Fusion in Geldern wurde zur Erfolgsstory
Manchmal sind Zufälle besonders aussagekräftig. Etwa damals, als die neu gebildete Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena Geldern ein Logo suchte. Den Beteiligten fiel Erstaunliches auf:
Die fusionierten acht Gemeindeteile liegen so, dass sie – auf der Landkarte mit Strichen verbunden – ein stilisiertes Kirchengebäude bilden. Das Logo war gefunden. Heute passt es besser denn je. Denn aus acht Orten ist eine Kirchengemeinde geworden.
Deren Geburtsstunde schlug am 26. August 2007. Im Gründungsgottesdienst verschmolzen die Gemeinden in Aengenesch, Geldern, Hartefeld, Kapellen, Lüllingen, Pont, Veert und Walbeck zu St. Maria Magdalena. Zwar war der Anstoß vom Bistum Münster gekommen, doch setzten die Haupt- und Ehrenamtlichen die Fusion selbstbestimmt um. So wählten sie Zeitpunkt und Umfang des Zusammenschlusses – und machten gleich Tempo. Warum, erklärt Stefan Dördelmann, damals wie heute Pfarrer von St. Maria Magdalena: „Trockenschwimmen bringt ja nichts, da es nun mal so war, wollten wir es auch gestalten.“
So entschieden die Verantwortlichen aus allen acht Gemeinden, innerhalb eines Jahres die Fusion vorzubereiten und statt zweier kleiner Pfarrgemeinden eine große mit rund 20.000 Mitgliedern zu bilden. „Das entsprach den kommunalen Strukturen, außerdem war so die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Fusion kleiner“, begründet Pfarrer Dördelmann.
Trotz des Tempos wurde Rücksicht genommen, in Form eines Prinzips, das Dördelmann mit „den Blick auf das Ganze richten und alle gleich behandeln“ beschreibt. Darin sei sich das heute elfköpfige Seelsorgeteam immer einig gewesen. Dem Team kam ohnehin eine wichtige Rolle zu: „Das wussten wir von Gemeinden, die schon fusioniert hatten“, berichtet Diakon Heinz Balke. Bewusst sei das Team zum Vorreiter geworden, und die Seelsorge habe nicht gelitten. „Alle Gemeindemitglieder sind im Blick eines Seelsorgers“, unterstreicht Balke. Die Unterschiede zu früher seien eher praktischer Natur: „Damals reichte für meine Arbeit ein Fahrrad, heute brauche ich das Auto“, schildert der Diakon augenzwinkernd. Der Pfarrer bestätigt: „Das Seelsorgeteam ist präsent, ansprechbar, und alle gehen in alle Ortschaften. So bekommt die Fusion Gesichter.“ Von Ortschaften statt von Filialkirchen spricht man in Geldern, „um Zentralismus zu vermeiden“, betont Pfarrer Dördelmann.
Zentral und doch an einem neutralen Ort, nämlich auf dem Marktplatz in Geldern, fand 2007 der Gründungsgottesdienst statt. Aufzeichnungen von feierlichem Glockengeläut aus allen Kirchen, gemeinsames Schließen der Taufbücher der aufgelösten Gemeinden, ein Baum, der in Erde aus allen acht Ortschaften gepflanzt wurde: Nicht zuletzt dank dieser Symbolik war „die Wirkung dieses Gottesdienstes nicht zu unterschätzen“, erinnert sich Dördelmann.
Bei allen guten Rezepten: Ein bisschen Glück gehört wohl zu jeder Fusion, so auch in St. Maria Magdalena. „Wenn wir damals schon Messen hätten streichen müssen, wäre die Akzeptanz der Fusion wohl geringer ausgefallen“, meint Kirchenvorstandsmitglied Emil Kempkens. Glücklicherweise sei das erst einige Jahre später nötig geworden. Schon eher notwendig war ein anderer schmerzhafter Schritt, nämlich die Schließung einer Kirche. „Dass wir das schon im ersten Halbjahr bewältigen mussten, hat schnell ein Wir-Gefühl in den Gremien geschaffen“, glaubt Kempkens. Pfarrer Dördelmann seinerseits fühlt sich durch die Ehrenamtlichen gestärkt, „weil sie die Fusion mitgetragen haben“.
Gab es nie Vorbehalte, Zweifel? „Ich hatte zuerst ein bisschen Angst“, gibt Thea Kleinen zu. Als unter anderem ehemalige Pfarrsekretärin und Rendantin ist die 84-Jährige der Kirche in Geldern und Umgebung seit Jahrzehnten verbunden. „Trotzdem habe sogar ich durch die Fusion Neues kennen gelernt“, erzählt sie begeistert – und ein wenig stolz: „Wir sind gut, und wir haben das gut gemacht.“
Auch der Pfarrer meint: „Das Thema Fusion ist für uns kein Thema mehr. Die Fragen und Herausforderungen, die uns jetzt beschäftigen, hätten wir mit oder ohne Fusion.“ Und manche davon ließen sich dank der Fusion sogar besser bewältigen, findet Emil Kempkens. In Zeiten zurückgehender finanzieller Mittel beispielsweise sei eine große Gemeinde flexibler und handlungsfähiger.
Und nicht zuletzt gibt es in einer großen Gemeinde auch mehr zu erleben. Ehrenamtlichenfest, Zusammenarbeit der Frauengemeinschaften, der KAB und der Kolpingsfamilien, Besinnungstage, Fastenpredigten: „Abwechslung, auch bei den Gottesdienstorten, Zelebranten und Predigern, entspricht dem heutigen Lebensgefühl der Menschen, das nehmen sie an“, ist der Pfarrer überzeugt. Diese Vielfalt spiegelt auch der Pfarrbrief wieder. Auf dem Titelblatt steht für jede der acht Ortschaften eine Farbe, die zusammen einen Regenbogen bilden – jede für sich attraktiv, alle gemeinsam farbenfroh.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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