Michelle Dolhaine absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr
"Nach dem Abitur wollte ich weg vom Lernen. Ich wollte wissen, wie es ist, mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten und einen geregelten Arbeitstag zu haben", sagt Michelle Dolhaine.
Sie absolviert ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Caritas-Wohnheim für Menschen mit Behinderung in Ascheberg. Ihr Einblick in die soziale Arbeit ist intensiv, denn sie lebt und arbeitet für dieses Jahr im Wohnheim.
Seit Herbst arbeitet Dolhaine in der Spätschicht des Caritas-Wohnheims. Für sie und zwei ausgebildete Fachkräfte beginnt um 15 Uhr die Arbeit in ihrer Wohngruppe. Dolhaine bereitet zuerst den Kaffee für die Rentnergruppe vor und begleitet anschließend die Bewohner zum Einkaufen oder zu Arztbesuchen in die Stadt. Um 18 Uhr wird mit einem gemeinsamen Essen das Abendprogramm eingeläutet, das zum Beispiel Arbeitsgemeinschaften zu Handarbeit oder Selbstbehauptung bereithält.
In den ersten Wochen heftete sich die FSJ-lerin an die Fersen der Wohnheimmitarbeiter, um den Arbeitsalltag kennenzulernen. "Mir wurde viel gezeigt, so dass ich nach und nach immer mehr Aufgaben eigenständig erledigen konnte. Anfangs habe ich in der Küche und bei der Wäsche geholfen. Aber dann wollte ich selbst mehr in die Pflege hineinschnuppern. Jetzt übernehme ich unter anderem leichte Duschvorgänge", berichtet sie.
Besonders beeindruckt Dolhaine, mit welcher Ruhe und Geduld die Mitarbeiter des Wohnheims ihre Arbeit machen. "Keiner der Mitarbeiter ist genervt, auch wenn die Arbeit im Wohnheim manchmal anstrengend ist", stellt sie fest. Für sie selbst ist es das Spazierengehen mit ein bis zwei Bewohnern, das ihr am meisten Spaß macht. "Bei der alltäglichen Arbeit bekommen manche Bewohner nicht so viel Aufmerksamkeit wie sie es sich wünschen. Bei einem Spaziergang kann ich mich ihnen ganz individuell widmen", erklärt die FSJ-lerin.
"Sehr gut" findet Dolhaine auch die Seminare, die sie im Rahmen ihres FSJs besucht. Dabei lernt sie auch FSJ-ler aus anderen sozialen Berufen kennen und findet Gelegenheit zum Austausch. "In unserer Seminargruppe war schnell eine enge Vertrautheit vorhanden. Das sind alles Leute, die in einer ähnlichen Situation sind, wie man selbst. Sie können daher viele stressige und lustige Situationen gut nachvollziehen", so Dolhaine. Zudem können sie in die Seminare eigene Themen einbringen und erhalten so zum Beispiel auch Tipps zum Verhalten in der Einsatzstelle.
Das FSJ ist für Dolhaine in doppelter Hinsicht lehrreich: Neben dem guten Einblick in einen sozialen Beruf, lernt sie auch, ihren eigenen Haushalt zu führen. "Ein entscheidendes Auswahlkriterium bei der Suche einer FSJ-Stelle war, das ich zu der Einsatzstelle hinziehen kann", sagt sie. Jetzt lebt sie in einer eigenen Wohnung in einem der Wohnheimgebäude. Von der Wohngruppe unter sich höre sie nur wenig und durch einen separaten Eingang könne sie in ihrer freien Zeit auch die Ruhe genießen.
Und wie geht es danach weiter? "Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber Chemie und Religion auf Lehramt fände ich interessant", überlegt Dolhaine. Das FSJ bietet ihr die Gelegenheit in einen anderen Bereich zu schnuppern, bevor sie sich endgültig festgelegt. Schon jetzt möchte sie diese Zeit nicht missen. "Es macht unglaublich viel Spaß – man lernt viel fürs Leben und wird sensibilisiert für Menschen mit Behinderung. Man schaut mehr hin, wer Hilfe braucht", bemerkt sie. Ob Michelle Dolhaine ihr FSJ weiterempfehlen kann? Ihre Antwort kommt schnell: "Auf jeden Fall! Es macht viel Freude mit den Bewohnern zusammenzuarbeiten, sie haben so viel Lebensfreude und geben das an ihre Mitmenschen weiter."
Bildunterschrift:
Spaziergänge mit Bewohnern genießt Michelle Dolhaine, die ein FSJ im Caritaswohnheim für Menschen mit Behinderung in Ascheberg absolviert, besonders.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 29.03.16
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