Hospiztag stellt Spiritualität und Palliative Care in den Mittelpunkt
"Für das gute Sterben, den guten Tod, gibt es kein Schema." Davon ist Prof. Dr. Birgit Heller, Religionswissenschaftlerin an der Universität Wien, überzeugt. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit den interreligiösen und spirituellen Dimensionen von Sterben, Tod und Trauer.
Beim 14. Nordwestdeutschen Hospiztag am Mittwoch, 15. Juni, in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster hat sie den einleitenden Vortrag zum Thema "Spiritualität und Palliative Care – Sterben ist mehr als Organversagen" gehalten.
"Spirituelles Sorgen ist zunächst eine Aufgabe der jeweiligen Person, also Selbstsorge, die nur möglich ist vor der Erfahrung, in der Sorge und Umsorge anderer aufgehoben und gehalten zu sein", erklärt sie. Spätestens im Angesicht des Todes drängten sich für viele Menschen Fragen nach dem Sinn des Ganzen auf. Die religiös-spirituellen Antworten auf die Bedeutung von Leben und Tod seien verschieden und begründeten verschiedene Sterbekulturen, betont die Wissenschaftlerin. Daher seien den Bemühungen um ein gutes Sterben Grenzen gesetzt.
Gemeinsam mit ihrem Mann, Prof. Dr. Andreas Heller, Lehrstuhlinhaber für Palliative Care und Organisationsethik an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Universität Klagenfurt, Graz und Wien, hat sie ein Buch mit dem Titel "Spiritualität und Spiritual Care. Orientierungen und Impulse" publiziert. "Wir verstehen Spiritual Care als eine Form professioneller und kommunaler Partizipation, die Leiden und Tod in der Gemeinschaft neu verortet, beides zu einem sichtbaren Teil des Lebenszyklus macht und auf einer Kultur der wechselseitigen Sorge basiert", erklärt Birgit Heller.
Der 14. Nordwestdeutsche Hospiztag, der in Zusammenarbeit mit dem Johannes-Hospiz Münster, dem Franziskus-Hospiz Hochdahl, Erkrath, dem Hospiz zum Heiligen Franziskus Recklinghausen und dem Hospiz- und Palliativverband NRW stattfindet, stellt das Hospiz als ein Symbol für das gute Sterben und als einen Gegenentwurf zu einer unwürdigen Apparatemedizin in den Mittelpunkt. In Workshops vertieften die Teilnehmer verschiedene Aspekte des Themas "Spiritualität und Palliative Care". Sie beschäftigten sich unter anderem mit kultursensiblen Fragen in der Begleitung am Lebensende sowie Spiritualität als Thema für das Hospizteam.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 15.06.16
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Foto: Ann-Christin Ladermann