Propst Dr. Michael Langenfeld eröffnete 76. Krippenausstellung in Telgte
"Zeig uns den Weg!" Die zweite Zeile aus dem Weihnachtslied "Stern über Bethlehem" von Alfred Hans Zoller ist wie ein Fingerzeig für viele krippenschaffende Künstler gewesen, nach dem Weg zur Krippe und zur Geburtsstätte Jesu heute zu fragen.
Die Eröffnung der 76. Krippenausstellung im Museum "Religio" in Telgte nahm Propst Dr. Michael Langenfeld am Samstag, 12. November, zum Anlass, das Matthäus-Evangelium auf seine Aussage über die Bedeutung der Sterne für die Geburt Jesu zu hinterfragen. König Herodes sei von der ihm überbrachten Nachricht, die ihm die Geburt des Königs der Juden meldete, völlig überrascht worden. Jesus sei eben nicht im Zentrum, sondern "am Rand des Römischen Reiches" geboren worden. Erst der Stern über Bethlehem habe den Hirten den richtigen Weg gewiesen. "Der Allmächtige braucht Hilfe", folgerte Langenfeld, "weil Jesus nicht wahrgenommen wird." Modern ausgedrückt habe er ein Wahrnehmungsproblem.
"So will Gott Mensch werden", führte der Propst weiter aus. Wo der Allmächtige heute zu suchen wäre, verdeutlichte er am Handeln von Papst Franziskus, der als Erstes nach Lampedusa gereist sei, um mit den Geflüchteten zusammenzutreffen. Auch Menschen mit Starstatus fühlten die innere Verpflichtung, Gutes zu tun wie zum Beispiel der ehemalige Fußballspieler von Borussia Dortmund, Christoph Metzelder, mit seiner Stiftung für benachteiligte Kinder und Jugendliche.
Zuvor hatte Dr. Olaf Gericke, Landrat des Kreises Warendorf, an die letztjährige Krippenausstellung erinnert, als die Flüchtlingsbewegung ihren Höhepunkt erreicht habe. Seinerzeit habe er gedacht: "Was für ein Jahr." Seitdem sei die Welt nicht friedlicher geworden, die Konflikte in Syrien und der Ukraine seien nach wie vor ungelöst, und die Türkei sei auf dem Weg in eine Diktatur. In solchen Zeiten suchten die Menschen Halt und Orientierung, und die christliche Botschaft sei für viele ein Trost. Für Dr. Heinz Börger, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Westfälischen Museum für religiöse Kultur, ist die 76. Krippenausstellung zugleich die letzte in seiner offiziellen Funktion, denn er tritt im August 2017 in den Ruhestand. Künftig werde er die Aktivitäten des Museums verfolgen, versprach er und kündigte bereits seinen Besuch der Krippenausstellung im nächsten Jahr an.
Für Dr. Anja Schöne, Nachfolgerin des langjährigen Leiters Dr. Thomas Ostendorf, ist es die erste Krippenausstellung. Ihr Vorgänger habe große Fußstapfen hinterlassen, sagte Schöne, in die sie mit der 76. Krippenausstellung hineingetreten sei. Die Ausstellung umfasse 120 Arbeiten von 90 Künstlern im Alter zwischen drei und 90 Jahren. Zwei Arbeiten seien gemeinsam mit Geflüchteten gestaltet worden. "Die Krippenausstellung ist nicht nur inklusiv und integrativ, sie ist auch eine partizipative Ausstellung, an der sich jeder und jede beteiligen kann", sagte Schöne weiter.
Das Thema, welchen Weg der Stern und die Krippe den Menschen heute weisen können, wird in der Ausstellung auf vielfältige Weise beantwortet. Die Künstlerinnengruppe "tx 02" mit Mitgliedern aus dem gesamten Münsterland hat sich mit den einzelnen Strophen des Liedes "Stern über Bethlehem" befasst und einen ganzen Raum gestaltet. Zugleich fordern die Künstlerinnen die Besucher auf, selbst Stellung zu beziehen. Die Flüchtlingsbewegung beschäftigt viele Krippenschaffende. Die Gestaltungen reichen von großformatigen Arbeiten wie dem Gemälde von Heinz Schößler aus Harsewinkel mit einem bis zum Horizont reichenden Flüchtlingstreck bis zu einer kleinen Farbzeichnung von Claudia Onnebrink aus Münster. Eindrucksvoll auch die modern gestaltete Krippe von Marlene Moss aus Kiel, die die historische Stadtansicht Bethlehems hinter eine Mauer aus Betonstelen verlegt, über der der Stern weit sichtbar leuchtet.
Eine Bereicherung stellen die frühen Scherenschnitte Rudolf Schöppers mit Motiven zur Weihnachtsgeschichte dar. Diese Arbeiten des früheren, 2009 verstorbenen Karikaturisten der "Westfälischen Nachrichten" in Münster, sind ein wirkliches Kleinod.
Die 76. Krippenausstellung im Westfälischen Museum für religiöse Kultur "Religio" ist bis zum 28 Januar zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, am 1. Weihnachtstag von 14 bis 18 Uhr, am 2. Weihnachtstag von 11 bis 18 Uhr sowie Neujahr von 14 bis 18 Uhr. Heilig Abend und Silvester ist das Museum geschlossen.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.museum-telgte.de.
Bildunterzeilen:
- Die mehrteilige Installation von Alex Furtmann mit Maria und Josef fand große Aufmerksamkeit bei den Besuchern.
- Sie eröffneten die 76.Krippenausstellung im Museum "Religio": (von links) Propst Dr. Michael Langenfeld, Landrat Dr. Olaf Gericke, Museumsleiterin Dr. Anja Schöne, Kreisdirektor Dr. Heinz Börger, Ulrich Schulz vom Bistum Münster und Telgtes Bürgermeister Wolfgang Pieper.
- Mit Unterstützung von Ursula Lorke aus Telgte entstand dieses Stofftableau mit der Heiligen Familie, das Kinder einer jesidischen Familie aus dem Irak anfertigten.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 13.11.16
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Fotos: Bischöfliche Pressestelle