Große Trauer im Bistum Münster
Der emeritierte Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann ist tot. Der 80jährige, der 28 Jahre lang dem Bistum Münster als Diözesanbischof vorgestanden hatte, verstarb heute, am 16. April 2013, während einer Pilgerreise durch das Heilige Land, das ihm fast zu einer zweiten Heimat geworden war. Am Vormittag hatte er noch die Heilige Messe gefeiert, bevor er gegen 13 Uhr deutscher Zeit in Bethlehem verstarb.
Die Nachricht von seinem Tod löste in Münster große Betroffenheit und Trauer aus. Die zum ‚Tag der leitenden Pfarrer’ in Münster versammelten knapp 150 Priester brachen ihr Treffen ab, um bereits kurz nach Erhalt der Nachricht im Dom im Rahmen einer Vesper für den Verstorbenen zu beten.
Lettmann, Bergmannssohn aus Datteln, wurde am 9. März 1933 geboren. Am 21. Februar 1959 wurde er von Bischof Dr. Michael Keller zum Priester geweiht. Reinhard Lettmann war Kaplan in Beckum, studierte dann in Rom und wurde 1963 Bischöflicher Sekretär und Kaplan von Bischof Dr. Joseph Höffner. Er arbeitete als Richter am Diözesangericht in Münster und wurde 1967 Bischöflicher Generalvikar. Am 24. Februar 1973 wurde er von Bischof Heinrich Tenhumberg zum Bischof geweiht. Er war sieben Jahre Weihbischof im Bistum Münster, bevor er 1980 Diözesanbischof des Bistums Münster wurde. Diese Amt bekleidete er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008.
Das Wort "Oberhirte" hat er nie gemocht: aus persönlicher Bescheidenheit, aber auch, weil es das Kirchenvolk als "Herde" klassifiziert hätte. Er verstand sich stets als Brückenbauer, einerseits zwischen Menschen, anderer zwischen den Menschen und Gott. Er ging offen und zugewandt auf Menschen zu, zeigte Toleranz und Geduld. Bischof Lettmann versah seinen beanspruchenden Dienst mit Augenmaß und Gelassenheit. Er wirkte stets souverän im Umgang auch mit komplizierten Vorgängen, er liebte Gespräche und Begegnung, aber er schöpfte auch immer wieder Kraft in selbstgewählter Zurückgezogenheit, in der Stille und im Gebet. Wer von Bischof Lettmann empfangen wurde, hatte den Eindruck, einen guten und verständnisvollen Zuhörer vor sich zu haben, der klug, lebens- und amtserfahren raten kann. Sein trockener westfälischer Humor war sprichwörtlich. Bei aller Freundlichkeit und Konzilianz hat der langjährige Bischof von Münster doch nie mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten. Er war durchaus ein Hirte mit Ecken und Kanten, der klar und entschieden seine Position vertrat, wenn es darauf ankam. Seine klaren Worte rissen dabei nicht polarisierend Gräben auf, sondern trugen ihm Respekt ein.
Besonders deutlich wurde Lettmann, wenn es um das vielfach bedrohte menschliche Leben ging. In der Gottesebenbildlichkeit des Menschen sah er im Tiefsten Wert und Würde der menschlichen Person begründet. Deshalb sei das Leben des Menschen heilig, des geborenen und ungeborenen, des gesunden wie des kranken, des behinderten und sterbenden Menschen. "Humanität ohne Divinität ist ein Torso", zitierte er den jüdischen Philosophen Abraham Joshua Heschel. Lettmann ermunterte die Gläubigen immer wieder, nicht aggressiv, aber doch offensiv werbend die christliche Sicht vom Menschen in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Im Zeichen des zusammenwachsenden Europa warnte er vor einer Ausblendung der Religion und des Religiösen. Dies führe allzu leicht dazu, die Gesellschaft von "wichtigen Ressourcen der Sinnstiftung" abzuschneiden, wie dies der sich selbst "religiös unmusikalisch" nennende Philosoph Jürgen Habermas bezeichnet hatte. Im interreligiösen und ökumenischen Dialog wurde Lettmann von seinen Gesprächspartnern in Oldenburg, Westfalen und Rheinland sehr geschätzt. "Wir hätten uns keinen besseren Bischof wünschen können", würdigte der frühere evangelische Präses Manfred Sorg einmal die "Weite des Herzens" Lettmanns sowie seine "sensible, engagierte und wache ökumenische Verantwortungsübernahme".
Zu seinen Lebenshöhepunkten zählten fraglos der Besuch von Papst Johannes Paul II. 1987 in Münster und Kevelaer und die Seligsprechungen von Karl Leisner, Sr. Maria Euthymia, Anna Katharina Emmerick und Kardinal Clemens August Graf von Galen. Bischof Lettmann war Ehrendoktor der Universität Münster, der Universität Bukarest und der Hochschule Vechta. Am glücklichsten schien der Bischof, wenn er zum Gottesdienst in einen gut gefüllten Dom einzog, wie er dies besonders an den hohen kirchlichen Festtagen oder zu Diakonen- und Priesterweihen und zuletzt am 24. Februar dieses Jahres bei der Feier der 40. Wiederkehr seiner Bischofsweihe erleben durfte.
Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle
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