Nikoläuse

Mitra statt roter Zipfelmütze, Bischofswürde statt eines leeren "ho, ho, ho": Dass der Nikolaus von der Werbefigur "Weihnachtsmann" die Hoheit über Supermarktregale, Schaufenster und Weihnachtsmärkte zurückerobert, dafür macht sich im Bistum Münster seit 16 Jahren eine Gruppe engagierter Christen stark.

Diese haben – neben inhaltlichen – viele süße Argumente auf ihrer Seite. Denn sie verteilen in diesem Jahr rund 60.000 Schokonikoläuse, die diesen Namen auch verdienen, weil sie an das historische Vorbild, den heiligen Bischof von Myra, angelehnt sind.

Die Idee zu der Aktion hatte Markus Gehling, Pastoralreferent in St. Maria in Voerde. "Ich hatte mich gefragt, warum es im Supermarkt zehn Weihnachtsmann-Modelle gibt, aber keinen einzigen Nikolaus, und warum die Weihnachtsmänner auch noch als Nikoläuse bezeichnet werden." Dann seien zusätzlich Niklas und Nicola auf den Markt gekommen, "betont jung und sexy, Zielgruppennikoläuse. Da habe ich mich gefragt, ob Christen keine Zielgruppe für den Lebensmittelhandel sind", erinnert sich Gehling. Durch "kulturelle Einflüsse aus Amerika" sei der Nikolaus vom Weihnachtsmann verdrängt worden. Dieser sei "weltanschaulich und religiös neutral.".

Diese Überlegung habe er mit Bernhard Schmedes besprochen, damals Kaplan in St. Vincentius Dinslaken. Beide entschlossen sich, "den Heiligen Nikolaus wieder zum Thema zu machen" und dem Weihnachtsmann eine schokoladiges Gegenstück entgegenzusetzen. Nach aufwändiger Recherche habe ihnen eine Firma ein Angebot für die Herstellung eines echten Schokoladennikolauses gemacht. Der Erlös aus dem Verkauf, so entschieden die Initiatoren, solle einem kirchlichen Kinderhilfsprojekt in Uganda zugute kommen.

Daraus habe sich, so Gehling, ein "echtes Nikolaus-Netzwerk" ergeben. Rund 120 direkte Partner – Pfarreien, Gruppierungen, Organisationen – nähmen ihm heute Nikoläuse ab und verteilten diese dann oft ihrerseits über Partner weiter. Während 1997 rund 1.000 Nikoläuse bestellt worden seien, habe sich deren Zahl seither jährlich verdoppelt. Für 2013 schätzt Gehling die Zahl der im Bistum Münster verteilten Schokofiguren, die heute eine österreichische Manufaktur fertigt, auf rund 60.000.

Mitmachen kann jeder, der mindestens einen Karton mit den Figuren bestellt und diesen an einem von 30 Stützpunkten abholt. Um den Hintergrund zu vermitteln, liegt jedem Nikolaus ein Flyer bei, der ein geistliches Wort und die Nikolauslegende enthält. Viele prominente Schreiber haben dazu Texte beigesteuert. So stammt die Legende von Willi Fährmann. Geistliche Worte verfassten unter anderem Kardinal Karl Lehmann, Nikolaus Schneider als Präses der evangelischen Kirche in Deutschland und – in diesem Jahr – Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan.

Mit einem Karton voller Schokonikoläuse, die er gen Vatikan geschickt hat, hat sich Gehling dafür bedankt – und prompt ein Dankschreiben von Bischof Müller erhalten. So können in diesem Jahr neben vielen Menschen im Bistum Münster auch die Mitarbeiter der Glaubenskongregation am 6. Dezember einen echten Nikolaus naschen.

Warum all die Mühen? "Wo Nikolaus drauf steht, sollte nicht die Märchenfigur des Weihnachtsmannes drin sein, sondern der menschenfreundliche Bischof aus Myra und vor allem die christliche Botschaft, das Evangelium", meint der Pastoralreferent. Denn gerade in Nikolaus’ Leben "verdichtet sich das Evangelium Jesu, er ist das Modell eines guten Christen. Jeder kann glauben und handeln wie Nikolaus".

Verdrängen will Markus Gehling den Weihnachtsmann indes nicht, aber den Heiligen in das Bewusstsein der Menschen zurückbringen und den Unterschied deutlich machen: "Nikolaus spricht allein durch seine Botschaft die Herzen an, nicht durch einen Verdrängungswettbewerb." Außerdem habe er "die Erfahrung gemacht, dass man nicht verbissen gegen den Weihnachtsmann kämpfen darf. Manche Leute erleben uns Christen dann als Spaßbremsen und machen direkt zu."

Auf die Kraft der Botschaft des Heiligen setzt Markus Gehling auch privat. Bei ihm zu Hause "kommt der Patenonkel meines Sohnes, Pfarrer Theo van Doornick, jedes Jahr als Nikolaus. Jedes Kind weiß, wer er ist, aber er ist dennoch in diesem Augenblick der Heilige Nikolaus."

Weitere Informationen zum Nikolaus und dem Projekt gibt es im Internet unter www.bischof-nikolaus.net.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de