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Rund 1000 Katholikentagsgäste pilgern mit dem Bistum nach Telgte

, Bistum Münster

Die silbernen Laufschuhe haben schon ganz andere Entfernungen geschafft. 93 Kilometer von Passau nach Altötting. In nur zwei Tagen. „Das war heftig“, sagt Barbara Hagel und verzieht schmerzhaft ihr Gesicht bei dem Gedanken an blutige Blasen und mörderischen Muskelkater.

Elke Schanzer (vorne rechts) und Barbara Hagel (links daneben) aus der Nähe von Passau sind routinierte Pilgerinnen. Die Wallfahrt nach Telgte war für sie ein willkommenes Angebot während des Katholikentages

Elke Schanzer (vorne rechts) und Barbara Hagel (links daneben) aus der Nähe von Passau sind routinierte Pilgerinnen. Die Wallfahrt nach Telgte war für sie ein willkommenes Angebot während des Katholikentages

© Bischöfliche Pressestelle/Achim Pohl

Die zwölf Kilometer von Münster nach Telgte sind für die junge Frau aus Niederbayern und ihre Schwester Elke Schanzer eher ein strammer Spaziergang. Bei dem natürlich gesungen und gebetet wird, wie es sich für eine ordentliche Wallfahrt gehört. Nach zwei Tagen Trubel beim Katholikentag in Münster sind die beiden routinierten Pilgerinnen froh, auf dem Weg zum Gnadenbild der Schmerzhaften Gottesmutter durchatmen zu können. Das Wallfahrtsangebot des Bistums Münster kam ihnen da gerade recht: „Nebenbei sehen wir etwas von der schönen münsterländischen Landschaft – und nicht bloß von der Domstadt.“

Mit den beiden Frauen aus Niederbayern haben sich am Samstagmorgen viele weitere Pilger den Rucksack aufgeschnallt und das Gebetbuch in die Hand genommen. Unter dem Leitwort „Lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens“, das dem Lukas-Evangelium entnommen ist, haben sich knapp 900 zu Fuß auf den Weg von Münster in das benachbarte Wallfahrtsstädtchen gemacht. Dazu kommen die Buspilger – und die, die sich aufs Rad gesetzt haben. Alles bei fast schon zu warmem Pilgerwetter: 23 Grad und viel Sonne.

Organisatorin Silvia Backhaus vom Katholikentagsbüro des Bistums und der Leiter des Referats Wallfahrtsseelsorge im Bistum Münster, Pfarrer Dr. Hans-Werner Dierkes, freuen sich über die große Beteiligung. Eine Wallfahrt bei einem Katholikentag, das hatte es bisher nur 2014 in Regensburg gegeben. Ein Experiment also, nicht ohne Risiko. Doch das Bistum Münster wagte es – und wurde belohnt.

Vor dem erwarteten Gedränge in Münsters Innenstadt sind auch Sarah Weisgerber und ihr Mann Johannes an diesem Samstagmorgen gerne geflohen. Das junge Paar kommt aus Siegen und hat von der Wallfahrt im Programmheft des Katholikentags gelesen: „Wir waren noch nie in Telgte und haben uns deshalb angeschlossen.“ Beide haben Pilgererfahrung. Schwester Angela Maria und Schwester Johanna Viktoria von der Ordensgemeinschaft Maria Stella Matutina wohnen im Wallfahrtsort und sind früh mit dem Zug in die Domstadt gefahren: „Es ist schön, miteinander und mit Gott unterwegs zu sein.“ So geht es den meisten, die sich auch zwischendurch einreihen.

Auf dem letzten Kilometer bis Telgte werden die Füße doch lahmer als erwartet. Die Anstrengungen der vergangenen Katholikentagstage hängen wie Blei an den Beinen. Vom Ortseingangsschild bis zur Kapelle ist es dann Gott sei Dank nicht mehr weit. Am Straßenrand verteilt eine freundliche Telgterin kleine Flaschen mit Wasser. Eine willkommene Erfrischung bei den sommerlichen Temperaturen. Barbara Hagel und Elke Schanzer sind neugierig, wie das kleine Gotteshaus aussieht, ob es Ähnlichkeit hat mit dem in Altötting, dem größten deutschen Wallfahrtsort... Hat es. Auch wenn in Telgte alles etwas kleiner ist als in Altötting.

„Schee habt’s es“, sind sich die Frauen einig. In ihrer Begeisterung rutschen sie ins Bayerische, obwohl sie sich fest vorgenommen haben, an den Tagen in der Westfalenmetropole nur Hochdeutsch zu sprechen. Beide sind das erste Mal im Münsterland. Ihnen gefällt’s. Zum Dank für alles Erlebte zünden sie eine Kerze in der frisch renovierten Gnadenkapelle an.

Beim Mittagspicknick auf den weiten Emswiesen lassen sie zusammen mit den anderen Fuß-, Rad- und Buspilgern die Füße und auch die Seele ein bisschen baumeln. Zurück geht es nach dem Open-Air-Gottesdienst mit Münsters Bischof Dr. Felix Genn zum Glück im bequemen Reisebus. Ein Service des Bistums, den die allermeisten dankbar annehmen. Schließlich ist der Tag noch nicht vorbei. In Münster geht der Katholikentag weiter...

Gudrun Niewöhner