Ökumenischer Gottesdienst als Auftakt des Interkulturellen Fests im Dom
Das interkulturelle Fest des Integrationsrats der Stadt Münster findet in jedem Jahr statt. Erstmals wurde es am Samstag (27. September 2014) aber in Verbindung mit einem Domjubiläum gefeiert: Der ökumenische internationale Gottesdienst, der jeweils am Beginn des Festes steht, fand im Rahmen des 750-jährigen Weihejubiläums des St.-Paulus-Doms in ebendiesem statt.
"Lobe den Herren" auf niederländisch, englisch und deutsch, ein Gospelchor aus Kamerun, lettische Instrumentalistinnen in Nationaltracht, ein ökumenischer Chor aus Münster sowie Beteiligte aus 13 Nationen, die die Feier weitgehend mehrsprachig gestalteten: Der Gottesdienst im voll besetzten Dom war genauso multikulturell wie das Fest, an dessen Anfang er stand. Dabei verliehen die Liturgen – Dompropst Kurt Schulte, Pfarrer Bernd Krefis von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften (ACK) sowie Priester Konstantinos Vogiatzis von der griechisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Therapontas zu Gütersloh – übereinstimmend ihrer Sehnsucht nach Frieden Ausdruck.
So sagte Schulte eingangs: "Unser Jubiläumsleitwort ,Willkommen im Paradies’ steht dafür, dass Menschen in Frieden miteinander leben, dass Menschen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen miteinander beten und feiern." Krefis ergänzte: "Wir können und wollen heute nicht alle Katastrophen dieser Tage beklagen, sondern uns zusammenschließen."
Die Predigt hielt Anna-Maari Ruotanen aus Köln, Pfarrerin der Finnischen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Nordrhein-Westfalen. Sie setzte sich darin ebenfalls mit dem Jubiläums-Motto auseinander, das auch über diesem Gottesdienst stand. Zur Veranschaulichung hatte sie "ein persönliches Stück Paradies", einen Teller aus einer gleichnamigen finnischen Tafelservice-Serie mitgebracht. "Wir leben in einer Welt, wo die Vorstellung vom Paradies als einem konkreten Ort und als neuer Heimat fremd ist", sagte sie. Die Erwartungen an eine neue Heimat seien oft unrealistisch, die Gründe, in eine zu ziehen, seien unterschiedlich. Weit verbreitet sei hingegen die Gleichsetzung des eigenen Geburtslandes mit dem Paradies.
Diese Bilder seien jedoch weit entfernt von dem, was Jesus unter Paradies verstehe. Die Bibel schildere das Mysterium des Paradieses, ohne konkret zu werden. "Die Begegnung zwischen Gott und dem Menschen war makellos, bis der Mensch mit der Sünde kam", führte Ruotanen aus, "den paradiesischen Zustand können wir nicht wieder herstellen, der einzige Weg ist, an den Schöpfer zu glauben und seinen Weg zu gehen."
Das Evangelium zeige, dass dafür die Nächstenliebe alternativlos sei. "Wir müssen die Bedürfnisse der Menschen auf allen Ebenen erkennen, und die Bedürftigen, die die Kirche nicht finden, müssen von ihr aufgesucht werden", betonte die Pfarrerin. Die derzeitigen Probleme in der Welt setzten voraus, dass die Kirche sich dieser Rolle bewusst werde. Das Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen sei Wirklichkeit und ein Schatz. Damit darin die Idee vom Paradies Gestalt annehme, müsse die Kirche Brücken bauen.
"Die Bibel fordert uns heraus, hier und jetzt zu Dienern des Nächsten zu werden", meinte die Predigerin mit Blick auf das Evangelium von den Seligpreisungen, "wir leben nicht im Paradies, aber durch unser Handeln können wir täglich an dieses erinnern." Nur die bedingungslose Liebe rücke das Paradies näher an die Menschen heran.
Zuvor hatten in kurzen Statements der Niederländer Peter van Dam, die Italienerin Catia Mannai, der Kameruner Azeutsop tsague Zeppelin und der Syrer Abdallah Georgos von ihrem Ankommen in Deutschland berichtet und daraus Paradiesvorstellungen abgeleitet. "Paradies ist, mit mir und anderen in Frieden zu leben und die Worte, die mir in der fremden Sprache irgendwann doch wieder einfallen", sagte beispielsweise van Dam. Und Georgos stellte fest: "Wenn kein Frieden in der Seele ist, kann sie auch nicht die Welt befrieden."
Text: Bischöfliche Pressestelle
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