Pfarrei Heilig Geist in Bockum-Hövel setzt sich offensiv mit sexuellem Missbrauch durch Kaplan Pottbäcker auseinander

, Kreisdekanat Warendorf

„Auch, wenn uns der sexuelle Missbrauch durch Kaplan Heinz Pottbäcker fassungslos zurücklässt, so ist es doch wichtig, dass wir darüber ins Sprechen kommen.“ Das hat der Pfarrer der Heilig Geist Gemeinde in Bockum-Hövel, Robert Winschuh, am 8. Februar betont. Winschuh stellte bei einem Gespräch im Pfarrbüro am Pankratiusplatz gemeinsam mit Pastoralreferentin Mechthild Möller die Maßnahmen vor, die die Pfarrei bereits in diesem Sinn auf den Weg gebracht hat und auch diejenigen, die noch geplant sind.

Pastoralreferentin Mechthild Möller und Pfarrer Robert Winschuh möchten über den sexuellen Missbrauch durch Kaplan Pottbäcker ins Sprechen kommen.

Ende November hatte das Bistum Münster in Rhede darüber informiert, dass es dort Anfang der 1970er Jahre zu Handlungen sexuellen Missbrauchs durch Kaplan Pottbäcker gekommen war. Pottbäcker war vor seiner Zeit in Rhede von 1968 bis 1971 in der Gemeinde Christus König in der Pfarrei Heilig Geist tätig. Im Nachgang der Veranstaltung in Rhede hatten sich beim Westfälischen Anzeiger vier Betroffene gemeldet, die angaben, von Heinz Pottbäcker in seiner Zeit in Bockum-Hövel missbraucht worden zu sein. „Wir laden diese und möglich weitere Betroffene ausdrücklich ein, sich an unser Seelsorgeteam, an die beiden Ansprechpersonen für Verfahren bei Fällen sexuellen Missbrauchs des Bistums oder an sonstige unabhängige Stellen zu wenden, damit möglichst viel Licht ins Dunkel des sexuellen Missbrauchs durch Kaplan Pottbäcker kommt“, sagte Winschuh.

Er erinnerte daran, dass die Pfarrei hierzu bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchs durch Kaplan Pottbäcker in den Pfarrnachrichten und im Internet aufgerufen habe. Eine persönliche Stellungnahme habe er auch bereits nach allen Gottesdiensten am ersten Adventswochenende letzten Jahres abgegeben und das mit einem Gesprächsangebot verbunden, sagte der Pfarrer. Dieses Angebot sei Mitte Dezember noch einmal bei der lokalen Veranstaltung der bundesweiten Aktion der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) „#MachtLichtAn“ wiederholt und auch gut genutzt worden, betonte Mechthild Möller. Die kfd-Aktion setzt sich nach Angaben der Veranstalterinnen dafür ein, „Licht in das Dunkel der Missbrauchsfälle zu bringen, verkrustete Machtstrukturen abzuschaffen, unabhängige Missbrauchsbeauftragte einzusetzen und die kirchliche Sexualmoral zu verändern.“ Auch beim Stand der evangelischen und katholischen Kirche auf dem „Weihnachtsmarkt am Schloss“ hätten sich die Gespräche oft um den sexuellen Missbrauch durch Kaplan Pottbäcker gedreht, berichtete Pfarrer Winschuh. Ein Opfer habe sich beim Seelsorgeteam der Pfarrei zwar noch nicht gemeldet, aber in verschiedenen Gesprächen seien nun auch die sekundär und tertiär Betroffenen, also etwa damals ehrenamtlich Tätige, verstärkt in den Blick gekommen.

Auch aus diesem Grund und um deutlich zu machen, dass sich die Pfarrei offensiv mit dem sexuellen Missbrauch durch Kaplan Pottbäcker auseinander setzen wolle, habe man Ende Januar bei einem gemeinsamen Treffen von Pfarreirat, Kirchenvorstand und Seelsorgeteam mit Experten des Bistums beschlossen, in der Pfarrei eine Informationsveranstaltung zum Missbrauch durch Kaplan Pottbäcker in Bockum-Hövel durchzuführen. „Wir können nichts ungeschehen machen und nichts wieder gut. Aber wir wollen informieren, zuhören und da, wo es möglich ist, auch helfen. Das sind wir vor allem den unmittelbaren Opfern und weiteren Betroffenen der Verbrechen von Kaplan Pottbäcker schuldig“, sagte der Pfarrer. Der Pfarreirat werde diese Veranstaltung nun vorbereiten. Mechthild Möller unterstrich: „Insgesamt geht es uns darum, die Vergangenheit so gut wie möglich aufzuarbeiten. Und zugleich versuchen wir als Pfarrei, indem wir gerade dabei sind ein institutionelles Schutzkonzept gegen sexuellen Missbrauch zu erarbeiten, alles, um dieses Verbrechen in Zukunft, soweit das möglich ist, bei uns zu verhindern.“

Information: Betroffene können sich wenden an das Seelsorgeteam der Pfarrei, Tel.: 02381-972770, an die beiden Ansprechpersonen für Verfahren bei Fällen sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster, Bernadette Böcker-Kock, Tel.: 0151-63404738 und Bardo Schaffner, Tel: 0151-43816695 oder an andere unabhängige Beratungsstellen. Eine regionalisierte Übersicht findet sich unter: http://www.praevention-im-bistum-muenster.de/praevention/beratung-und-hilfe/