„Eine gewisse Spannung liegt in der Luft“, weiß Langenfeld. Gottesdienstbesucher und Pilger seien neugierig darauf, wie das Innere wirke. Fest steht: Die Gnadenkapelle ist zwar äußerlich barock gestaltet, innen aber werden nicht mehr viele Hinweise auf die geschichtliche Epoche zu finden sein. „Jede Zeit hat die Kapelle nach ihren Vorstellungen gestaltet“, erklärt der Propst. Allerdings sei eine für den Barock typische symmetrische Form wiederhergestellt worden, beispielsweise durch Kerzenwände links und rechts. Die Symmetrie gebe eine klare Ausrichtung vor, in deren Mittelpunkt das Gnadenbild und der Tabernakel stehen.
Auch optisch sei dies herausgearbeitet worden: „Das Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes steht vor einer leuchtend goldenen Wand“, beschreibt Langenfeld. Je nach Sonneneinstrahlung wirke das Gnadenbild unterschiedlich farbintensiv. „Eigentlich ist die Darstellung sehr dunkel, sie ist Ausdruck von Verlust, Leid, Schmerz und Tod. Aber die neue Gestaltung nimmt ihr etwas von diesem Ausdruck, lässt sie weicher erscheinen und verdeutlicht damit: Wir können uns diesem Bild vertrauensvoll nähern, weil es von einer viel größeren Hoffnung umgeben ist“, erklärt Langenfeld.
Besonders ist auch der neue Altar aus Stein: Bischof Genn wird dort Reliquien des Heiligen Martin von Tours und des Seligen Clemens August Kardinal von Galen einsetzen. Und die Weihe selbst, sie ist vor allem etwas „fürs Auge“, wie Propst Langenfeld betont: „Der Altar steht zwischendurch in Flammen.“ Weil nur wenige Besucher einen Platz finden würden, wird die Segnung der Gnadenkapelle und die Weihe des Altars am 28. April in Bild und Ton in die Propsteikirche übertragen, wo der Bischof den Gottesdienst beginnt und beschließt.
Apropos Technik: Auch auf diesem Gebiet hat sich in der Gnadenkapelle vieles getan. Neben einem neuen Beleuchtungskonzept gibt es erstmals eine Lautsprecheranlage für innen und außen und eine neue Alarmanlage. Auch Liednummern können künftig digital angezeigt werden.
Viele Stunden Arbeit haben die Handwerker aus Telgte und ganz Deutschland in die Umgestaltung der Kapelle investiert. „An dem Projekt beteiligt waren aber viel mehr Personen“, weiß Langenfeld. Ob Künstlerin Ingrid Bussenius aus Köln, der Telgter Architekt Ralf Pohlmann, Diözesankonservator Dr. Udo Grote oder Mitglieder des Kirchenvorstands und des Wallfahrtsausschusses – sie alle haben sich dafür eingesetzt, dass die Kapelle passend zur Wallfahrtseröffnung fertig wird. „Und es hat sich gelohnt“, fügt der Propst mit leuchtenden Augen hinzu.
Der Gottesdienst zur Wallfahrtseröffnung am Samstag, 28. April, beginnt in diesem Jahr bereits um 19 Uhr. Anschließend ziehen die Gläubigen mit einer Lichterprozession durch die Stadt.
Ann-Christin Ladermann