Prediger des Päpstlichen Hauses spricht vor Kapuzinern im Paulus-Dom
Vor Papst Franziskus und der Kurie legt er regelmäßig das Wort Gottes aus.
Im St.-Paulus-Dom Münster hat Pater Raniero Cantalamessa am 4. Oktober das Jubiläum ‚400 Jahre Kapuziner in Münster‘ zum Anlass genommen, einen Bezug zwischen den Worten des im zwölften/dreizehnten Jahrhundert lebenden Heiligen Franziskus und der heutigen Zeit herzustellen. ‚Geld‘ und ‚Schöpfung‘ waren die Themen, denen der Pater sich im Predigtgottesdienst mit seinen Ordensbrüdern widmete.
Über den Heiligen Franziskus sagte der Prediger des Päpstlichen Hauses: "Er ist ja der Mann für alle Fälle, viele haben ihn zum Schutzheiligen gewählt." Trotzdem sei er immer "der Arme von Assisi" geblieben, dessen Strenge in Bezug auf Geld noch heute auffalle. "Franziskus sagte: Geld soll für uns keinen größeren Nutzen haben, wir sollen es nicht höher schätzen als Steine." Vor dem Hintergrund eines aufblühenden Handels und eines beflügelten Finanzwesens in den italienischen Städten seiner Zeit habe Franziskus Geld als Hauptursache allen Übels ausgemacht. Einige Privilegierte würden immer mehr Reichtümer anhäufen, wohingegen er selbst großzügig und verschwenderisch gewesen sein soll, berichtete Cantalamessa.
"Unsere Welt gehorcht immer noch diesen Gesetzen und hat sie weiterentwickelt", kritisierte der 81-Jährige. "Heute ist von nichts anderem mehr die Rede als von Geld." Pater Raniero forderte auf, es Franziskus gleichzutun und "den flammenden Worten Jesu eine Stimme" zu geben. Dabei entspringe der Geist des Evangeliums nicht dem Hass, sondern der Liebe. "Jesus hat einen reichen Mann nicht wegen des Reichtums verurteilt, sondern wegen seiner Gefühllosigkeit gegenüber Armen." Auch Papst Franziskus sage Nein zur Vergötterung des Geldes. "Es ist wie der Anti-Gott. Glaube, Liebe und Hoffnung werde nicht mehr in Gott, sondern in Geld gesetzt", zitierte der Pater das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Die Liebe zu allen Geschöpfen sei eine weitere Botschaft des Heiligen Franziskus gewesen. "Sein Umweltbewusstsein war anders als das heute", sagte Pater Raniero. Mit seinem ‚Sonnengesang‘, einem Lobgesang auf die Schöpfung, habe er den Weg zu einer radikalen Veränderung des Verhältnisses zwischen Mensch und Schöpfung gewiesen und den Weg entdeckt, Dinge zu betrachten und nicht zu besitzen. "Er sammelte sogar Würmer von der Straße, damit sie nicht zertreten wurden", schilderte der Theologe.
Die Sichtweise des Heiligen Franziskus könne mit Blick auf die Zukunft der Erde Anwendung finden, schlug der Pater vor. Kein Dieb von Ressourcen sein, nicht mehr zu brauchen als nötig und für die nachfolgende Generation genug übriglassen – das solle Ziel sein, empfahl er. Nach dem Motto "Denke global, handle lokal". Die Predigt, die vom Saxophon-Spiel Witold Grohs und einer Schola der Kapuziner umrahmt wurde, quittierten die Zuhörer im vollbesetzten Paulus-Dom mit Applaus.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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