Reihe mit den drei berühmten Galen-Predigten in Billerbeck

"Das ist mein Hobbykeller", sagt Propst Hans-Bernd Serries mit einem Lächeln. In dem Raum im Untergeschoss des Pfarrhauses der Billerbecker Pfarr-und Propsteigemeinde St. Johann/St.Ludger befinden sich ein großer Schreibtisch, Regale mit zahlreichen Büchern und 34 Aktenordnern, einige Bilder und ein Vitrine. Schon seit 40 Jahren sammelt Serries Veröffentlichungen über den seligen Kardinal Clemens August Graf von Galen und seine Zeit.

"Alles begann mit einer Artikelserie in ‚Kirche+Leben‘. Die Bistumszeitung hatte Texte von Lesern abgedruckt, die sich an den früheren Bischof von Münster erinnerten. Da war ich 14 Jahre alt", berichtet der heutige Propst. Zahlreiche Dokumente, historische Fotos und Bücher kamen im Lauf der Jahrzehnte hinzu. "Ich könnte zu allem viel erzählen", sagt Serries, während er in den Ordnern blättert. Viele Unterlagen und Fotos hat er von Menschen erhalten, die von seiner Leidenschaft erfahren haben. "So ist die Sammlung immer weiter gewachsen", freut sich der 53-Jährige.

Ein besonderer Schatz liegt bei Serries sicher in Verwahrung: die Tagebücher von Dr. Heinrich Portmann. Der Kaplan war von Ende November 1938 bis zum Tod Galens am 22. März 1946 sein Sekretär. Lange galten die Tagebücher als verschollen. "Portmann, der 1961 verstarb, hat selbst kurz nach dem Tod Galens eine Biografie über den Kardinal geschrieben. Die Tagebücher wurden in seinem Nachlass in einer Plastiktüte im Keller gefunden", berichtet Serries das Unglaubliche. Doch nicht nur diese hält der Geistliche in Ehren, sondern auch zahlreiche weitere Bücher und schmuckvoll gestaltete Glückwünsche zur Kardinalserhebung aus dem ehemaligen Besitz Portmanns.

"Das ist eine Säule. Viele Menschen, die von meiner Sammelleidenschaft wissen, geben mir Fotos und Dokumente weiter, denn sie wissen sie in guten Händen", freut sich Serries. So zählen zu den Dokumenten beispielsweise auch die berühmten drei Predigten des ehemaligen Bischofs von Münster. "Sie sind in vielfältiger Weise abgetippt und unters Volk gebracht worden. Ich habe von einem Soldaten erfahren, der sie mit nach Russland genommen hat, sie in der Gefangenschaft bei sich behalten und später nach seiner Entlassung wieder mit nach Hause gebracht hat", weiß er aus einem Brief, an dem sich eine Abschrift der Predigt befand. Auch ein Original-Flugblatt vom 13. Juli 1941 findet sich in seiner Sammlung. "Das haben die Engländer aus den Flugzeugen über Deutschland abgeworfen. Ein Artikel beschäftigt sich mit Äußerungen von Galen, in denen er die Machenschaften der Nationalsozialisten anklagt", berichtet Serries.

Die drei berühmten Predigten zur Verteidigung der Menschenrechte aus dem Sommer 1941 stehen in Billerbeck an den jeweiligen Jahrestagen im Mittelpunkt einer Reihe. "75 Jahre nachdem Galen in Münster in Überwasser und Lamberti gepredigt hat, werden wir sie komplett vorlesen", informiert der Propst. Für dieses Vorhaben konnte er die Weihbischöfe Dr. Christoph Hegge und Dr. Stefan Zekorn gewinnen.

"Alle Fragen, die Galen in seinen Predigten stellt, sind auch heute relevant. Es geht darum, dem eigenen Gewissen zu folgen, Unrecht wahrzunehmen und Zivilcourage zu zeigen. Wir möchten das Gehörte ins Heute zu holen", nennt Serries eine Motivation zu der Reihe. Ihm ist es ein Anliegen, diesen wichtigen Teil der Bistumsgeschichte wach zu halten. "Das ist unsere Verpflichtung in Billerbeck als Sterbeort des heiligen Liudger", sagt er.

Vor den Predigten gibt die Historikerin Ingrid Lueb, die die Tagebücher von Heinrich Portmann bearbeitet und im münsterschen Dialogverlag herausgebracht hat, eine kurze Einführung. "Eigentlich war Galen kein begnadeter Prediger. Aber in diesen drei Predigten ist er über sich selbst hinausgewachsen. Es war seine Berufung und Verantwortung, handeln zu müssen", ist sich Serries sicher. Für ihn ist der ehemalige Bischof von Münster auf seinem persönlichen Weg als Priester ein Vorbild im Glauben. "Er hat einmal gesagt: ‚Jetzt vertraue auf Gott und gib dir Mühe.‘ Diese Aufforderung finde ich wunderbar. Sie hat sein Leben ausgezeichnet", sagt Serries. Die Predigten seien ein Wendepunkt im Leben des späteren Kardinal gewesen. "Er konnte nicht mehr schweigen, sondern musste reden. Ich weiß nicht, ob ich diesen Mut gehabt hätte. Deshalb ist er auch ein Vorbild für mich", gibt Serries zu.

Die Predigtreihe startet am Mittwoch, 13. Juli, mit Weihbischof Dr. Christoph Hegge. Er liest "Die Gerechtigkeit ist das Fundament der Staaten!". Am Mittwoch, 20. Juli, trägt Propst Hans-Bernd Serries die Predigt "Wir sind nicht Hammer, sondern Amboss" vor. Die dritte Predigt "Du sollst nicht töten!" liest am Mittwoch, 3. August, Weihbischof Dr. Stefan Zekorn. Beginn ist jeweils um 19 Uhr im Billerbecker Dom.

Bildunterzeile: In seinem Keller sammelt Propst Hans-Bernd Serries Dokumente, Bücher und Artikel über den seligen Kardinal Clemens August Graf von Galen, für ihn ein Vorbild im Glauben.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle