Ihre Lyrik basiert auf Alltagserfahrungen. Fast drei Jahrzehnte hat Fietzek die Menschen in ihren Morgenandachten im Hörfunk an ihren Gedanken teilhaben lassen. „Ich habe Rückmeldungen bekommen, dass sie ihnen gut gefallen haben, weil sie sich darin wiedergefunden haben. Vor zwei Jahren habe ich damit aufgehört. Das fehlt den Menschen nun“, berichtet sie. Deshalb habe sie dieses Buch zusammengestellt mit vorhandenen und neuen Texten, in denen ihre Erfahrungen, im Alltag mit Göttlichem in Berührung zu kommen, im Mittelpunkt stehen.
In ihren Gedichten spricht sie von Gott – nicht platt und selbstverständlich, sondern kreativ und unabgeschlossen, oft auch überraschend. „Die Unverfügbarkeit Gottes lässt sich nicht in Gedanken und Worten festlegen. Mit zunehmendem Alter wird Gott größer und weiter“, hat Fietzek für sich erfahren. Sie sieht Gott sowohl als persönliches Gegenüber als auch als ihr innewohnend. Deshalb spricht sie ihn in den Texten direkt an. „Das Wort ‚Gott‘ findet sich nicht in meinen Gedichten, stattdessen sage ich ‚Du‘“, erklärt sie.
Sowohl den Glauben als auch das Zweifeln thematisiert sie: „Es sind zwei große Bewegungen, die für mich zusammengehören.“ Über allem stünde Gottes Zu- und Grundaussage: „Ich bin da“. „Ich beschäftige mich viel mit Gott. Die Texte kommen aus mir heraus. Sie sind sicherlich auch eine Frucht meiner täglichen geistlichen Lektüre, die ich seit 40 Jahren pflege. Es steckt tief in mir und ist deshalb auch sehr persönlich“, erzählt Fietzek. Hoffnung schwingt in ihren Texten immer wieder mit. „Es geht um die Hoffnung, Gott im Alltag zu erleben, ihn anzutreffen“, konkretisiert sie.
Fietzek möchte mit ihren Gedichten Lust auf Gott machen, jedoch bietet sie dafür keine eigenen Patentrezepte an, sondern formuliert ihre eigene Suchbewegung. Sie möchte nicht bekehren oder missionieren. „Ich gebe die Texte einfach frei und freue mich, wenn sie die Leserinnen und Leser inspirieren“, sagt sie. In ihrer Lyrik verknüpft sie traditionelle Inhalte mit der Gegenwart und verwendet häufig eine bildreiche Sprache. Doch schreibt sie keine liebliche Dichtung, sondern „aufregende und anregende Texte“.
Mit ihrem spirituellen Buch, das in drei Kapitel unterteilt ist, möchte Fietzek die Menschen anregen, es durchzublättern und dabei immer wieder bei unterschiedlichen Texten hängen zu bleiben. „Es ist eine andere Art, zu lesen“, ist sie überzeugt.
Erschienen ist ihr 64 Seiten umfassendes Buch im Coesfelder Elsinor Verlag (ISBN 978-3-942788-87-8) und kostet 14 Euro.
Michaela Kiepe