Hospizleiterin spricht sich gegen Legalisierung der assistierten Sterbehilfe aus

"Die Hospiz- und Palliativversorgung muss ausgebaut werden." Das hat Barbara Sonntag, Leiterin des St.-Franziskus-Hospizes Recklinghausen, mit Blick auf die anstehende Entscheidung des Bundestages über die Möglichkeit eines assistierten Suizids jetzt im Gespräch mit "Kirche+Leben" unterstrichen.

In der aktuellen Ausgabe der Münsteraner Kirchenzeitung bringt Sonntag ihren Wunsch zum Ausdruck, dass es keine Legalisierung der assistierten Sterbehilfe geben wird. Im Hospiz werde ein Todeswunsch zwar ernstgenommen, es werde aber auch eine Auseinandersetzung darüber ermöglicht.

"Meine Erfahrung zeigt mir: Wenn man darüber spricht, woher diese Todeswünsche kommen, dann stehen sie eigentlich immer neben einem Lebenswunsch", sagt Barbara Sonntag. Die Mitarbeiter im Hospiz und in der Palliativversorgung könnten dabei Hilfestellungen geben: Zum Beispiel in Gesprächen über die Ängste, die ein Mensch habe. Oftmals gehe es dabei um die Angst vor Luftnot, Schmerzen oder Einsamkeit.

Sonntag widerspricht der These, dass Hospize Orte seien, die Menschen beim Sterben helfen. "Wir begleiten sie beim Sterben. Das ist etwas anderes. Wir lassen sie nicht allein – und zwar mit allem, was sie bewegt." Es sei eine große Aufgabe, sich auf jeden Einzelnen im Hospiz einzulassen, betont die Leiterin des St. Franziskus-Hospizes im Gespräch mit "Kirche+Leben". Konkret bestehe eine solche Begleitung in der Aufklärung, was medikamentös und pflegerisch möglich sei, um Schmerzen oder auch Luftnot zu lindern. "Das können wir nicht allein, wir sind ein großes Team, zu dem ja auch Pfleger, Ärzte, Therapeuten, Seelsorger gehören", sagt Sonntag.

Dennoch seien Hospize durchaus auch Orte des Lebens: "Wir lachen hier viel! Ich glaube, das überwiegt sogar das Weinen", versichert sie. Wichtig sei es, den todkranken Menschen die Angst vor dem Sterben zu nehmen. Dies sei ein Prozess, der beginnen kann, sobald jemand im Hospiz eingezogen sei.

Zwölf Zimmer gibt es im St. Franziskus-Hospiz, die Nachfrage ist jedoch deutlich höher. Von 500 Anfragen im vergangenen Jahr konnten zwischen 130 und 160 Patienten aufgenommen werden. Ethische Kriterien würden dabei helfen, zu entscheiden, wer kommen darf. Zum Beispiel schaue man, ob Menschen noch Familie haben oder nicht oder ob es – etwa bei jungen Patienten – Kinder gebe, die mit begleitet werden müssen, erklärt Barbara Sonntag.

Wie die Leiterin des Hospizes selbst sterben möchte, weiß sie bereits: "Ich möchte zu Hause sterben. Das ist nicht gegen das Hospiz gemeint, das Hospiz wäre sicherlich meine nächste Wahl. Aber am liebsten möchte ich in meiner Wohnung sterben", sagt Barbara Sonntag.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de