Kunstberater erklärt Zittauer Fastentuch

, Kreisdekanat Borken

Er gilt als absoluter Kenner der kirchlichen Kunstszene, seine Expertise wird im Vatikan geschätzt. Der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes kommt am 1. März nach Epe, um aus spiritueller Sicht über zwei bedeutende Kunstschätze zu sprechen, die noch bis zum Mittwoch vor Ostern in den Altarräumen der St.-Agatha-Kirche in Epe und der evangelischen Stadtkirche in Gronau hängen. Gemeint sind originalgetreue Kopien des großen und kleinen Zittauer Fastentuchs. 1472 beziehungsweise 1573 von unbekannten Künstlern geschaffen, dienten sie dazu, in der Passionszeit das Kreuz im Chor- oder Altarraum zu verdecken.

Großes Zittauer Fastentuch

Bis zum 27. März hängt das großen Zittauer Fastentuch in der St.-Agatha-Kirche in Epe.

© Bistum Münster

Mennekes hat eine eigene Beziehung zum Zittauer Fastentuch. Als Pfarrer der Kunstkirche St. Peter in Köln hat der 83-Jährige in den 1990-er Jahren erstmals das Original nach dessen Restaurierung gezeigt. Er ist außerdem Autor und Herausgeber des Buches „Die Zittauer Bibel – Bilder und Texte zum Großen Fastentuch von 1472“.

Pfarrer Thorsten Brüggemann ist schon ein wenig stolz, das große Fastentuch in der St.-Agatha-Kirche zeigen zu können. Auf fast 53 Quadratmetern sind Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt. Insgesamt 90 Bilder erzählen die biblische Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht. Das kleine Fastentuch bildet auf etwa 15 Quadratmetern eine monumentale Kreuzigungsszene ab.

Dass beide Tücher überhaupt in Epe und Gronau zu sehen sind, ist einer persönlichen Beziehung des Zittauer Museumsleiters nach Epe zu verdanken. Dieser heißt Dr. Peter Knüvener und ist gebürtiger Eperaner. In Zittau hängen die Originale, das große hinter Glas. Fastentücher, auch „Hungertücher“ oder „Schmachtlappen“ genannt, verhüllen während der Fastenzeit (meist) in katholischen Kirchen die bildlichen Darstellungen Jesu, in der Regel das Kreuz. 

„Das große Fastentuch lagerte jahrhundertelang eingerollt, bis es im Zweiten Weltkrieg von den Sowjets gefunden wurde. Sie konnten nichts damit anfangen, zerschnitten es in vier Teile und nutzten es als Saunazelt“, berichtet Pfarrer Brüggemann aus der Geschichte. Nachdem jemand den Kunstschatz entdeckt und gesichert hatte, wurde das große Fastentuch in der Schweiz restauriert. Seine spirituelle Betrachtung hat Pater Mennekes „Zwischen Wort und Bild“ überschrieben. Beginn ist am Freitag, 1. März, um 19.30 Uhr in der St.-Agatha-Kirche in Epe.

Gudrun Niewöhner