Pater Manfred Kollig spricht über päpstliches Schreiben

"Amoris laetitia" (deutsch: Über die Liebe in der Familie) sei ein Schreiben, mit dem man sich unbedingt beschäftigen solle, sagte Marc Röbel, geistlicher Direktor der Katholischen Akademie Stapelfeld am 19. Januar bei einem Akademieabend.

Auf Einladung des Bischöflich Münsterschen Offizialats und der Stapelfelder Akademie führte Pater Manfred Kollig, Hauptabteilungsleiter Seelsorge am Bischöflichen Generalvikariat in Münster, die Zuhörer in die Bedeutung dieses Schreibens ein.

"Amoris Laetitia" hatte Papst Franziskus nach der Familiensynode in Rom geschrieben. Es basiert auf zwei weltweiten Befragungen von Familien und Eheleuten. Das sei eine andere Vorgehensweise als bei früheren Schreiben, betonte Pater Kollig. Der Papst nehme die Gläubigen auf Augenhöhe mit. In ungewohnt offener und lebensnaher Sprache wende es sich nicht nur an die Priester, sondern vor allem an christliche Eheleute. Christliches Leben solle glücklich und nicht unglücklich machen, sei eine Kernaussage des Schreibens. Die Ehe, heiße es, sei ein Prozess, an dem zwei Menschen ein Leben lang aneinander wachsen müssten. "Sie ist eine Berufung und nicht eine Romanze."

Wie Familie in der harten Realität aussieht, schilderte Hildegard Wübben-Siefer, pädagogische Leiterin des Cloppenburger Jugendamts. Das, was kirchenrechtlich als irreguläre Situation bezeichnet werde, komme in jeder Familie vor. Jedes dritte neugeborene Kind in Deutschland habe unverheiratete Eltern, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften hätten stark zugenommen, immer mehr minderjährige Kinder wüchsen in Stieffamilien auf. 2014 waren bundesweit über eine Million Kinder und Jugendliche in Erziehungshilfen. Angesichts der vielen Familiendramen, die sie aus ihrer Arbeit kenne, habe sie sich darüber sehr gefreut, wie leitsensibel die Sprache des päpstlichen Schreibens sei. Mit diesem Schreiben lasse sich in der Jugendarbeit "einiges anfangen".

Ob das Schreiben einen Realitätsbezug und eine Bedeutung für sie habe, darüber sprachen ein junges und ein "reifes" Ehepaar. Sie seien zuerst skeptisch gewesen, erzählten Gertrud und Dieter-Felix Grzabka aus Visbek. Seit 40 Jahren sind sie verheiratet, haben erwachsene Kinder und Enkelkinder. Er sei überrascht gewesen, "mit welcher Freude der Papst das hohe Lied auf die Ehe und Familie singt", sagte Dieter-Felix Grzabka. Ihm sei damit ein Werk gelungen, das sie beide gefesselt habe. Als ehemaliger Lehrer wünsche er dem Schreiben, dass es in die Hände aller Pädagogen, Erzieher und Lehrkräfte komme. Sie sei erstaunt, in welcher Sorgfalt sich der Papst dem Dialog stelle und in welche Tiefen und Abgründe das Schreiben hinabsteige, ergänzte seine Frau.

Auch Barbara und Andreas Middendorf aus Emstek fanden in den Schreiben viele Berührungspunkte. Seit vier Monaten sind sie verheiratet. Gut gefallen habe ihnen die Anregung, als Ehepaar oder Familie Alltagsroutine zu schaffen, die ein gesundes Gefühl von Stabilität und Halt vermitteln. Das kann der Kuss am Morgen oder der Segen am Abend sein, das Warten auf den anderen oder der gegenseitige Empfang, das gemeinsame Ausgehen und die gemeinsame Erledigung von Hausarbeiten. "Wir sind dabei, diese Rituale zu finden", bestätigten sie. Das Schreiben finden sie ganz lebenspraktisch.

"Amoris Laetitia" kann als Nr. 204 der Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls kostenlos über die Deutsche Bischofskonferenz auf der Seite www.dbk.de bestellt oder heruntergeladen werden. Mit der Broschüre "Ehe" haben das Generalvikariat in Münster und das Offizialat in Vechta eine Kurzversion erstellt. Kostenloser Bezug unter Telefon 0251 495-541 oder per Mail an materialdienst[at]bistum-muenster.de.

Bildunterschrift: Pater Manfred Kollig im Gespräch mit Pfarrer Dr. Marc Röbel und Hildegard Wübben-Siefer.

Text: Bischöflich Münstersches Offizialat / 21.01.17
Kontakt: Ludger.Heuer@bmo-vechta.de
Foto: Ludger Heuer

"