Kirchen in Münster setzen ein Zeichen für Vielfalt und Frieden

, Stadtdekanat Münster

„Wieder kommen Menschen nach Münster, unter deren Parteinamen Unsägliches gesagt wurde und wird. Personen mit solch menschenverachtenden Weltbildern müssen in unserer Stadt – der Friedensstadt Münster – auf massiven Widerstand treffen.“ Mit diesen deutlichen Worten hat der katholische Stadtdechant Jörg Hagemann – zeitgleich zu den Protesten gegen den Neujahrsempfang der AfD auf dem Prinzipalmarkt – bei einem ökumenischen Gebet für Frieden in der Stadt und in der Welt aufgerufen. In der Überwasserkirche forderte Hagemann zum Einsatz für den „Frieden in den Herzen aller Menschen“ auf, „auch für einen Frieden bei den Menschen, die sich so schwer damit tun, dass Gottes Schöpfung so bunt ist“. 

„Es ist gut, dass Gott die Menschen so bunt, unterschiedlich und vielfältig geschaffen hat“, betonte Stadtdechant Jörg Hagemann beim Friedensgebet.

© Bistum Münster

Rund 250 Menschen folgten der Einladung des katholischen Stadtdekanats, des evangelischen Kirchenkreises und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in Münster zum Friedensgebet und setzten so ein Zeichen für „eine vielfältige und bunte Welt“. Hagemann fand klare Worte: „Ich merke, dass ich müde werde, dass ich es satt bin: Frieden, Toleranz, Dialogbereitschaft, Fremdenfreundlichkeit – das sollte doch selbstverständlich sein“, sagte er. Weil dies nicht der Fall ist, seien Christinnen und Christen in der Friedensstadt Münster und überall auf der Welt aufgefordert, sich für diese gefährdeten Werte einzusetzen. 

Friedenslichter als symobles Zeichen

„Es ist gut, dass Gott die Menschen so bunt, unterschiedlich und vielfältig geschaffen hat. Dafür steht auch die Stadt Münster, in der Menschen aus mehr als hundert Nationen leben, eine Stadt mit einer vielfältigen bunten Religiosität“, betonte Hagemann. Anschließend entzündeten die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer Friedenslichter. Einige von ihnen nahmen diese mit zur Demonstration vor das münsterische Rathaus. 

An der Kundgebung beteiligten sich auch die katholischen Jugendverbände im Bistum Münster. Für den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) setzte Diözesanvorsitzende Anna-Lena Vering ein Zeichen für Vielfalt: „Wir stehen für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung in Kirche und Gesellschaft. Aus dieser Grundeinstellung heraus engagieren wir uns gegen jede Form von Diskriminierung.“ Die AfD instrumentalisiere das Christentum, um Überholtes zu verbreiten. „Wir lassen uns unseren Glauben nicht nehmen“, so Vering. 

Henning Bayer, Mitglied der Diözesanleitung der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), betonte: „Die AfD propagiert einfache Antworten auf komplizierte Fragen. Kinder und Jugendliche brauchen keine einfachen Antworten. Sie brauchen eine gute Begleitung und Unterstützung. In den Jugendverbänden ermutigen wir sie in Gruppenstunden, Zeltlagern und bei internationalen Begegnungen zu selbstständigem Denken und Handeln.“

Mustroph: "Antisemitismus und Rassismus sind Gift für unsere Demokratie"

Pfarrer Martin Mustroph vom evangelischen Kirchenkreis Münster ließ es keine Ruhe, dass sich im Rathaus des Friedens „Menschen treffen, die chauvinistisches, völkisches Ideengut propagieren“. „Das ist unerträglich – und deshalb gehen wir auf die Straße“, betonte er bei der Kundgebung nach dem Friedensgebet. Dass die AfD aus der deutschen Geschichte nichts gelernt habe, sei nichts Neues. Mit dem AfD-Fraktionsvorsitzenden im Thüringer Landtag, Björn Höcke, habe die Partei gar „einen der übelsten Hetzer unseres Landes als Stargast“ eingeladen. „Ein Mann, der den Nationalsozialismus verharmlost, den Holocaust relativiert und eine ‚erinnerungspolitische Wende um 180 Grad‘ fordert. Dass gerade dieser sicher aufschwingt, das ‚christliche Abendland‘ retten zu wollen, treibt mir die Zornesröte ins Gesicht“, machte der evangelische Geistliche deutlich. 

Mustroph appellierte an die Teilnehmenden, aufmerksam zu bleiben und lautstark zu protestieren, wo die Würde und das Lebensrecht anderer angetastet werden. „Antisemitismus und Rassismus sind keine Meinungen, über die man diskutieren könnte, sondern Ausdruck von Unmenschlichkeit und Gewalttätigkeit. Sie sind Gift für unsere Demokratie.“ Er lud dazu ein, dem „dumpfen und stumpfen Weltbild“ das Bild einer freundlichen Gesellschaft entgegenzusetzen: „bunt und vielfältig, queer und quirlig, tolerant und offen.“

Ann-Christin Ladermann

Als Zeichen des Friedens entzündeten die Teilnehmenden Friedenslichter.

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