
Auf Initiative von Malgorzata Wojcik steht die Krippe aus Polen seit 24 Jahren an öffentlichen Orten in Münster.
Jedes Jahr entsteht in Zakopane eine Krippe mit lebensgroßen Figuren, die auf Wanderschaft geht und an Orten wie Bahnhöfen, Flughäfen oder Krankenhäusern in ganz Europa zum Innehalten einlädt. Die Studierenden der Kunstschule stellen jede Krippe unter ein Motto und fertigen dafür jeweils eine oder mehrere Schlüsselfiguren an. „Dadurch nimmt die Krippe Bezug auf die Gegenwart und sensibilisiert für ein bestimmtes Thema“, sagt Malgorzata Wojcik und nennt Beispiele. Bei „Bethlehem und die Menschenrechte“ habe eine geschnitzte Figur von Martin Luther King zur Krippe gehört, bei „Bethlehem und die Glaubenszeugen“ war Märtyrer Dietrich Bonhoeffer dabei und als die „Hoffnung auf Frieden“ im Mittelpunkt stand, fand sich Papst Johannes Paul II. unter den Figuren.
„Im Jahr 2000 bin ich auf Prof. Dr. Thomas Sternberg zugegangen, den damaligen Leiter der Akademie Franz Hitze Haus“, blickt Malgorzata Wojcik zurück. Auf offene Ohren stoßend, feierte die Krippe im selben Jahr Premiere im Foyer der katholischen Akademie. Weil sie sich aber einen öffentlicheren Platz mit mehr Publikumsverkehr wünschte, ganz im Sinne der Krippenkünstler, fragte Malgorzata Wojcik beim Bahnhofsmanagement an. „Wir waren uns sofort einig“, erinnert sie sich.
Drei Jahre lang stand die polnische Krippe in einem Seitengang des alten Bahnhofsgebäudes. Für die Zeit des mehrjährigen Umbaus fanden sich oft nach wenigen Telefonaten Alternativen, sagt Wojcik. Im Flughafen Münster/Osnabrück, im Foyer des historischen Rathauses, in der DKM und der Volksbank sowie in mehreren Krankenhäusern der Stadt machte sie Station. Seit acht Jahren ist sie wieder Blickfang für tausende Menschen, die täglich die Bahnhofshalle durchqueren.
„Hier soll die Krippe für alle zu einem Ort des interkulturellen und interreligiösen Austausches werden und eine Oase der Besinnung, des Schauens und des Friedens sein“, formuliert Malgorzata Wojcik das Ziel. Es ist der Initiative der gebürtigen Polin zu verdanken, dass die Krippe in der Adventszeit seit fast einem Vierteljahrhundert zum münsterischen Stadtbild gehört. Jedes Jahr aufs Neue fragte sie bei den entsprechenden Stellen ein, organisierte den Transport, teils mit Unterstützung ihres langjährigen Arbeitsgebers, der Katholischen Polnischen Mission im Bistum Münster. „Besonders freut es mich, dass ich immer auf offene Ohren gestoßen bin – auch bei Personen, die selbst keinen kirchlichen Hintergrund haben. Sie verstehen, dass die Menschen in der Advents- und Weihnachtszeit christliche Zeichen und Traditionen brauchen, die ihnen Kraft geben“, verdeutlicht Malgorzata Wojcik.
Dass dem so ist, zeigen die vielen Anliegen, die jedes Jahr in der aufgestellten Kiste neben der Krippe, die polnische Volkskunst transportiert, landen. Menschen bringen darin ihre Sorgen und Ängste zum Ausdruck, einige bitten um ein Gebet. „Mich erfüllt es mit tiefer Dankbarkeit, dass dieser Ort ein Hoffnungsort für viele Menschen ist“, sagt Malgorzata Wojcik, die im Ruhestand ist, sich aber so lange wie möglich um das Projekt „Krippe“ kümmern möchte.
Die diesjährige Krippe ist bis Montag, 6. Januar, im Hauptbahnhof in Münster zu sehen. Sie trägt den Titel „Bethlehem und die Bewahrung der Schöpfung“. Neben der Heiligen Familie, den Heiligen Drei Königen und einigen Tieren ist der Heilige Franziskus als Patron des Umweltschutzes in der Krippe zu sehen.
Ann-Christin Ladermann