Palmsonntags in Greven-Gimbte
Wenn am Palmsonntag (13. April 2014) die katholischen Pfarreien die traditionsreichen Prozessionen veranstalten, um an Jesu Einzug in Jerusalem wenige Tage vor seiner Kreuzigung und Auferstehung zu erinnern, werden die meisten Teilnehmer auf zwei Beinen mitlaufen.
In St. Johannes Baptist Greven-Gimbte allerdings wird wie in jedem Jahr auch ein vierbeiniger Teilnehmer dabei sein und sogar eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle spielen. Denn seit circa 14 Jahren, so schätzt Pfarrer Dr. Paul Deselaers, gehört ein leibhaftiger Esel fest zur Prozession dazu.
Ihren Ursprung hat diese Tradition natürlich in der Bibel. Schließlich ritt den Evangelien zufolge Jesus, als er in Jerusalem einzog und ihm die jubelnden Menschen Palmzweige auf den Weg streuten, ebenfalls auf einem Esel.
Warum er das tat, lässt sich theologisch erklären und wurde von Pfarrer Deselaers in den Predigten zum Palmsonntag immer wieder dargestellt. So erläuterte er im Jahr 2003: "Der auf einem Esel einherreitende König ist ein sprechendes Sinnbild des Friedens und der Gewaltlosigkeit." Man könne den Esel geradezu als Wappentier Jesu bezeichnen, der – indem er gerade kein prächtiges Kriegsross nutze – gegen die Anwendung von Gewalt demonstriere. Die Kraft, die ein Christ heute gegen die Gewalt in der Welt einsetzen könnten, sei "die des Geistes, den er in Glaube und Taufe empfangen hat." Insofern treffe "die Gestalt des auf dem Esel reitenden Jesus mitten in unsere Welt, in unser Leben. Unser Esel in Greven-Gimbte erinnert an diesen Jesus. Mit ihm gehen wir."
In der Predigt aus dem Jahr 2005 bewertete Pfarrer Deselaers den Esel als Provokation Jesu. Schließlich habe er damals bestenfalls als Tier des einfachen Volkes und damit als unangemessen für den verheißenen Messias gegolten. "Die Wahl des Esels ist die symbolische Absage an alle möglichen Erwartungen, die die Menschen damals wie heute mit dem Kommen Jesu Christi in der Welt verbinden", so Dr. Deselaers. Menschliche Erwartungen würde im wahrsten Sinne des Wortes durchkreuzt: "Es öffnet sich darin der Weg, auf dem Christus zu uns kommt und mit uns gehen will."
Für all das steht nicht nur in St. Johannes Baptist, aber dort eben ganz augenfällig, der Esel. Dass er und damit die dahinter stehende Symbolik in Greven-Gimbte tatsächlich auch in der Prozession sichtbar ist, ist der Bereitschaft einer örtlichen Familie zu verdanken, die ihr Tier Jahr für Jahr zur Verfügung stellt.
"Nur einmal war der Esel nicht dabei", berichtet der Pfarrer, "das hatte allerdings nichts mit dem angeblich störrischen Charakter dieser Tiere zu tun, sondern in dem Jahr war er einfach ängstlich."
Grundsätzlich aber ist der Esel verlässlicher Teilnehmer. Dr. Deselaers freut sich, dass so in seiner Pfarrei die Bedeutung des Palmsonntags besonders anschaulich wird. "Für uns ist der Esel nicht nur ein Ornament, ein schmückendes Beiwerk", erklärt er, "sondern kommt immer als Thema vor." Das Tier stehe für seinen Artgenossen, der Jesus getragen habe, und zeige, "dass Christus so wie damals den Esel heute uns braucht, damit wir ihn dahin tragen, wo die Menschen sind."
Und neben diesem symbolischen Gehalt macht der Esel aber auch einfach Spaß und ist zur liebgewonnenen Tradition geworden. Vor allem die Kinder sind begeistert: "Am Anfang ist der Esel immer ein wenig unruhig", berichtet Pfarrer Deselaers, "aber die Kinder streicheln ihn die ganze Zeit, und das beruhigt ihn gut." So wird der Esel wohl auch in diesem Jahr in Greven-Gimbte wieder vierbeiniger Hauptdarsteller sein – als Träger Jesu auf dem Weg zum Osterfest.
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de