Münsteraner Kommunionkinder erkunden den Dom als Glaskünstler
Mit großen Augen blickt Lorenz Orwat zu den bunten Fenstern einer Seitenkapelle im St.-Paulus-Dom in Münster hoch. "Da kann man ja richtig was drauf erkennen", staunt der Neunjährige.
Tiere, Pflanzen, Farben – gemeinsam zählen die acht Mädchen und Jungen, die vor drei Wochen die Erstkommunion in ihrer Gemeinde St. Michael in Münster-Gievenbeck empfangen haben, biblische Symbole auf, die sie in den Fenstern des Glaskünstlers Georg Meistermann erkennen können. Bei dem Domworkshop "Glas – Farbe – Licht", den sie als Gruppe zum Abschluss der Erstkommunionvorbereitung besuchen, erfahren sie, was die bunten Darstellungen aus Glas bedeuten, bevor sie dann selbst als Glaskünstler aktiv werden.
Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zwei-stündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Steinmetz, Goldschmied oder eben Glaskünstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Ausse-hen verliehen haben. In diesem Jahr werden die Workshops erstmals speziell für Kommuni-ongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst je nach Schwerpunkt mit einem Gang durch die Domkammer, den Kreuzweg oder den Dom. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden.
"Die Farbe Blau galt früher als besonders kostbar, weil die Herstellung dieser Farbe sehr teuer war", erklärt Referentin Lioba Knape den Mädchen und Jungen. Die Kunstvermittlerin ist an diesem Nachmittag immer an der Seite der jungen Künstlerinnen und Künstler, um ihnen zunächst die Bedeutung der Farben und Motive in den Fenstern zu erklären und sie anschließend bei ihren eigenen Werken zu unterstützen. "Farbige Glasfenster ‚malen‘ sozusagen mit Licht und können sogar einen so großen Raum wie den Dom regelrecht verzaubern", beschreibt sie.
Welche Wirkung Licht auf farbiges Glas hat, können die Kommunionkinder dann selbst feststellen. Aus vielen bunten Glasfragmenten erstellen sie eine Fenstercollage – mit einem Motiv ihrer Wahl. Maria Zaitona ist sich schnell sicher, was ihr Fenster zeigen soll. Zwei Glasscherben mit genau der richtigen Form haben ihr die Entscheidung erleichtert. "Ein Segelboot, das auf dem Meer schwimmt, und eine Möwe und eine Sonne", erklärt die Achtjährige die Kulisse. Und auch ihre Sitznachbarin Emma Greber, die schon eifrig die einzelnen Teile aufklebt, hat sich für das Meer entschieden – mit einem leuchtenden Sonnenuntergang in der Mitte.
"Der Blick der Kinder für Kunst wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen", erklärt Mario Schröer, der ihnen dabei hilft, einzelne Glasfragmente in die passende Form zu bringen. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stünden die liturgischen Inhalte. Emma nimmt ein Glasfragment in die Hand: "Die Farben fallen gar nicht wirklich auf, erst wenn man das Glas ins Licht hält, dann leuchtet es plötzlich und sieht ganz anders aus." Zum Beweis hält sie ihren Sonnenuntergang vor das Fenster, der mit einem Mal in kräftigen Farben leuchtet – und Emmas Gesicht zum Strahlen bringt.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 27.5.16
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Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann