Herz-Jesu-Kirche in Hamm Bockum-Hövel profaniert

, Kreisdekanat Warendorf

Mit einem feierlichen Freiluftgottesdienst hat die Pfarrei Heilig Geist in Hamm Bockum-Hövel Abschied von der Herz-Jesu-Kirche genommen. Weihbischof Zekorn profanierte das Gebäude am 28. Oktober im Beisein von rund 100 Menschen. Die 1928 erbaute Kirche war im Januar 2019 durch einen technischen Defekt der Krippe in Brand geraten und konnte seitdem nicht mehr genutzt werden. Inzwischen wurde ein Investor gefunden, der einen Umbau entweder zu einer Wohnanlage mit seniorengerechten Wohnungen einschließlich Gemeinschaftsräumen plant oder soziale Einrichtungen wie beispielsweise einen Kindergarten vorsieht. 

raußen vor der Herz-Jesu-Kirche in Bockum-Hövel feierte Weihbischof Dr. Stefan Zekorn einen Gottesdienst anlässlich der Profanierung des Kirchengebäudes.

© Pfarrei Heilig Geist

Als einen schmerzlichen Moment bezeichnete Weihbischof Zekorn den notwendigen Schritt der Profanierung in seiner Predigt. „Da sind Gefühle der Trauer und des Abschieds von einem Bau, mit dem man persönlich über Jahre und Jahrzehnte sehr verbunden ist, einem Bau, mit dem viele Lebensgeschichte verbunden sind“, brachte er sein Verständnis für die Gefühle der Gemeinde zum Ausdruck. Auch für ihn sei die Aufgabe des Kirchengebäudes „ein schwer verständlicher Akt“, schließlich sei die Kirche einmal geweiht worden, um dem Volk Gottes Raum zu geben, sagte Zekorn und erinnerte an die Entstehung der Kirche. Der Bedarf sei entstanden, weil die Bevölkerung in den Gemeinden Bockum und Hövel zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts rasant angestiegen sei, besonders in der Bergarbeitersiedlung Radbod. 

Der Schwelbrand 2019 habe zwar den Auslöser gegeben, doch die Aufgabe der Kirche liege auch in der drastischen gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklung begründet. Die Zahl der Gottesdienstbesucher gehe seit dem 1. Weltkrieg – mit Ausnahme der Nachkriegsjahre – kontinuierlich zurück, auch die Zahl der Pfarreien, Verbände und Gruppen sowie der Ordensniederlassungen nehme ab. Die Krisen in der Kirche und der große Vertrauensverlust unterstützen die zunehmende Säkularisierung. „Wenn wir uns heute von der Herz-Jesu-Kirche verabschieden, dann ist das durchaus ein dramatisches Zeichen für den Glaubensschwund in unserer Gesellschaft“, führte der Weihbischof aus. 

Zekorn ermutigte zu einem Blick ins Evangelium. „Innere Probleme und äußere Bedrängnis der Kirche gehörten bereits zum Alltag der ersten Gemeinden“, erklärte er und ergänzte, dass viele Schriften des Neuen Testaments überhaupt erst als Reaktion auf eine Krise entstanden seien. Das Kreuz, das auch die Herz-Jesu-Kirche geprägt habe, erinnere an die entscheidende Dimension des Glaubens: „Jesus Christus hat das Kreuz auf sich genommen, um uns gerade für die schwierigen Situationen unseres Lebens einen Weg zu öffnen“, verdeutlichte der Weihbischof. Und so lade das Kreuz dazu ein, daraus zu leben, dass Gott in jeder Situation des Lebens nahe sei – „auch in den schweren“, betonte er. 

An der Vorbereitung und Durchführung des Gottesdienstes waren unter anderem das Seelsorgeteam, Vertreterinnen und Vertreter des Kirchenvorstands und des Pfarreirates, die Küster und Pfarrsekretärinnen sowie Kirchenmusiker Andreas Schwanewilms beteiligt. Im Anschluss nutzten viele der Anwesenden die Gelegenheit zu einem letzten Blick in die beleuchtete Kirche und tauschten sich über Erlebtes in und mit der Herz-Jesu-Kirche aus. Zur Erinnerung wurden Postkarten mit dem Motiv des Gebäudes verteilt. 

Ann-Christin Ladermann

© Pfarrei Heilig Geist