Neue Leitlinien für die Seelsorge anderer Muttersprache, Kultur und Ritus

, Bistum Münster

Sie sind Orte, an denen sich Menschen anderer Muttersprache heimisch fühlen, die ihnen Kraft geben: 26 Gemeinden für Katholikinnen und Katholiken anderer Muttersprache, Kultur und Ritus gibt es im Bistum Münster. An 70 Orten feiern sie Gottesdienste in einer anderen Muttersprache – im Kreis Borken unter anderem in Bocholt, Borken, Stadtlohn, Epe und Gronau. In Gronau trifft sich die Gemeinde der arabisch-sprechenden Christen regelmäßig mit Pfarrer Charbel Obeid zum Gottesdienst. Weil in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer mehr Geflüchtete und Migranten aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind, hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) jetzt neue „Leitlinien für die Seelsorge in anderen Sprachen und Riten“ herausgegeben.

26 Gemeinden für Katholikinnen und Katholiken anderer Muttersprache, Kultur und Ritus gibt es im Bistum Münster.

© Bistum Münster

Die Seelsorge in einer anderen Sprache ist von unschätzbarem Wert, erklärt Pfarrer Obeid, sie ermögliche es den Menschen, ihren Glauben in der Sprache zu leben und zu vertiefen, in der sie sich spirituell am wohlsten fühlen. „Liturgie, Gebet und Sakramente entfalten ihre stärkste Wirkung, wenn sie auf eine Weise verstanden werden, die die Seele unmittelbar berührt“, so erlebt es der Pfarrer immer wieder. „Darüber hinaus ist unsere Gemeinde nicht nur sprachlich geprägt, sondern auch rituell. Unsere Gemeinde der arabisch-sprechenden Christen umfasst Gläubige aus verschiedenen katholischen Ostkirchen wie den Maroniten, Syrern, Chaldäern und Armeniern. Wir sind durch den gemeinsamen Glauben und die arabische Sprache vereint.“

Die Gemeinden anderer Muttersprache bieten ihren Mitgliedern nicht nur geistliche Unterstützung, sondern auch ein starkes soziales Netzwerk und ein Heimatgefühl. „Ohne sie würden viele Gläubige ihre religiösen Traditionen verlieren oder sich entfremdet fühlen“, weiß Obeid aus vielen Gesprächen. Wenn die Mitglieder der Ostkirchen ihre Traditionen und Sprache verlieren, würde die katholische Weltkirche einen wichtigen Teil ihrer Geschichte und Kultur einbüßen, so seine Überzeugung. Die Unterstützung des Vatikans, die besonderen Bedürfnisse der östlichen Gläubigen zu berücksichtigen, sei ein klares Zeichen für den Wert dieser Riten und Traditionen in der Kirche. „Gleichzeitig bereichern diese Gemeinden die deutsche Kirche durch ihre kulturellen und spirituellen Traditionen. Dies fördert den interkulturellen Dialog und bringt neue Perspektiven, die das Glaubensleben der gesamten Kirche stärken“, betont Obeid.

Und er fügt gleich an: „Wir sehen uns mit der Herausforderung konfrontiert, sowohl die liturgischen als auch kulturellen Bedürfnisse unserer Mitglieder zu berücksichtigen und dabei sicherzustellen, dass die östliche Tradition in einem westlichen Umfeld erhalten bleibt. An dieser Stelle möchten wir der katholischen Kirche in Deutschland unseren Dank aussprechen, die unsere Arbeit erleichtert und für unsere Bedürfnisse Sorge trägt.“

Freuen sich über die Fertigstellung der neuen Leitlinien: (von links) Franz-Thomas Sonka (Bistum Münster), Bischof Georg Bätzing, Alexandra Schumann (Bistum Limburg) und Dr. Lukas Schreiber (Nationaldirektor der Deutschen Bischofskonferenz für die Seelsorge in anderen Sprachen und Riten).

© privat

Zweieinhalb Jahre haben die Mitglieder der bundesweiten Arbeitsgruppe an den neuen Leitlinien mit dem Titel „Auf dem Weg zu einer interkulturellen Communio“ gearbeitet. Franz-Thomas Sonka vom Bistum Münster war Teil der Arbeitsgruppe. „Die Leitlinien bieten Orientierung, wie das gemeinschaftliche Miteinander in der Kirche über die Grenzen von Sprachen, Kulturen und Riten hinweg gestaltet werden kann“, sagt er. „Die Kirche wird in Deutschland immer mehr zu einer Gemeinschaft von Menschen verschiedener Herkunft, verschiedener Sprache und mit verschiedenen kulturellen und religiösen Prägungen“, erklärt Sonka. Diese Heterogenität werde als Reichtum wahrgenommen, stelle die Gläubigen und speziell die für die Seelsorge Verantwortlichen aber gleichzeitig vor Herausforderungen.

Sonkas Freude ist groß, dass es gelungen ist, die Leitlinien „Eine Kirche in vielen Sprachen und Völkern“ aus dem Jahr 2003 weiterzuschreiben und damit den vielfältigen Entwicklungen der vergangenen Jahre Rechnung zu tragen, fügt Sonka an. Münsters Bischof Genn betone schon seit mehreren Jahren das, was die neuen Leitlinien nun schwarz auf weiß hervorheben: „Die Gemeinden anderer Muttersprache, Kultur und Ritus sind Teil der katholischen Kirche im Bistum Münster. Ihre Mitglieder sind keine Gäste, sondern müssen an allem partizipieren können. Sie gehören zu uns.“

Es gehe um mehr als das Erlernen der Sprache, verdeutlicht Sonka. „Selbst wenn sie die deutsche Sprache können, kommen sie mit unterschiedlichen Erfahrungen und Formen, ihren Glauben zu leben, hierher. Das verdient einen Platz.“

Die Leitlinien „Auf dem Weg zu einer interkulturellen Communio“ können im Internet auf www.dbk-shop.de erworben werden.

Gudrun Niewöhner/Ann-Christin Ladermann