Indische Gäste bei Erntedankfest der Nienberger KLJB

, Stadtdekanat Münster

Ein Altar aus Heuballen, ein Kreuz aus Stroh: Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Nienberge hatte am 5. Oktober traditionell zum Erntedankgottesdienst auf den Hof Suttrup eingeladen – in diesem Jahr mit weltkirchlichem Flair. Denn Pfarrer Jose Chirackal und Pater John Pudussery aus dem Nordosten Indiens waren zu Gast. Die beiden indischen Geistlichen gehören zu einer Delegation, die an der Eröffnung des Monats der Weltmission durch das Hilfswerk „missio“ am Sonntag, 6. Oktober, in Münster teilnehmen. Der Nordosten des Subkontinents ist in diesem Jahr Partnerregion des Monats der Weltmission. Begleitet wurde der indische Besuch von Hans-Georg Hollenhorst, „missio“-Referent im Bistum Münster, sowie Theresa Mehring und Johannes Hunkenschröder vom Diözesanvorstand der KLJB.

Eine musikalische Kostprobe auf der Bambusflöte gab Pater John Pudussery.

© Bistum Münster

„Als ich diese Halle betreten habe, hatte ich das Gefühl, schon mal hier gewesen zu sein“, sagte Pater John mit Blick auf die vielen Früchte und Erntegaben, die die KLJB vor dem Altar aufgebaut hatte. Schon zückte er ein Foto, das das Erntedankfest in der Don-Bosco-Schule in der indischen Kleinstadt Palin zeigt, dessen Leiter er ist. „Es ist wunderbar, Parallelen zwischen unserer und eurer Kultur zu sehen“, freute sich der 53-Jährige. Die meisten Schüler in seiner Schule gehören zu den Nyishi. Ihre Dörfer liegen oft mehr als eine Tagesreise entfernt und die Unterbringung an der Schule ist häufig die einzige Möglichkeit, überhaupt eine Schule zu besuchen. Wichtig für die Kinder und Jugendlichen sei die Musik, berichtete Pater John, der an der Schule eine Musikgruppe leitet. „Tanzen, singen, beten – das ist ein zentraler Teil unseres Lebens“, sagte er und freute sich deshalb besonders über die musikalische Gestaltung des Erntedankgottesdienstes durch den Nienberger Musikzug. Eine musikalische Kostprobe gab der indische Pater anschließend höchstpersönlich – auf einer Bambusflöte. 

Die vielen Kürbisse, Zucchini und Maiskolben vor dem Altar zu sehen, freuten auch Pfarrer Jose Chirackal. Seit mehr als 40 Jahren lebt der Priester in den Garo-Bergen und leitet dort das Pastoralzentrum in Tura. Seine Gemeinde gehört zu den Garo, einer Volksgruppe, die vor hundert Jahren in die Berge Meghalayas migriert sind. „Vor und nach der Ernte opfern die Garo Tiere und Lebensmittel“, berichtete er, „dann wird immer ein großes Fest gefeiert.“ 

Pfarrer Jose hat vor Ort mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Manche Männer und Jugendliche suchen ihr Glück in den illegalen Kohleminen in den südlicheren Garo-Bergen. Immer wieder sterben Menschen bei dieser lebensgefährlichen Arbeit. Die Kirche kläre deshalb über die Gefahren des risikoreichen Bergbaus auf. „Und wir fördern die Bildung von Kindern und Jugendlichen, unterhalten Internate für diejenigen, die weit von einer Schule entfernt wohnen“, erklärte Pfarrer Jose. 

Im Anschluss an den Gottesdienst, bei dem Pastor Daniel Zele gemeinsam mit den indischen Geistlichen am Altar stand, verwandelten die KLJB-Mitglieder die Landmaschinenhalle binnen kürzester Zeit in einen Partyraum, damit die traditionelle Erntedankparty steigen konnte.

Ann-Christin Ladermann