Prof. Sörries referiert in Haltern über pastorale Chancen von Kolumbarien

Am Dienstag, 21. Februar, referiert Prof. Dr. Reiner Sörries im Gottfried-Könzgen-Haus in Haltern über das Thema "Pastorale Chancen einer Grabeskirche in Zeiten einer sich wandelnden Bestattungs- und Trauerkultur".

Sörries ist evangelischer Pfarrer, Archäologe und Kunsthistoriker. Er war von 1992 bis 2015 Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel. Zur Zeit lehrt er als Universitätsprofessor Christliche Archäologie und Kunstgeschichte am Fachbereich Theologie der Universität Erlangen-Nürnberg. Der Vortragsabend beginnt um 18.30 Uhr mit einem gemeinsamen Abendessen und kostet 15 Euro. Veranstalter des Abends sind die katholische Pfarrei St. Amandus Datteln, das Referat Seelsorge in kritischen Lebenssituationen des Bischöflichen Generalvikariats sowie das katholische Kreisbildungswerk Recklinghausen. Um eine Anmeldung wird gebeten unter Tel. 02361/920816 oder per Email an siefert[at]bistum-muenster.de.

Wir haben im Vorfeld mit dem Prof. Sörries gesprochen.

Frage: Wie verändert sich zur Zeit die Bestattungs- und Trauerkultur?

Prof. Sörries: Manche sagen, sie erlebt angesichts von anonymen und stillen Bestattungen ihren Niedergang. Ich finde, sie wird angesichts einer steigenden Zahl von Bestattungsmöglichkeiten vielfältiger. Wo Menschen nicht mehr an Traditionen und der Einhaltung von Konventionen gebunden sind, können sie Bestattung und Trauer individuell gestalten. Die Kehrseite der Medaille ist, dass man angesichts solcher Freiheiten auch Fehler machen kann. So kann man sich das Verstreuen der Asche vom Ballon aus sehr romanisch vorstellen; doch ebenso kann hinterher das Fehlen eines Trauerortes vermisst werden.

Frage: Welche pastoralen Chancen sehen Sie für Kolumbarien in einer umgewidmeten Kirche?

Prof. Sörries: Es gibt gute Beispiele dafür, dass Gemeinden mit einer Urnenkirche ihren pastoralen Schwerpunkt auf die Bestattung und die Begleitung von Trauernden gelegt haben. So kann sich die Sorge um die Trauernden wieder zu einer "gestreckten Kasualie" entwickeln. Auch kann das Grab in der Kirche als ein besonderer Ort wahrgenommen werden. Die Kirche im wörtlichen und übertragenen Sinn als letzte Beheimatung des Menschen. Nicht zu vergessen sind die rein praktischen Vorzüge für die Hinterbliebenen, denen damit die aufwändige und kostspielige Grabpflege abgenommen wird, während sie trotzdem einen Trauerort haben.

Eine wichtige pastorale Chance besteht auch darin, in einem diakonischen Sinn die Kosten von Bestattung und Grab niedrig zu halten – bis hin zur kostenlosen Beisetzung von ärmeren Menschen, Mittellosen und Unbedachten. Eine Zeichenhandlung im Sinn der Bestattung als einem Werk der Barmherzigkeit.
Frage: Gibt es bei einer Umwidmung einer Kirche zu einem Kolumbarium nur Chancen oder auch Risiken?

Prof. Sörries: Man darf sich nicht der Illusion hingeben, die Umwandlung einer Kirche zum Kolumbarium wäre eine gute Einnahmequelle – gerade unter dem Gesichtspunkt der Minimierung der Kosten für die Angehörigen. Es gibt noch keine Ergebnisse über die finanziellen Auswirkungen in langfristiger Sicht. Geld sollte kein Argument für ein Kolumbarium sein. Zudem muss sich eine Gemeinde klar darüber werden, ob sie den mit einem Kolumbarium verbundenen hohen Aufwand für die Seelsorge an Trauernden leisten kann und will.

Interview: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe/15.02.17
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de