Koreanische Katholiken in Münster: "Emotional, aber nicht engstirnig"

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster, Kreisdekanat Wesel

Zwischen Münster und ihrem Heimatland liegen mehr als 8.000 Kilometer, aber im Glauben sind die Mitglieder der koreanischen Gemeinde Münster deutschen Katholiken nah und durchaus ähnlich. Das meint Dr. Soon-Chim Jung, Sprecherin der koreanischen Katholiken in Münster. Jung vertritt die Interessen der Gemeinde, deren Pfarrer Johannes Dae-Ha Kim in Essen sitzt. Von dort aus betreut er Gläubige in den Bistümern Essen, Münster und Pader-born. Die Pfarrer der 1992 gebildeten Koreanischen Katholischen Gemeinde mit Sitz in Essen werden in der Regel für drei Jahre aus dem Bistum Busan in Korea entsandt.

Porträtfoto von Dr. Soon-Chin Jung, der Sprecherin der koreanischen Katholiken in Münster.

Als Sprecherin der koreanischen Katholiken in Münster ist Dr. Soon-Chin Jung aktiv.

© Bistum Münster / Anke Lucht

„Etwa 120 Katholiken mit koreanischen Wurzeln gibt im Bistum Münster“, sagt Jung. Etwas mehr als 30 von ihnen treffen sich regelmäßig an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat zur heiligen Messe. Eine weitere koreanische Gottesdienstgemeinde versammelt sich jeweils am ersten und dritten Sonntag im Monat in der Kirche St. Josef in Kamp-Lintfort.

Die koreanischen Katholiken in Münster feiern ihre Messen in der Kapelle der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde an der Frauenstraße und nutzen manchmal Räume der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser. „Wir sind dankbar für diese Möglichkeiten“, sagt Jung. Doch hätte es aus ihrer Sicht auch Vorteile, eine Kirche mit nutzen zu können: „Daraus würde sich ein regelmäßiger Kontakt zu einer festen Pfarrei ergeben.“ So aber gestalteten alle Mitglieder den Kontakt zu den Pfarreien ihres Wohnorts individuell. „Eine junge Frau aus unserer Gemeinde ist als Organistin aktiv“, nennt Jung ein Beispiel.

Zusätzlich feiert die koreanische Gemeinde in Münster jeweils am dritten Samstag im Juli ein Sommerfest am Sportzentrum in Gievenbeck. Am dritten Samstag im Dezember findet ein Adventsfest statt. Zu beiden Terminen kommen jeweils bis zu 70 Teilnehmer.

Sie sind jünger, als man es aus vielen deutschen Gemeinden kennt. Nach Jungs Angaben besteht die Münsteraner Gemeinde zur Hälfte aus Studierenden. Da überrascht es nicht, dass sich immer mal wieder Erwachsene aus der Gemeinde heraus taufen lassen. Die Taufen finden in Essen statt. Drei Täuflinge aus Münster waren beim jüngsten Termin im Dezember 2017 dabei.

Auch Jung blieb nach dem Studium in Münster. Mehr als zehn Jahre arbeitete sie im Museum für Lackkunst und ist heute freiberuflich tätig. „Es ist schön, Herkunft und Glauben zu verbinden“, sagt sie über ihre Zugehörigkeit zu koreanischen Gemeinde. Viele ältere Gemeindemitglieder seien als Gastarbeiter eingewandert, „Männer als Bergleute, Frauen als Krankenschwestern.“ Daraus habe sich in den 1970-ern die Gemeinde in Kamp-Lintfort entwickelt. Die Gemeinde in Münster sei im gleichen Zeitraum entstanden, denn in die Universitätsstadt seien stets koreanische Priester zwecks Promotion gekommen.

Die Gottesdienste der koreanischsprachigen Gemeinde findet Soon-Chin Jung gar nicht so viel anders als deutsche. „Anders als zum Beispiel afrikanische Katholiken bringen wir wenig heimatliche Elemente ein“, sagt sie, „abgesehen davon, dass viele Lieder koreanischer Komponisten gesungen werden.“ Noch eine weitere, aus ihrer Sicht wenig positive Gemeinsamkeit sieht sie zwischen deutschen und koreanischen Christen: „Wir beten oft für Kranke und in anderen Fürbitten, aber wenn uns gut geht, vernachlässigen wir manchmal das Gebet.“

In Korea habe der Katholizismus, den Gelehrte im 17. Jahrhundert als Wissenschaft des Westens von China aus einführten, dem traditionellen Glauben widersprochen. „Der den Koreanern wichtige Ahnenkult war mit dem Christentum nicht zu vereinbaren“, sagt Jung, „außerdem war es unvorstellbar, dass Frauen und Männer, Adelige und Nicht-Adelige im selben Raum Gottesdienst feiern.“ 1939 habe der Vatikan den koreanischen Katholiken die Ahnenverehrung in gewissem Rahmen erlaubt, während sie bei koreanischen Protestanten weiter verpönt sei.

Grundsätzlich, betont Jung, seien die Koreaner sehr interessiert an Religionen und ein sehr gläubiges Volk. Koreanische Christen seien „emotional, aber nicht engstirnig und nicht feindselig“ meint sie – eine gute Voraussetzung für christliches Miteinander auch in Münster.

Anke Lucht