Hannah Oelkers nach Mosambik

Fotos und Ansichtskarten in der Küche zeigen lachende Menschen vor Sehenswürdigkeiten in Rom, gute Bekannte in England und sonnige Küsten.

Sie zeigen, dass die Familie von Hannah Oelkers aus Münster gern reist. Hannah selbst geht einen Schritt weiter: Ein ganzes Jahr lang wird sie im afrikanischen Mosambik als Freiwillige im Ausland arbeiten.

In Trägerschaft des Bistums Münster absolviert die 18-Jährige ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Waisenhaus Lar Mamana wa Kurula in Boane, 40 Kilometer von der Hauptstadt Maputo entfernt – ein Vorhaben mit Vorlaufzeit. „Schon, als ich so groß war, wollte ich nach Afrika“, schildert Hannah und deutet mit der Hand die Höhe der Tisches an. Dass sich dieser Traum erfüllt, verdankt sie Schwester Elisabeth von der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Marien: „Sie hat in unserer Pfarrgemeinde das von ihr gegründete Waisenhaus vorgestellt. Ich war sofort fasziniert.“ Als Messsdienerin kannte Hannah sich in der Pfarrgemeinde aus und stellte schnell Kontakt zu Schwester Elisabeth her.

Nun fehlte noch eine Träger-Institution für das FSJ. Nach vergeblichen Anfragen landete Hannah beim Referat Weltkirche des Bistums Münster: „Obwohl die Bistumsplätze vergeben waren und Mosambik nicht zu deren FSJ-Angebot gehörte, haben die Mitarbeiter alles beantragt.“ So kam das Bistum zu einem neuen FSJ-Angebot und Hannah zu ihrem Wunschziel.

Von dem weiß sie schon einiges: Auf dem Klostergelände wird sie im Haus für Betreuer wohnen und den 30 Mädchen im Waisenhaus Hausaufgabenbetreuung und Freizeitgestaltung anbieten. Außerdem soll sie im Haus helfen und mit Aktionen wie etwa dem Verkauf von Bastelarbeiten Einnahmen erzielen. Schon jetzt in Deutschland sammelt Hannah – wie alle 25 Bistums-Freiwilligen es für ihre Projekte tun – außerdem Spenden.

Am 20. August wird die Abiturientin gen Südostafrika fliegen. „Manchmal kriege ich Panikansätze, aber eigentlich freue ich mich total“, beschreibt sie ihren Gemütszustand. Zu schaffen mache ihr die Sprache: „Irgendwie war ich von Französisch als Amtssprache ausgegangen, das hatte ich ja in der Schule.“ Als ihr klar geworden sei, dass Portugiesisch Amtssprache ist, habe sie zehnmal einen Sprachkurs besucht, „und jetzt pauke ich allein weiter.“ Umso erleichterter ist Hannah, „dass ich mit Schwester Elisabeth eine deutsche Ansprechpartnerin habe.“

Auch wegen des Essens hat sich die überzeugte Vegetarierin Gedanken gemacht: „Ich hab befürchtet, dass die Menschen gekränkt sind, wenn ich kein Fleisch esse.“ Schwester Elisabeth habe sie aber beruhigt: „Das Waisenhaus hat in der Hinsicht einen Standard ähnlich einer europäischen Jugendherberge und eine eigene Küche, die flexibel ist.“

Durchdacht hat Hannah ebenfalls ihre Berufswünsche. Zu denen passt ihr Projekt gut: „Ich will Grundschullehramt studieren, und die Mädchen im Waisenhaus sind im richtigen Alter. Da kann ich üben.“ Um den Studienplatz muss sich die Münsteranerin keine Sorgen machen: FSJler können sich im Vorfeld um einen Platz bewerben, der dann für sie reserviert wird.

Dass Hannah sich startklar fühlt, liegt aber nicht nur an diesen äußeren Faktoren, sondern vor allem an der Vorbereitung durch das Referat Weltkirche. „Die fand ich ganz klasse“, sagt sie. Sogar von Afrika aus werde sie sich bei den Mitarbeitern gut aufgehoben fühlen: „Wenn ich dort bin, bin ich für die nicht erledigt, sondern kann sie weiter jederzeit ansprechen.“

Zugute kommt Hannah, dass das Freiwillige Soziale Jahr nicht ihr erster Auslandsaufenthalt ist. 2010 war sie dreieinhalb Monate in England sowie zweieinhalb Monate in Frankreich. Der Unterschiede zum Auslandsjahr ist sich Hannah allerdings bewusst: „Ein ganzes Jahr ist schon was anderes, außerdem habe ich ja keine Gastfamilie, sondern lebe mit den Kindern.“

Umso wichtiger ist ihr die Unterstützung ihres Umfelds. Ihre Eltern, die auch die bisherigen Auslandsaufenthalte befürwortet hatten, tragen ihr Vorhaben positiv mit. Viele Freunde wollen selbst ins Ausland und haben daher Verständnis. Hannahs Freund tat sich schwerer: „Aber wir reden viel darüber, und wenn es nicht zu teuer ist, besucht er mich.“ Auch die Eltern planten eine Reise nach Mosambik.

