Ralf Meyer aus Mettingen wird am Pfingstsonntag zum Priester geweiht
Am Pfingstsonntag, 15. Mai, wird Ralf Meyer im St.-Paulus-Dom in Münster von Bischof Dr. Felix Genn zum Priester geweiht. Zwar ist der 29-Jährige in seiner Heimatgemeinde St. Agatha in Mettingen und auf Dekanatsebene in der Jugendarbeit groß geworden, doch Priester zu werden, war nach dem Abitur nicht sein vorrangiges Ziel.
Er begann ein Lehramtsstudium in Münster mit den Fächern Mathematik und Physik. "Ich war zwar Messdiener, Lektor und auch im Pfarreirat aktiv, habe mich auch mit unserem damaligen Kaplan Heiner Zumdohme über vieles unterhalten, aber nie über das Thema Berufung", berichtet Meyer.
Da hielt er es doch lieber mit den Naturwissenschaften. "Bei einer Gleichung kommt entweder wahr oder falsch heraus. Doch während des Studiums habe ich gemerkt, dass die Naturwissenschaft mir nicht meine Fragen beantwortet, die mein Leben ausmachen", hat Meyer erfahren. Die Einladung seines Kaplans, an einem Berufungskreis im Kloster in Thuine teilzunehmen, nahm Meyer aus Interesse an. Es folgten Gespräche mit Michael Ostholthoff, der zu dem Zeitpunkt in der Diözesanstelle für Berufe der Kirche des Bistums Münster arbeitete. Eine Führung durch das Priesterseminar Borromaeum festigte dann doch das, "was alle anderen schon längst wussten, nur ich selber nicht: meine Berufung zum Priester", gibt Meyer unumwunden zu. Er sagte "Ja" zu dem Weg, den er sich ausgesucht hat, "den andere, vor allem Gott, aber für mich freigemacht haben".
Er habe den Bruch gebraucht, konnte seiner Familie davon aber nicht berichten. "Denn ich hatte keine Worte dafür. Deshalb habe ich Heiner Zumdohme eingeladen. Gemeinsam haben wir bei Kaffee und Kuchen meiner Familie erzählt, dass ich ins Priesterseminar einziehen werde", erzählt Meyer. Für seine Eltern sei es nicht einfach gewesen, den Weg des ältesten von drei Söhnen zu akzeptieren.
Die Zeit der Ausbildung zum Priester ist nicht einfach, hat Meyer erfahren. "Aber das darf sie auch nicht sein. Es ist eine Zeit der Auseinandersetzung mit sich selbst, mit seinem Glauben", berichtet er. Er sei ein Mensch, der viel Vertrauen brauche, bevor er mit anderen ins Gespräch komme. "Ich bin ein wenig argwöhnisch. So lief es auch in meiner Beziehung zu Gott. Ich habe Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass er es gut mit mir meint. Mit allen Hochs und Tiefs, wie es sie auch in einer Beziehung zwischen Menschen gibt", sagt der 29-Jährige.
Die beiden Freisemester, die er in Freiburg verbracht hat, nutzte Meyer auch dazu, mehr auf sich zu schauen und das Alte für eine Zeit hinter sich zu lassen. Sein Gemeinde- und Diakonatsjahr, das er in der Coesfelder Pfarrei St. Lamberti verbrachte, begeisterte ihn. "Es war eine tolle Zeit, in der ich viel gelernt habe. Ich habe versucht über verschiedene Angebote die jungen Menschen einzubinden. Wir haben schnell Vertrauen zueinander aufgebaut", schwärmt er von der praktischen Zeit seiner Ausbildung. Es fand sich eine Gruppe, die neue kreative Angebote in der Pfarrei entwickelte wie beispielsweise eine Andachtsreihe zur Fußball-Weltmeisterschaft. "Ich habe mich in der Zusammenarbeit immer gefragt, was den Jugendlichen wichtig ist und was bei ihnen ankommt", benennt er seine Vorgehensweise.
In dieser Zeit habe er gemerkt, dass er hineinpasse. "Ich habe gespürt, dass es sich lohnt, sich auf Gott einzulassen. Diese Bestärkung hat mir die Zeit in Coesfeld gegeben." Doch seine Liebe zu den Naturwissenschaften besteht immer noch. Allerdings gibt es nun nicht mehr nur schwarz und weiß. "Wenn das Licht eine Welle sein will, dann will es eine Welle sein. Wenn es ein Teilchen sein will, dann will es ein Teilchen sein. Wenn Gott möchte, dass ich für die Menschen da sein soll, dann soll ich für sie da sein", ist sich Meyer sicher und fügt hinzu: "Und Gott ist für mich da. Diesen Anspruch hat er. Und dann macht er es auch. Es lohnt das Wagnis, auf Gott zu vertrauen."
Anregungen für seine Arbeit hat sich Meyer auch bei der Fahrt nach Chicago geholt. Gemeinsam mit weiteren acht Weihekandidaten hat er viel über die Kirche in Amerika erfahren. "Ich wünsche mir mehr Lockerheit in der Liturgie, wie sie dort in vielen Gemeinden gepflegt wird. Wichtig ist es, die jeweilige Kultur, die es vor Ort gibt, in die Arbeit einfließen zu lassen." Diese Erkenntnisse nimmt er aus der Zeit in Übersee mit.
Auf die Weihe am Pfingstsonntag freut sich Meyer. Denn damit gäbe es wieder einen Wechsel in seinem Leben. "Es gibt neue Verantwortlichkeiten, neue Möglichkeiten, den Menschen Gott näher zu bringen", sagt Meyer. Nach seiner Weihe feiert der Neupriester seine Primiz, den ersten Gottesdienst, den er als Priester leitet, mit seiner Heimatgemeinde St. Agatha in Mettingen am Pfingstmontag, 16. Mai, um 10.15 Uhr. Am Dreifaltigkeitssonntag, 22. Mai, um 10 Uhr zelebriert er die Messe in seiner Diakonatsgemeinde St. Lamberti in Coesfeld.
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Zahlreiche Bücher hat Ralf Meyer, der am Pfingstsonntag zum Priester geweiht wird, über das Verhältnis von Naturwissenschaften und Glaube gelesen.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 09.05.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Michaela Kiepe / Bischöfliche Pressestelle