Münsters Bischof Dr. Felix Genn besuchte das Martinistift in Nottuln

"Unser Papst nimmt die Armen in den Blick. Was das heißen kann, das erleben wir hier live." Das hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn am 21. März 2013 in Nottuln betont. Der Bischof, der vom Stellvertretenden Generalvikar Dr. Jochen Reidegeld begleitet wurde, zeigte sich sehr beeindruckt bei einem Besuch des Martinistifts in Nottuln-Appelhülsen – von der Jugendhilfe-Einrichtung selbst, aber auch von der Arbeit der pädagogischen Mitarbeiter. "Ob ich das könnte?", fragte er sich nachdenklich.

Das Martinistift, eine gemeinnützige GmbH, arbeitet in der Kinder-, Jugend- und Familien-hilfe. Hier werden junge Menschen betreut, die sich jedem erzieherischen Einfluss entziehen und in ihren Familien nicht bleiben können, von denen manche sogar auf der Straße gelebt haben, wie der Kaufmännische Geschäftsführer Andreas Schmitz erläuterte. Insgesamt 190 Zehn- bis 21-Jährige sind in der Einrichtung untergebracht, die auch über Außenwohngruppen in Coesfeld, Münster, Dülmen und Haltern verfügt. 85 der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen leben am Stammsitz in Nottuln.

"Wenn es uns gelingt, dass sie sich bei uns wohlfühlen, haben wir schon eine Menge erreicht", sagte der Pädagogische Geschäftsführer Heinrich Bolle im Gespräch mit Bischof Genn, an dem auch das Leitungsteam des Hauses teilnahm. Fair mit den jungen Leuten umzugehen, sei sehr wichtig, aber auch, dass sie sich an Therapien heranführen ließen. "Die Frage ist vor allem: Wie gelingt es uns, die spezifische Problematik der Kinder zu erkennen?", meinte Bolle. Der Bischof reagierte auch hier nachdenklich: "Die Wunden sind natürlich tief", sagte er.

Während des Rundgangs über das Gelände besuchte Bischof Genn die Schlosser-Werkstatt, in der zurzeit acht Jugendliche betreut werden. "Man kann hier eine Schlosserlehre machen, aber auch eine Ausbildung mit geringerer Anforderung wie die zum Metallverarbeiter", berichtete Werkstattleiter Friedhelm Ermann. Die Jungen dürften nicht überfordert werden. Man solle ihnen aber auch ein Erfolgsgefühl geben, indem man sie zum Beispiel am Markt arbeiten lasse, also Aufträge von echten Kunden ausführen lasse. "Das Problem ist, dass die Jugendämter die Ausbildungsmaßnahmen nicht zahlen wollen, weil sie mit einer Heimunterbringung verbunden ist", führte Andreas Schmitz an.

Bischof Genn begegnete auch zwei Jungen aus einer Gruppe mit freiheitsentziehenden Maßnahmen und ließ sich von einem der Jungen den Tagesablauf erläutern, den Wohnbereich und auch sein Zimmer zeigen. "Es gefällt mir hier", versicherte der 14-Jährige, während sein Freund dem Bischof einen selbstgebackenen Hefezopf in Form eines Osternestes schenkte. "Die Kirche hat hier einen Platz für Menschen geschaffen", beschrieb der Bischof seine Eindrücke, bevor er die Kapelle besuchte und sich mit dem "Arbeitskreis Kirche" der Einrichtung traf. Er ließ sich auch über die jungen Männer informieren, die im Martinistift wegen sexueller Übergriffe therapiert werden.

Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle
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