Nordwestdeutscher Hospiztag

,Wer bis zuletzt lacht, der lacht am längsten‘: Dass Humor auch in der Hospizarbeit Raum hat, haben am 2. Juni die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 13. Nordwestdeutschen Hospiztages im Franz Hitze Haus in Münster erlebt.

Die scheinbare Spannung zwischen Humor und Abschied und Tod erwies sich im Laufe des Studientages als eine Art Geschenk. Denn die Teilnehmenden erhielten vielfältige praktische Anregungen, wie sie freundlich mit sich selbst und den sterbenden Menschen umgehen und die Kraft des Spielerischen als Ressource für würdevolle Begleitung auf dem letzten Weg nutzen können.

Einen großen Anteil am heiteren Klima des Tages hatte Prof. Dr. Dr. Rolf D. Hirsch. Der Facharzt für Nervenheilkunde, Geriatrie, Psychotherapeutische Medizin und Psychoanalyse hatte vormittags in das Thema eingeführt. "Das Leben hört nicht auf, komisch zu sein, wenn Menschen sterben – ebenso wenig, wie es aufhört, ernst zu sein, wenn man lacht", mit diesen Worten machte er neugierig auf seinen nachmittäglichen Workshop. Neben drei Parallel-Angeboten zu weiteren Themen der Hospizarbeit erfuhr dieser großen Zuspruch.

Der Workshop begann und endete heiter: Am Anfang durfte jeder sanfte Seifenblasen über die Köpfe der Sitznachbarn schweben lassen, zum Abschluss stiegen bunte Luftballons auf. Hirsch lud ein, Beispiele aus dem eigenen Alltag zu schildern, bei denen man Peinlichkeiten oder verfahrene Situationen "weggelacht" habe. So zeigte er, dass Humor, Lächeln oder Entspannung neue Wege und Sichtweisen ermöglichen, mit scheinbar Unausweichlichem umzugehen. "Mit Clowns können Sie keinen Krieg führen", meinte Hirsch vielsagend.

Ob man humorvolle, spielerische Zugänge zu schwierigen Situationen lernen oder einüben könne für die Arbeit in Hospizen, in Trauercafés oder Altenheimen, wollten Teilnehmer wissen. Hirsch empfahl dafür Rollenspiele in vertrautem Kreis, das Lesen und vor allem das Nachspielen von Anekdoten. "Schreiben Sie doch abends auch mal auf, wie oft und worüber Sie am Tag gelacht haben und versuchen Sie, dem ersten – ja häufig sorgenvollen – Gedanken nach dem Aufwachen entgegen zu setzen, was man heute jemandem Gutes tun könnte", riet er. Einig waren sich alle Workshop-Teilnehmer, dass Humor nichts damit zu tun habe, ständig Witze zu reißen. "Es geht vielmehr darum, die Widrigkeiten des Lebens besser auszuhalten", erklärte der Referent. Er schlug vor: "Stellen Sie sich in einer angeblich alternativlosen Situation vor, wie etwa ein Kind oder ein Clown darauf reagieren würden, oder fragen Sie sich als Frau doch einmal, wie vielleicht ein Mann handeln würde."

Wer miteinander lachen könne, der könne auch mit anderen weinen: In diesem Sinne befasste man sich schließlich auch mit den Fragen des Loslassens, des Trauerns. Dinge ungesagt gelassen zu haben, schmerze besonders. Darum empfahl Hirsch auch hier, in der Familie darüber zu sprechen, wie und in welchem Umfeld man sterben möchte und vor allem Vorsorgevollmachten und Patientenverfügung zu erstellen. Nach dem Tod eines nahe stehenden Menschen, aber auch eines Gastes, den man im Hospiz oder ambulant länger begleitet habe, brauche man auch Zeit zum Trauern. "Emotionen dürfen und müssen heraus – Wut, Verzweiflung, ja auch Hass muss man zulassen", betonte der Experte. Aber es dürfe eben auch mal gelacht werden in einem Trauercafé. Einige Teilnehmer bestätigten aus ihrer eigenen Erfahrung, dass Humor zwar kein Allheilmittel sei, aber ein probates Mittel, Grenzen und Gefühle zu erkennen sowie einen neuen Blick auf sich und das Gegenüber zu werfen.

Mit Christoph Gilsbach, Zauberer und Pantomime aus Münster, gestaltete schließlich ein Clown den Ausklang der Tagung – ohne Worte, aber warmherzig und mit jener Würde, von der Professor Hirsch zuvor gesprochen hatte. So baute auch er eine Brücke zwischen Humor als Haltung und den schwierigen Aufgaben, die die Tagungsteilnehmer in der Hospizarbeit regelmäßig bewältigen – demnächst vielleicht auch in Begleitung ihres ,inneren Clowns‘.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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