Parallel dazu wurde beschlossen, die St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche im Stadtteil Dyckburg zum 1. Dezember 2025 an die Rumänisch-Orthodoxe Metropolie für Deutschland zu verkaufen. Die Gemeinde nutzt die Kirche bereits seit neun Jahren regelmäßig. „Wir sind dankbar für die vielen Jahre, in denen wir die Gastfreundschaft der Kirchengemeinde St. Petronilla erfahren durften“, erklärt Pfarrer Dimitrie Ursache von der Rumänisch-Orthodoxen Gemeinde, der im September 2016 in der St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche die Priesterweihe empfangen hat. Er kündigt an: „Für uns ist es selbstverständlich, dass wir diese Gastfreundschaft auch umgekehrt leben und aufrecht erhalten werden.“ Das Grundstück bleibt im Eigentum der katholischen Pfarrei St. Petronilla. Das Gebäude wird weiterhin als Kirche genutzt und bleibt tagsüber für Besucher geöffnet.
Mit diesen Entscheidungen reagiert die Kirchengemeinde auf die anhaltenden strukturellen und finanziellen Herausforderungen, mit denen die katholische Kirche in ganz Deutschland konfrontiert ist. Sinkende Mitgliederzahlen, rückläufige Kirchensteuereinnahmen und eine schwindende Zahl von Gottesdienstbesuchern erschweren zunehmend den Erhalt von kirchlichen Gebäuden. Auch die Pfarrei St. Petronilla spürt die Folgen dieser Entwicklung deutlich.
Bereits seit mehreren Jahren befassen sich die Gremien der Pfarrei in Abstimmung mit dem Bischöflichen Generalvikariat mit der Frage, wie das Gemeindeleben langfristig tragfähig gestaltet werden kann. Im Zentrum der aktuellen Beratungen stand die Haushaltsplanung für das Jahr 2026. Dabei war insbesondere der verantwortungsvolle Umgang mit dem kirchlichen Vermögen ein zentrales Thema.
„Dieser Schritt ist schmerzlich für unsere Gemeinde als Ganzes – aber auch für viele persönlich, auch für mich“, betont Pfarrer Jürgen Streuer. Viele Menschen verbänden mit den Kirchen wichtige Stationen im Leben – Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen. Freudige Momente, aber auch stille Momente des Gebets, des Trostes. „Aber wir haben diesen Schritt sorgfältig abgewogen. „Wir wollen unsere Kräfte bündeln, damit Kirche auch in Zukunft vor Ort lebendig bleibt: als Raum des Glaubens, des Miteinanders und der Hilfe für andere.“ Der Kirchengemeinde sei es ein besonders Anliegen, trotz aller Veränderungen Orte des Miteinanders und der Seelsorge zu bewahren. „Die Entscheidungen sind keine Absage an das kirchliche Leben – sondern ein bewusster Versuch, dieses unter veränderten Bedingungen zukunftsfähig zu gestalten“, sagt Streuer.
Mit den nun getroffenen Entscheidungen wolle man nicht nur auf die Krise reagieren, sondern die Zukunft aktiv gestalten. Trotz schmerzlicher Einschnitte bleibe das Ziel klar: eine lebendige und zukunftsfähige Kirche vor Ort – im Glauben, in der Gemeinschaft und im Dienst am Menschen.
Die Pfarrei St. Petronilla lädt ein zu einem Gemeindeabend am Montag, 23. Juni, um 18 Uhr in die St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche und um 20 Uhr in die St.-Josef-Kirche. Im Beisein des Ständigen Vertreters des Diözesanadministrators, Dr. Klaus Winterkamp, sowie Vertreterinnen und Vertretern der Fachabteilungen des Generalvikariats, der Gremien und des Seelsorgeteams besteht die Möglichkeit zum Austausch.
Ann-Christin Ladermann