Interkulturelle Aktionstage am Overberg-Kolleg in Münster

Unter dem Motto "Grenzen überwinden und einander begegnen" hat sich das Overberg-Kolleg in Münster am 23. und 24. Juni mit der weltweiten Flüchtlingsproblematik auseinandergesetzt.

Die zwei Aktionstage nutzten die Studierenden des Kollegs, um sich mit der Situation der Flüchtlinge zu befassen. Sie wollten verstehen, warum tausende Flüchtlinge unter Einsatz ihres Lebens versuchen, die Grenzen nach Europa zu überwinden. Die Projekttage am Overberg-Kolleg, dem Weiterbildungskolleg des Bistums Münster, auf dem man das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg erlangen kann, fand in Kooperation mit der EU-Projektgruppe "Wir für uns in Europa!" statt.

"Um uns herum brennt die Welt und wir tun so, als ob es uns nichts angehen würde", sagte Karin Badde-Struß vom Organisationsteam der Aktionstage. "Die große Flüchtlings-katastrophe kam uns plötzlich so nahe, als Flüchtlinge in unserer unmittelbaren Nachbarschaft untergebracht wurden", erklärte Badde-Struß die Wahl der Thematik der diesjährigen Projekttage. Es sei an der Zeit gewesen, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen, eigene Positionen zu beziehen und auch zu schauen, wie man helfen könne. "Diese Tage dienten der Bewusstseinsbildung."

Knapp ein Jahr hat die Vorbereitung dieser Aktionstage gedauert, es musste ein Konzept entworfen, Workshops entwickelt und Kooperationspartner gefunden werden. Am Dienstag war es dann soweit: die Studierenden konnten zwischen 17 Workshops wählen. "Wir haben dabei einen großen Spannungsbogen aufgebaut", erklärte Badde-Struß. Von einer Fahrradwerkstatt über eine Trommelgruppe, ein Spielkasino bis hin zu einem philosophisch-theologischen Workshop, der sich mit der Schrift "Empört euch!" des französischen Schriftstellers Stéphane Hessel beschäftigte, konnten sich die Studierenden das für sie Interessante heraussuchen. "Es herrschte eine tolle, entspannte und gelassene Arbeitsatmosphäre", freute sich Badde-Struß.

"Mobilität ist besonders in einer Stadt wie Münster wichtig", sagte Marius Rolke. Der 23jährige Student brachte in den Räumen des ADFC Münster zusammen mit elf Kommilitonen sechs alte Fahrräder wieder in Schuss, um sie den Flüchtlingen als Willkommensgeschenk zu überreichen. "Das ist besser als ein Händedruck, wir wollen ihnen Bewegungsfreiheit schenken." Neben der guten Tat "hat es auch noch tierisch viel Spaß gemacht." Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: fünf verkehrstaugliche Fahrräder. Als die Gruppe um Marius Rolke die Fahrräder am Mittwoch gleich an eine Flüchtlingsfamilie aus Serbien übergeben konnte, stand ihr der Stolz ins Gesicht geschrieben.

Den konnte auch Georgios Tsakalidis, Mitglied des Integrationsrates der Stadt Münster, nicht trüben, als er auf der abschließenden Podiumsdiskussion sagte: "Nicht Fahrräder für Migranten machen, sondern mit ihnen. Das ist nachhaltiger." Denn "Flüchtlinge wollen nicht nur willkommen geheißen werden, sondern mitmachen."

Ruprecht Polenz, ehemaliger Bundestagsabgeordneter aus Münster, gab während der Diskussion einen Überblick über die weltweiten Flüchtlingsströme und nannte erschreckende Zahlen: "Nach Aussage des Uno-Flüchtlingshilfswerks sind über 60 Millionen Menschen auf der Flucht." 630.000 Flüchtlinge würden allein in Deutschland leben. Polenz forderte dazu auf, die Flüchtlinge nicht nur als Bedrohung zu sehen, "sondern auch als Bereicherung", vor allem angesichts des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels. "Dass die Menschen hier sind ist eine Chance für sie, aber auch für unser Land.

"2.186 Flüchtlinge sind dieses Jahr nach Münster gekommen, davon sind über 50 Prozent jünger als 25 Jahre", brachte Dagmar Arnkens-Hormann, Sozialamtsleiterin der Stadt Münster, die Flüchtlingszahlen für Münster ins Gespräch. Ende des Jahres würden es 2.500 bis 3.000 sein. Jeden Monat würden uns 150 neu zugewiesen. "Das hat es so in Münsters Geschichte noch nie gegeben", erklärte die Sozialamtsleiterin. "Wir heißen sie aber vom ersten Tag an willkommen und kümmern uns um sie. Besonders betonte sie das ehrenamtliche Engagement vieler hundert Münsteraner und Münsteranerinnen.

"Die haben keine Kreuzfahrt hinter sich und sind nicht zu ihrem Vergnügen hier", erklärte Helmut Flötotto von der Caritas Münster. Flötotto machte sich für ein "vernünftiges Zuwanderungsrecht" stark, "denn mit dem bisherigen Asylrecht kommen wir nicht weit." "In Münster leben über 150 Kulturen und Nationalitäten friedlich zusammen", fuhr Georgios Tsakalidis fort und forderte dazu auf, dass "die Bürger die kulturelle Vielfalt als Reichtum ihrer Stadt anerkennen sollen."

Folgende Kooperationspartner haben die Aktionstage unterstützt: Caritas Münster, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), Amnesty International Hochschulgruppe Münster, Misereor, Christliche Arbeiterjugend Deutschland e.V., Münster (CAJ), Cinema, Fahrrad-Werkstatt, Kunstatelier, Katholische Junge Gemeinde (KJG) und die Gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender e.V. (GGUA).

Text: Bischöfliche Pressestelle
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