Wird Hannah außer diesen Menschen noch mehr Deutsches in Afrika vermissen? Sie lächelt: „Nach dem England-Aufenthalt mussten meine Eltern zum Abholen Körnerbrötchen mit Nutella und Camembert mitbringen – ordentliches Körnerbrot hat mir echt gefehlt.“ Mit oder ohne Körnerbrot: Wichtiger sind die Erfahrungen, die in Mosambik warten. „Ich möchte ganz andere Menschen und eine ganz andere Kultur kennen lernen:“ Zu diesem Zweck hofft Hannah auf Ausflüge mit ihren Schützlingen ebenso wie auf eine Rundreise mit den anderen Bistums-Freiwilligen während des gemeinsamen Zwischenseminars in Tansania.

Aller Reiselust zum Trotz betont sie aber: „Ich komme nicht als Touristin nach Mosambik.“ Bei aller Faszination für Afrika gehe es ihr auch nicht zuerst um dieses Ziel: „Wenn es so wäre, hätte ich einfach dort jobben können.“ Hannah aber will mehr: „Ich fand das Freiwillige Soziale Jahr immer schon klasse, weil man anderen Menschen hilft, egal wo.“ Dass sich dieser Einsatz für andere mit ihrem Traumziel Afrika verbinden lasse, sei zusätzliches Glück.

Bei so viel Stimmigkeit könnte eine weitere Karte, die bei Familie Oelkers in der Küche hängt, das Leitwort für Hannahs Aufbruch nach Afrika liefern. Sie zeigt eine Redensart auf Swahili, das auch im Norden Mosambiks gesprochen wird: „Hakuna matata“. Auf deutsch heißt das so viel wie „Es gibt keine Schwierigkeiten.“

Freiwilligendienst im Ausland mit dem Bistum Münster

Seit 1991 ist das Bistum Münster Träger für Freiwilligendienste im Ausland. Rund 250 junge Menschen haben bislang über das Bistum diesen Dienst in Lateinamerika und Afrika absolviert.

Zuständig für den Freiwilligendienst ist das Referat Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat. Dort verstehen die Verantwortlichen ihn als Sozialen Lerndienst, in dem junge Leute vor einem unbekannten interkulturellen Hintergrund ihr Werteverständnis hinterfragen und gleichzeitig eine sinnvolle Tätigkeit übernehmen.

Bewerbern können sich Interessierte zwischen 18 und 27 Jahren beim Referat Weltkirche jeweils bis zum 15. Oktober für eine Ausreise im folgenden Sommer. Ein Team, zu dem neben zwei Hauptamtlichen 14 ehemalige Freiwillige gehören, trifft eine Vorauswahl. Die dabei ausgesuchten etwa 60 Personen treffen sich Ende November zu einem dreitägigen Auswahlseminar.

Die dabei erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerber macht das Bistum in zwei Blöcken fit für ihren Dienst. Inhalte sind die neue Kultur, Gesundheitsprophylaxe, Gewaltprävention und Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie eigene Stärken und Schwächen, Kommunikation, Konfliktlösung, das Leben als Deutsche/r im Ausland sowie der Umgang mit Abschied und Einsamkeit. Begleitend werden alle Freiwilligen durch ihre Vorgänger mit projekt- und länderspezifischen Informationen versorgt.

Sprachkurse, ein Zwischenseminar im Projektland sowie ein Rückkehrseminar runden die Begleitung durch das Bistum ab.

Die Kosten für Flug, Unterkunft, Verpflegung, Versicherung, Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung werden übernommen. Zusätzlich erhalten die Freiwilligen 100 Euro Taschengeld monatlich. Das Kindergeld wird weitergezahlt. Alle Teilnehmer werden kranken-, haftpflicht- und invaliditätsversichert.

Weitere Infos gibt es unter ww.bistum-muenster.de/auslandsdienste.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de