Ronja Rupprecht in Ghana
Die Idee entstand auf der ostfriesischen Insel Borkum. Ihre Konsequenzen aber werden Ronja Rupprecht weiter wegführen als nur einmal über das Wattenmeer:
In wenigen Tagen wird die Steinfurterin in ein Flugzeug nach Ghana steigen. In dem westafrikanischen Land wird sie ein Jahr lang für das Bistum Münster in einem sozialen Projekt arbeiten.
Alles begann im Sommer 2014 während eines zweimonatigen Praktikums in einem Mutter-Kind-Kurheim auf Borkum. "Da habe ich gemerkt, dass ich gut auf mich selbst gestellt sein kann, und habe mir gedacht, warum nicht ins Ausland gehen", erinnert sich Ronja. Sie recherchierte Möglichkeiten und sprach mit einem Bekannten, der ebenfalls für das Bistum im Ausland gewesen war. Die soziale Ausrichtung eines solchen Jahres überzeugte die 19-Jährige. "Ich finde es wichtig, dass alle Beteiligten etwas mitnehmen", erklärt sie. Sie bewarb sich.
Mit Erfolg: Nun wird die Abiturientin mit drei weiteren Freiwilligen an zwei Schulen des Projekts ,Career Guidance and Educational Counselling‘ in Jasikan Zwölf- bis 19-Jährige zum Schulabschluss und in den Beruf begleiten. Konkret werden Ronja und ihre Mitstreiter die Lehrkräfte im Unterricht unterstützen sowie Berufsberatung und Nachhilfe anbieten. Auch Hausbesuche stehen an, um Familien die Bedeutung von Schulbildung zu vermitteln.
Auf all das freut sich Ronja. Zur Einstimmung hat sie viel gelesen und auch in persönlichen Berichten einiges über Ghana erfahren. "Ein Freund war gerade ein Jahr dort", schildert sie, "er hat mir von der Aufgeschlossenheit und der Gastfreundschaft der Menschen erzählt und dass sie trotz ihrer ärmeren Verhältnisse sehr lebensfroh sind." Das habe ihr "total Lust gemacht, die Menschen dort kennenzulernen." Positiv finde sie, dass Ghana noch nicht so touristisch geprägt sei wie zum Beispiel Namibia, in das sie schon einmal gereist sei.
Um – anders als eine Touristin – die Menschen wirklich kennenlernen zu können, hat Ronja fleißig die bei der Bevölkerung weit verbreitete Sprache Twi gepaukt. "Man kommt aber zum Glück auch mit der Amtssprache Englisch zurecht", sagt sie augenzwinkernd. Viel Zeit zum Vokalbellernen bleibt nicht mehr: Schon am Freitag, 28. August, wird Ronja ausreisen. "Ich kann das noch gar nicht realisieren", sagt sie, "das wird wohl erst im Flugzeug klappen."
Fit für Afrika fühlt sie sich auf jeden Fall. "Die Vorbereitung durch das Bistum war richtig super", erzählt Ronja, "einerseits lustig, andererseits anstrengend, besonders die Biografiearbeit, die uns auf mögliche Krisen vorbereiten sollte." Große Krisen erwartet die 19-Jährige aber nicht. "Natürlich werde ich meinen Freund vermissen", gibt sie zu, "aber als wir uns kennengelernt haben, wussten wir beide schon, dass ich mal eine Zeitlang ins Ausland gehen werde." Dasselbe gilt auch für ihre Familie, glaubt Ronja: "Auch meinen Großeltern und Eltern ist es immer wichtig gewesen, aktiv die Welt zu sehen. So bin ich aufgewachsen, und darum verstehen sie mich." Außerdem planten ihre Eltern einen Besuch in Ghana. "Es ist mir auch wichtig, dass sie mich besuchen kommen und sehen, wie ich dort lebe", sagt Ronja.
Dass dieses Leben anders sein wird als in Deutschland, ist Ronja bewusst – und sie freut sich auf diese Unterschiede. "Ich habe richtig Lust auf diese Herausforderung, die Menschen und die Kultur", schildert sie. Außerdem sei sie "gespannt auf das Essen, ich glaube, das ist wohl was für mich." Trotz dieser Neugier hat sie sich bisher erst wenig Fotos von ihrem künftigen Umfeld angesehen. "Ich möchte mir selbst Eindrücke verschaffen und mein eigenes Bild von Ghana entwickeln", erklärt sie.
Ein festes Bild hat Ronja auch nicht von der Entwicklung, die sie selbst im kommenden Jahr durchlaufen wird. "Vermutlich werde ich selbstbewusster und selbstständiger werden", glaubt die Abiturientin, die nach ihrer Rückkehr gern ein Lehramts- oder ein soziales Studium beginnen möchte. Eines ist ihr wichtig: "Ich möchte selbst erfahren, wie viel ich eigentlich in Deutschland habe und dass das nicht selbstverständlich ist", betont sie. Und ist deshalb auch überzeugt: "Wenn ich wiederkomme, werde ich ein Stück weit ein anderer Mensch sein."
Info: Freiwilligendienst im Ausland mit dem Bistum Münster
Seit 1991 ist das Bistum Münster Träger für Freiwilligendienste im Ausland. Rund 300 junge Menschen haben bislang über das Bistum diesen Dienst in Lateinamerika und Afrika absolviert. 26 kommen 2015 hinzu.
Zuständig für den Freiwilligendienst ist die Fachstelle Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat. Bewerben können sich Interessierte zwischen 18 und 27 Jahren dort bis zum 15. Oktober für eine Ausreise im folgenden Sommer. Ein Team aus zwei Hauptamtlichen und 14 ehemaligen Freiwillige trifft eine Vorauswahl. Die dabei ausgesuchten etwa 60 Personen treffen sich Ende November zu einem dreitägigen Auswahlseminar.
Die erfolgreichen Bewerber macht das Bistum in zwei Blöcken fit für ihren Dienst. Inhalte sind die neue Kultur, Gesundheitsprophylaxe, Gewaltprävention und Öffentlichkeitsarbeit, Stärken und Schwächen, Kommunikation, Konfliktlösung, das Leben als Deutsche/r im Ausland und der Umgang mit Abschied und Einsamkeit. Durch ihre Vorgänger werden die Freiwilligen mit projekt- und länderspezifischen Informationen versorgt. Sprachkurse, ein Zwischenseminar im Projektland sowie ein Rückkehrseminar runden die Begleitung ab.
Die Kosten für Flug, Unterkunft, Verpflegung, Versicherung, Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung wer-den übernommen. Zusätzlich erhalten die Freiwilligen 100 Euro Taschengeld monatlich. Das Kindergeld wird weitergezahlt. Alle Teilnehmer werden kranken-, haftpflicht- und invaliditätsversichert.
Weitere Infos gibt es unter www.bistum-muenster.de/auslandsdienste .
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de