Pater Firas Lutfi, Franziskaner und Ordensoberer für den Libanon, Syrien und Jordanien, gab mit seiner Präsenz der achten Interreligiösen Friedenswallfahrt in Kevelaer eine besondere Tiefe. Nicht nur, weil er die weiteste Anreise hatte, sondern auch, weil er nie aufgegebene Hoffnung auf Frieden mit im Gepäck hatte.
Im Forum Pax Christi waren an Nachmittag des 28. August Moslems, Juden und Christen zusammengekommen, um sich gemeinsam auf den Weg zu machen, Zeichen für Frieden zu setzen und gemeinsam zu beten. Getragen wurde die interreligiöse Friedenswallfahrt von den christlichen Gemeinden Kevelaers, der Aktion pro Humanität, Ahmad Aweimer vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und Michael Rubinstein, Verwaltungsleiter der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg.
Eine Wallfahrt für den Frieden, den die abrahamitischen Religionen nur gemeinsam erreichen können, wie die Vertreter der Glaubensgemeinschaften betonten. Gemeinsam, weil „wir alle an den gleichen Gott glauben“, hatte Pater Lutfi bereits im Vorfeld der Friedenswallfahrt betont. Der Pater berührte die Menschen mit seiner Zuversicht und seiner Hoffnung, dass es immer noch gelingen kann, Frieden zu stiften. Trotz des momentanen großen Unfriedens in der Welt – vor allen Dingen in seiner syrischen Heimat und in der Ukraine.
Der Leitgedanke der Interreligiösen Friedenswallfahrt im von Krisen und Krieg geprägten Jahr lautete übrigens „Auf Tuchfühlung gehen". Passend dazu wurden von Menschen in verschieden Ländern wie beispielsweise dem Niger, Benin, Syrien, der Ukraine und Deutschland Friedenstücher gestaltet. Pater Firas Lutfi brachte das Tuch aus Aleppo mit, welches kriegstraumatisierte Kinder gemeinsam gestaltet hatten. Diese einzelnen Tücher wurden am Sonntag an mehreren Stationen zu einem beeindruckenden, großen Band zusammengebunden.
So auch im Forum Pax Christi. Dort hatte Pfarrer und Rektor der Wallfahrt Gregor Kauling die Gäste begrüßt und betont, dass „Frieden der Herzschlag unserer Welt“ ist und der Motor dafür „die Weltreligionen“. Neben Aweimer und vielen anderen stellte auch Michael Rubinstein ein mitgebrachtes Tuch und die Entstehung des Leitmotivs vor. „Auf Tuchfühlung gehen hat ja mit Nähe zu tun, diese zuzulassen. Damit, miteinander ins Gespräch zu kommen“, erklärte er. Vom Forum aus zog die Friedensprozession über die Hauptstraße zum Roermonder Platz und weiter zum Abschlussgebet im Klarissenkloster. Neben der spirituellen Friedensbotschaft wurde auch visuell deutlich: Der Frieden ist bunt – er bringt Farbe in die Welt.
Anke Gellert-Helpenstein