Fiesta, Familie und viele Fragen

Oldenburger Gruppe aus Atotonilco: Die deutsche Gruppe, die den Ort besucht hat (vorne Raphael Olberding)
© Benedikt Feldhaus„Von der Gastfreundschaft der Menschen können wir uns wirklich eine dicke Scheibe abschneiden“, sagt die Dammerin Maria Meyer (24). Sie war in Atotonilco fünf Tage alleine in einer Gastfamilie untergebracht. „Am Anfang fiel mir das schon etwas schwer“, gesteht sie. „Mit jedem Tag aber wurden die sprachlichen Barrieren und kulturellen Unterschied weniger wichtig.“
Der Cloppenburger Raphael Olberding (25) hatte mit der Sprache weniger Probleme. Aufgrund eines vorherigen Auslandsaufenthaltes in Peru spricht er gut Spanisch. „Trotzdem ist es immer wieder eine Herausforderung, auf fremde Menschen und Familien zuzugehen“, meint er. Wahrscheinlich sei das für beide Seiten so, aber es lohne sich, den Mut zu haben. „Es gibt selbst in einer so kurzen Zeit viele schöne Momente und großartige Erlebnisse“, fügt er hinzu. Das sei einfach bereichernd.
In Atotonilco hat die Gruppe einen tiefen Einblick in das Leben der Familien bekommen. Beim gemeinsamen Taco-Essen und Fiesta feiern haben sie regionale Musik und Kultur kennengelernt. Doch auch die Lebensbedingungen der Menschen waren Teil des Programms. So war die Mitarbeit in einem Migrantenhaus für alle eine wichtige Erfahrung. Menschen auf der Flucht - meist aus Honduras, Guatemala und El Salvador - machen dort auf ihrem harten Weg in die USA eine kurze Pause. Sie werden mit Essen und Kleidung versorgt und können sich bei Bedarf ein paar Stunden ausruhen. „Wir haben dort richtig mit angepackt. Ob in der Küche beim Kochen, bei der Ausgabe von Klamotten oder beim Putzen der Schlaf- und Sanitärräume. Alle waren mit Eifer dabei“, erzählt Raphael. Einen halben Tag hat die Gruppe dort verbracht.
„Es war ein gleichermaßen schönes wie krasses Erlebnis“, fügt Maria Meyer hinzu. Um schneller voranzukommen, sprängen die Migranten auf Züge auf oder von ihnen herab. Weil sie sich dabei schwere Verletzungen zuziehen können, gebe es dort auch medizinische Versorgung. „Auch andere Gefahren drohen ihnen auf dem schweren Weg. Ca. ein Drittel schafft ihn überhaupt nicht. Es macht schon betroffen, Menschen zu helfen und sie dann ins Ungewisse zu entlassen und nicht zu wissen, was mit ihnen passiert“, sagt sie. Dennoch zählt auch diese Erfahrung zu den vielen positiven und prägenden Erlebnissen. Die Zeit sei wie im Fluge vergangen. „Am Ende bin ich sogar zu einer großen Geburtstagsfeier einer Mexikanerin eingeladen worden“, erzählt Maria. In Mexiko ist es üblich, den 15. Geburtstag der Mädchen mit einer großen Fiesta zu feiern. Ende April 2019 ist der Termin. „Ich hab ihn mir in meinen Kalender eingetragen“, lacht Maria Meyer. Sie freut sich zwar schon auf Südoldenburg und ihre Wahlheimat Vechta, aber zurückkommen nach Atotonilco möchte sie auf jeden Fall.
Mittlerweile ist die Gruppe aus dem Bistum Münster auf den Weg nach Panama. Dort hofft sie auf weitere Erlebnisse beim Weltjugendtag.
Text/Fotos: Benedikt Feldhaus