebe‘, ‚Freunde‘, und ‚Familie‘ waren die Renner, die in der Mitte eines Stuhlkreises landeten und dort sortiert wurden, gefolgt von ,Geborgenheit‘, ‚Respekt‘ oder ‚Vertrauen‘. Lehrer Distelkamp empfahl den 16jährigen, die gesammelten Worte mit Personen in Verbindung zu bringen, die für diese Worte stünden und die sie lebten: "Fragt doch mal eure Eltern oder Freunde danach, was ihnen wichtig ist". Für die nächste Unterrichtsstunde erinnerte der Pädagoge schließlich an den Beginn des biblischen Johannesevangeliums, in dem es heißt: "Im Anfang war das Wort". Ein Gedankenbogen, der zumindest beim Bischof sofort verfing: "Ich habe etwas gelernt", bekannte Genn. Was genau, verrät der Bischof möglicherweise bei seiner nächsten Predigt zu dieser Bibelstelle.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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