Schwester Mathilde erzählt aus über zehn Jahren Mission in Indonesien

"Lavendel! Den habe ich lange nicht gesehen!" Vor Freude strahlend wie ein Kind, pflückt Schwester Mathilde Franke eine der violetten Ähren und atmet deren Duft ein.

In ihrer zweiten Heimat ist Lavendel in der Tat rar: Die Ordensfrau hat über ein Jahrzehnt als Missionarin in Indonesien gearbeitet und ist jetzt auf den Inselstaat zurückgekehrt. Bei einem Besuch in Münster weiß sie viel erzählen, über Herausforderungen, Kraftquellen und moderne Missionsarbeit.

1964 trat die heute 66-Jährige, die aus Epe (Gronau) stammt, in den Orden der Missionsschwestern vom kostbaren Blut ein. Schon lange vorher hatte sich ihr Blick in die weite Welt gerichtet. "Als Kind habe ich die Zeitschrift ,Die Sternsinger’" gelesen und wollte unbedingt in die Mission", erinnert sie sich.

Ihr Wunsch ging in Erfüllung. 1978 brach Schwester Mathilde nach Indonesien auf, wo sie bei einem Bildungswerk für pastorale und soziale Arbeit tätig sein sollte. Beim Abschied sei sie ziemlich naiv gewesen, erinnert sie sich: "Die Vorfreude auf die Missionsarbeit hat alles andere überlagert." Vor Ort habe Ernüchterung eingesetzt, weil ihre Aufgabe zunächst nicht klar festgelegt gewesen sei. "Nach drei Monaten wäre ich gern nach Deutschland zurückgegangen", erzählt sie, "denn ich wusste nicht, wo man angesichts von so viel Armut ansetzen sollte." Dann aber habe das Bildungswerk eröffnet: "Da hatte ich eine klare Aufgabe, und da war es gut für mich."

Zehn Jahre lang kam Schwester Mathilde ihrer klaren Aufgabe nach. Über das Bildungswerk bot sie Kurse an, religiöse – etwa zur Leitung von Wortgottesdiensten oder zur Katechese – ebenso wie praktische, zum Beispiel über Land- oder Hauswirtschaft. Parallel besuchte sie die umliegenden Dörfer, "um Kontakt zu halten und die Leute zur Teilnahme an den Kursen zu motivieren."

1988 kehrte Schwester Mathilde zunächst nach Deutschland zurück, arbeitete in den Bistümern Freiburg und Aachen unter anderem in der Pflege und als Gemeindereferentin. Der Kontakt zu den Mitschwestern in Indonesien und zu verschiedenen Hilfswerken blieb stets lebendig – und war für Schwester Mathilde immer wieder auch mit Arbeit verbunden: "Ich habe übersetzt und beim Formulieren von Anträgen geholfen."

Einer ihrer vielen Bekannten von den Hilfswerken wurde zum Anlass für Schwester Mathildes außerplanmäßige Rückkehr. Er bat sie, auf Sumba den Aufbau einer katholischen Hochschule zu unterstützen. Sie musste nicht lange überlegen – ihre deutschen Mitschwestern schon, hätten sie doch die immerhin pensionierte Ordensfrau gern in Deutschland behalten. "Aber als ich ihnen die Not in Indonesien geschildert habe, ließen sie mich gehen", sagt Schwester Mathilde.

So ist sie erneut für drei Jahre in ihrer zweiten Heimat im Einsatz. Den Begriff Heimat verwendet sie bewusst. "Ich bin in Deutschland und in Indonesien je halb daheim", sagt sie, "es ist gut, wenn ich in dem einen Land bin, und wenn ich in dem anderen bin, ist es auch gut."

Dabei stellt Indonesien ihre Kraft durchaus auf die Probe. "Vieles ist dort schwer auszuhalten", gibt Schwester Mathilde zu. Einzelschicksale, zum Beispiel von Familien, denen nur ein paar Euro für die Heilung ihrer kranken Kinder fehlen, gingen ihr ebenso nahe wie die Situation des Landes: "Es tut mir weh, dass nach so vielen Jahren das gesundheitliche Niveau und das Bildungsniveau immer noch so weit unten sind."

Und doch schöpft sie immer wieder neue Hoffnung. "Man darf den Blick nicht auf die ganze Not wenden, sondern dahin, wo man konkret etwas tun kann", rät die Ordensfrau. Außerdem stimme sie der feste Glaube zuversichtlich, dass es positive Entwicklungen gibt und geben wird: "Sie gehen nur viel langsamer, als ich es den Menschen wünsche."

Besonders schwer kann sie akzeptieren, dass die indonesische Politik ihrer Erfahrung nach vor allem die Interessen der eigenen Klientel statt die der Armen vertritt. Angesichts solcher Missstände wünscht sich Schwester Mathilde für die Indonesier, "dass sie mehr Initiative entwickeln." Wo das der Fall ist, freut sich die Ordensfrau besonders, etwa über zwei Studentinnen, die von ihr Didaktik gelernt haben. "Sie könnten anderswo das Dreifache verdienen, wollen aber auf Sumba bleiben, um die Hochschule aufzubauen." Letztlich seien die Menschen auf Indonesien eben eine große Familie.

Neben solchen Erfahrungen ist es der Glaube, der Schwester Mathilde Kraft gibt. "Die christliche Gemeinden in Indonesien blühen wirklich auf, und wo sie sind, da gibt es Entwicklung", schildert sie. Dass die Christen Gutes bewirkten, komme bei den Indonesiern positiv an.

Deshalb findet Schwester Mathilde auch die heutigen Auslandsdienste in der katholischen Kirche gut. Zum Beispiel den Freiwilligendienst, zu dem das Referat Weltkirche des Bistums Münster auch 2013 wieder 25 junge Menschen für ein Jahr nach Lateinamerika und Afrika schickt. Schwester Mathilde hat viele dieser jungen Leute jetzt beim Begegnungstag des Referats in Münster getroffen. "Es war schön, das Weltweite unseres Glaubens an einem Punkt zu spüren", findet sie. Und hat einen Rat für die Freiwilligen im Ausland, der sich auch allgemein als Lebensweisheit eignet: "Man muss gut hinsehen und -hören, vor allem auf die guten Ansätze für eine Entwicklung. Denn man darf sicher sein: Es sind immer welche da".

Weitere Informationen zu den Freiwilligendiensten oder zum Missionarischen Dienst gibt es im Internet unter www.bistum-muenster.de/weltkirche.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de