Liborius-Statue im St.-Paulus-Dom hat keinen Bischofsstab mehr

, Bistum Münster

Mit dem Wechsel im Bischofsamt kommt das münsterische Domkapitel im St.-Paulus-Dom einer jahrhundertealten Tradition nach: Die Statue des heiligen Liborius, die sich im Dom gegenüber der Astronomischen Uhr befindet, trägt derzeit keinen Bischofsstab. Ein sichtbares Zeichen dafür, dass der Bischöfliche Stuhl von Münster vakant ist.
 

Die Figur des Heiligen Liborius im St.-Paulus-Dom trägt als Zeichen der Sedisvakanz derzeit keinen Bischofsstab.

© Bistum Münster

„Diese Tradition reicht mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurück und macht für die Gläubigen symbolisch sichtbar, dass das Bistum auf einen neuen Bischof wartet“, erklärt Dompropst Hans-Bernd Köppen. Sobald der neue Bischof in sein Amt eingeführt ist, kehrt der Stab an seinen Platz zurück – „als Zeichen dafür, dass der Bischofsstuhl wieder besetzt ist“, betont der Dompropst.

Das Domkapitel passte die Tradition 2015 an. Der Vorgänger von Bischof em. Dr. Felix Genn, Dr. Reinhard Lettmann, verstarb 2013 – fünf Jahre nach seiner Emeritierung. Als ihm der Stab der Liboriusfigur mit ins Grab gegeben wurde, war der Bischöfliche Stuhl von Münster jedoch nicht vakant. Schon seit 2009 war Dr. Felix Genn Bischof von Münster. Der fehlende Stab war also kein Zeichen mehr für die Vakanz des Bischöflichen Stuhles. Das hängt auch mit den Reformen des II. Vatikanischen Konzils zusammen. Es hatte die Altersgrenze der Bischöfe auf 75 festgelegt. 

Wenn ein Bischof nicht im Amt verstirbt – wie in Münster zuletzt 1979 Bischof Heinrich Tenhumberg –, reicht er mit seinem 75. Geburtstags dem Papst sein Rücktrittsgesuch ein. Daher hat – um das Zeichen der Vakanz hervorzuheben – das Domkapitel beschlossen, dass der Stab immer dann der Figur entnommen wird, wenn die Vakanz des Bischöflichen Stuhles eintritt, sei es durch Entpflichtung oder durch Tod des Bischofs. 

Bei der kommenden Einführung oder Weihe des neuen Bischofs soll ihm der Stab übergeben werden, um ihn tags drauf wieder der Figur hinzuzufügen. So zeugt der fehlende Stab von der Vakanz, der beigefügte Stab von der Kontinuität des münsterischen Bischofsitzes.

Dass der Heilige Liborius überhaupt im Dom zu Münster steht, hat seine Wurzeln im Dreißigjährigen Krieg. Seinerzeit brachten Paderborner Domherren die Reliquien ihres Bistumspatrons Liborius nach Münster, weil sie sie dort in Sicherheit glaubten. Der Legende nach ist es diesen Reliquien zuzuschreiben, dass der Krieg in Münster vergleichsweise wenig Zerstörungen anrichtete. Deshalb stiftete der Münsteraner Domherr Johann Wilhelm von Sintzig nach Abschluss des Westfälischen Friedens die Liborius-Statue für den Dom. Das war dann zugleich der Beginn des beschriebenen Brauches.

Vorerst bleibt die Liborius-Statue im Dom also erst einmal ohne Bischofsstab – ein traditionsreiches Symbol für den Übergang im Bistum Münster.

Ann-Christin Ladermann