Projekt mit SkateAid stärkt Schülerinnen an der Marienschule

Üblicherweise ist der der Parkplatz der Marienschule Münster eine triste, graue Fläche. Aber vom 6. bis 10. September konnte man dort Mädchen mit Fahrradhelmen auf dem Kopf und Skateboards an den Füßen übers Gelände pesen sehen, mit der Sonne um die Wette strahlend.

Wenn der Schulplatz zum Skatepark wird

Denn in diesem Zeitraum fand an dem bischöflichen Mädchengymnasium das Projekt „Mädchen stärken und bestärken“ der SkateAid-Stiftung statt. 
Oldschool Hip-Hop schallt über den Platz. Wer nicht skatet, tanzt. Oder versucht sich in der mobilen Halfpipe. „Die Mädchen sind mit Feuereifer dabei und begabt dazu. Im Gegensatz zu mir“, erzählt Schulleiterin Marlies Baar lachend. „Ich habe mich gestern auch aufs Board getraut und wäre fast gestürzt, wenn mich eine Schülerin nicht gestützt hätte.“ 

Wie es zu dem Projekt kam, schildert Kristin Völlmicke, die es mit ihrem Kollegen Julian Kunze leitet: „Im Herbst vergangenen Jahres ist die Titus Dittmann Stiftung skate-aid mit der Idee auf uns zugekommen, mit unserer Schule an der deutschlandweiten Initiative ,Girls Skate!` teilzunehmen.“ Wegen Corona wurde zunächst nichts darauf, aber der Kontakt war geknüpft. 

Jetzt freut sich die Lehrerin für Deutsch- und Pädagogik und zuständig für den Bereich Mädchenbildung an der Marienschule umso mehr, „dass wir diese Woche mit 40 Schülerinnen der Jahrgangsstufen 7 und 8 beim Projekt von skate-aid@school mitmachen können.“ Die SkateAid-Stiftung trägt die Kosten. Eingebettet ist diese Woche in die bundesweite Aktionsreihe „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
„Ich freue mich riesig zu sehen, dass die Mädchen mit Feuereifer bei der Sache sind“, begeistert sich Titus Dittmann. „Es geht nicht darum, dass sie hier etwas lernen. Es geht darum, sich den eigenen Ängsten und Herausforderungen zu stellen und sie zu meistern“, bringt es der 72-Jährige auf den Punkt, „wir schmeißen denen die Boards hin. Fahren müssen sie selber.“ Skateboardfahren sei Selbstbestätigung pur. Und gleichzeitig „ein wunderbares pädagogisches Werkzeug für die Persönlichkeitsentwicklung.“ Und Dittmann muss es wissen. Schließlich soll er Mitte der 1970-er Jahre die ersten Skateboards von Kalifornien in Reisetaschen nach Münster geschmuggelt haben. 

„Skateboarding ist Dünger fürs Gehirn“, ruft der „Vater der deutschen Skateboard-Szene“ den jungen Nachwuchsskaterinnen mit einer Begeisterung entgegen, die ansteckt. „Skateboarder lernen, ihr eigenes Ding zu machen, aber auch Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen“, betont er. Und es fördere die kognitive Entwicklung. „Gleichzeitig eignen sich die Kids spielerisch Sozialkompetenz dadurch an, dass sie sich zum Beispiel gegenseitig unterstützen.“ Skaten als Lebensschule: Wie nebenbei entwickele sich auch das Selbstvertrauen. „Sie trauen sich was und lernen, anderen zu vertrauen, Wagnisse eingehen. Das läuft über selbstbestimmtes Lernen“, betont Dittmann, „das gelingt nicht im Korsett Schule.“ 

„Erst hatte ich Angst, dass ich hinfalle“, berichtet die zwölfjährige Matilda. Doch die hat sie schnell überwunden und ist nun auch in der Halfpipe zu finden. Mit jeder positiven Erfahrung ist ihr Selbstvertrauen gewachsen. Ähnlich ist es der gleichaltrigen Abigail ergangen. „Skaten ist total toll. Ich kann jetzt in der Halfpipe fahren und während des Skatens über Stangen springen“, erzählt sie strahlend vor Stolz, ihre Augen leuchten, „ich habe einfach mal was ausprobiert, und es hat geklappt. Einfach nur toll.“ Und neue Freundinnen habe sie auch gefunden. Die elfjährigen Lara und Marit freuten sich darüber, selber entscheiden zu können, „was wir machen.“ Im Gegensatz zur Schule. „Im Unterricht entscheiden die Lehrer, was getan wird, hier wir. Wir machen einfach, und es ist okay. 

Für den 25-jährigen Teamer Skatecoach Jan-Philipp ist es „schön zu sehen, dass der Funke übergesprungen ist. Sie vertrauen sich nun selbst und gegenseitig und unterstützen sich. Alle haben alle ihren eigenen Weg gefunden.“

freut sich Lehrerin Völlmicke

Stolz schwingt in ihrer Stimme mit. Und Freude, denn „wir haben bewusst die Mädchen des siebten und achten Jahrgangs ausgewählt, weil sie am meisten unter den Coronabedingungen gelitten haben.“ Als einzige seien sie fast den gesamten Lockdown über im Homeschooling gewesen. „Dabei ist es gerade diese Altersgruppe der Elf- bis 14-Jährigen, die ihre Peergroup braucht, um sich zu entwickeln. Wir wollten ihnen hiermit einen Ausgleich schaffen, um sie aus der Krise gestärkt hervorgehen zu lassen.“ Der Plan scheint aufgegangen zu sein.

Titus Dittmann m Kreis der jungen Skaterinnen

Titus Dittmann m Kreis der jungen Skaterinnen

© Bischöfliche Pressestelle/Jürgen Flatken