Schwester schreibt Glitzer-Buch über Gott

, Kreisdekanat Steinfurt

Am liebsten mag sie Rosa und Pink. „Und dazu noch ein bisschen Chichi“, sagt Schwester Marie-Pasquale Reuver leise – und lacht dann laut. Die 38-Jährige weiß, dieses Faible trauen ihr Fremde auf den ersten Blick kaum zu. Schmückendes Gedöns und knallige Farben sind eben ein echter Kontrast zum schlichten, grauen Ordenskleid, das sie als Franziskanerin von Sießen trägt. Für sie geht beides gut zusammen: „So ist es im Leben doch auch: Manches ist grau und manchmal kommen dann bunte Farben dazu.“ Das beweist die junge Ordensfrau in ihrem gerade herausgegebenen Buch. Darin schildert sie mit ermutigenden Beispielen, wo Gott überall zu entdecken ist. Der auffordernde Titel ihres Erstlingswerkes: „Streu Glitzer drauf!“. Das Cover ist – konsequenterweise – in Rosa und Pink gehalten.

Schwester Marie-Pasquale Reuver

Schwester Marie-Pasquale Reuver hat ihr erstes Buch „Streu Glitzer drauf!“ mit Geschichten von Gottesbegegnungen veröffentlicht.

© privat

Auf den Buchtitel angesprochen muss Schwester Marie Pasquale erneut lachen. Für sie ist der angesagte Postkartenspruch „Wenn dich dein Leben nervt – streu Glitzer drauf!“ mehr als eine flotte Floskel. „Tatsächlich kann man auch dunkle Zeiten durch Augenblicke der Schönheit erhellen, und oft werden einem die Glitzermomente sogar geschenkt, man muss sie nur wahrnehmen“, ist die optimistische Ordensfrau überzeugt – und fügt gleich noch an: „Glitzer funkelt, weil er das Licht reflektiert.“ Das bedeute, dass beides zusammenkommen müsse: „Gottes Licht und meine Bereitschaft, Gott einen Reflexionsraum in meinem Leben zu geben.“ Übrigens, den Buchtitel hat sie selbst ausgesucht, der Verlag hat diesem ohne Diskussion zugestimmt.

Ursprünglich hatte Schwester Marie-Pasquale gar nicht vor, ein Buch zu schreiben. Aber in der Corona-Pandemie durfte die damalige Krankenhausseelsorgerin, die inzwischen mit zwei jungen Mitschwestern in einem kleinen Konvent in Stuttgart lebt, von einem Tag auf den anderen nicht mehr zu den Patienten ins Zimmer. „Da habe ich mir überlegt, wie ich die Beziehungen halten kann“, erinnert sie sich. Sie schrieb jeden Tag einen kurzen Text – und verschickte die Impulse per WhatsApp. Bis zu 700 Menschen erreicht sie bis heute damit. Allerdings, räumt sie ein, komme sie nicht mehr jeden Tag dazu, etwas Eigenes zu formulieren. Dazu fehlt ihr als Hochschul- und Quartiersseelsorgerin einfach die Zeit.

Damit auch diejenigen die Texte lesen können, die kein Smartphone besitzen, hatte Schwester Marie-Pasquale in der Pandemie zwei Broschüren drucken lassen und diese in der Klinik ausgelegt. Eine Mitschwester sah die beiden Hefte und schickte sie an den für theologische Lektüren renommierten Patmos-Verlag. „Und dort hatte man Interesse“, erinnert sich Schwester Marie-Pasquale. 60 Geschichten von Gottesbegegnungen im Alltag sind in ihrem Buch veröffentlicht, mal nachdenklich, mal amüsant, immer tiefsinnig.

„In allen, wirklich allen Situationen des Lebens ist Gott bei uns und lässt sich von uns finden, wenn wir ihn nur suchen“, glaubt die junge Franziskanerin. „Wir neigen dazu, immer nur auf die Schwierigkeiten zu schauen, die uns widerfahren, und verlieren dadurch leicht den Blick für all das Gute, das uns doch auch umgibt.“ Deshalb empfiehlt die Autorin: „Wir sollten uns immer wieder einmal überlegen, wofür wir alles dankbar sein dürfen, um wieder eine zutreffendere Sicht auf das Leben zu gewinnen.“

In vielen erlebten Alltagssituationen, Begegnungen und Erfahrungen, aber auch beim Lesen von Bestseller-Romanen wie etwa „Harry Potter“ oder den „Känguru-Chroniken“ werden in ihrem Buch Glaubensthemen sichtbar und in die normale Lebenswelt eingebunden. Ebenso wie mit ihrer Glitzerliebe überrascht die gebürtige Horstmarerin mit manchen ihrer Gedanken. Zum Beispiel, wenn sie die Taufe als eine Art Superman-Gewand bezeichnet, das ungeahnte Kräfte verleiht. Sie vergleicht Gott mit einer aufmerksamen Kellnerin, einer gnädigen Polizistin...

Weil sie so auf schlichte Weise Glaubensfragen lebensnah, anschaulich, humorvoll und überzeugend im Alltag zulässt, hat Schwester Marie-Pasquale schon die erste Auszeichnung bekommen. „Streu Glitzer drauf!“ ist im März „Religiöses Buch des Monats“.

Auf ihrer Lesereise macht die Autorin selbstverständlich auch einen Stopp in ihrer Heimat. Am Sonntag, 26. März, predigt sie im Gottesdienst um 10.30 Uhr in der Horstmarer Pfarrkirche St. Gertrudis. Anschließend gibt es um 12 Uhr eine Matinee im Borchorster Hof, bei der Schwester Marie-Pasquale Passagen aus ihrem Werk liest und Slamtexte vorträgt.

Gudrun Niewöhner