Steyler Missionsschwestern verlassen Rhede

Die Steyler Missionsschwestern verlassen Rhede. Die Kommunität, der zurzeit noch vier Schwestern angehören, wird im Juni geschlossen. Der Abschied fällt ihnen nicht leicht:

"Ich bin sehr gerne hier gewesen", sagt Schwester Clara Loskamp, die seit zehn Jahre im Arnold-Janssen-Kloster am Südesch lebt. Doch mit ihren 74 Jahren ist sie mittlerweile die Zweitjüngste. Das Wohnen in dem großen Haus ist für alle zunehmend beschwerlicher geworden. Gemeinsam ziehen die Schwestern Othona Ingrid Kastenbein, Helena Gapp, Edith Maria Kuchenbecker und Clara Loskamp deshalb nach Wimbern-Wickede in ein Alten- und Pflegeheim des Ordens.

Ein Kloster mitten in einem Wohngebiet, gerade das hat den Schwestern in Rhede gefallen: "Wir haben in der Kirchengemeinde gelebt, waren mit vielen Menschen sehr verbunden." Seit die Gottesdienste in der hauseigenen Kapelle weniger geworden sind, haben die Schwestern die Sonn- und Werktagsmessen in der St.-Gudula-Pfarrkirche mitgefeiert. So hatten sie immer einen engen Kontakt.

Die Geschichte der Steyler Missionsschwestern in Rhede ist lang – fast 100 Jahre. "1921 suchte der Orden eine Immobilie, um sich vor Ort niederzulassen", berichtet Schwester Hildgard Maria Hau, Hausoberin in Wimbern-Wickede. Anlässlich der Schließung des Klosters hat sie in den Chroniken gestöbert. Durch Zufall lernten die Nonnen damals Dechant Josef Kreuzer von St. Gudula kennen und erzählten ihm von ihren Plänen. Nachdem sich der Kauf des Hauses Tenking zerschlagen hatte, bot der Pfarrer den Schwestern die ‚Borg‘ in Rhede an. Allerdings mit einer Auflage: Die Steyler Missionarinnen mussten einen Kinderhort sowie eine Handarbeits- und Haushaltungsschule für die Frauen vom Land einrichten. So hatte es die vorherige ‚Borg‘-Besitzerin, Gertrud Sieverding, in ihrem Testamernt festgelegt.

Die Missionsschwestern stimmten zu, das neue Kloster wurde wie die Pfarrei der Heiligen Gudula gewidmet. Über 50 Schwestern haben zeitweise in Rhede gewirkt. 1983 verkleinerte sich die Kommunität räumlich und fünf Schwestern begannen ihr geistliches Leben am Südesch im Arnold-Janssen-Kloster.

Das ursprüngliche Wohnhaus von Gertrud Sieverding wurde 1924 und in den Folgejahren baulich immer wieder erweitert, um den wachsenden Anforderungen zu genügen. 1960 entstand ein neues Schul- und Internatsgebäude an der Bachseite. 400 Schülerinnen wurden dort unterrichtet, für die 100 Internatsplätze zur Verfügung standen. "Unsere Hauptaufgabe bestand darin, den Frauen eine gute, solide und christlich-menschlich fundierte Bildung zu vermitteln sowie Schulabschlüsse mit der Berechtigung zu weiterer Ausbildung zu ermöglichen", beschreibt Schwester Hildegard Maria Hau das damalige Konzept. Eine große Herausforderung seit den 1960er Jahren waren die neuen Schulformen: Berufsschule für Ernährung und Hauswirtschaft, Fachoberschule für Sozialpädagogik, Fachschule für Wirtschafterinnen und Fachschule für Hauswirtschaftsmeisterinnen.

1979 gründete der Orden unter der Leitung von Schwester Anna Theresia Ausel eine Heimvolkshochschule (HVHS). Zum Programm gehörten damals bereits Deutschkurse für Ausländer. Der gesamte Schulbetrieb, auch die HVHS, wurde im Sommer 1983 von der Akademie Klausenhof übernommen. Die schwindende Zahl der Schwestern reichte nicht mehr für den Lehrbetrieb. "Und externe Kräfte einzustellen, das war für den Orden finanziell nicht machbar", weiß Schwester Clara Loskamp aus den Erzählungen und fügt an: "Wir haben über all die Jahre gemacht, was erforderlich war, und reagiert, wenn es nötig war." Somit haben sich die Schwestern in Rhede immer wieder auf neue Herausforderungen eingelassen.

Zur Kirchengemeinde St. Gudula hatten die Steyler Missionarinnen stets ein gutes Verhältnis. Nach der Übergabe des Klostergebäudes und der Schulen an den Klausenhof waren sie im Pfarrsekretariat tätig, leiteten Exerzitien, boten Bibelgruppen an, brachten die Krankenkommunion und betreuten Patienten im Krankenhaus seelsorgerisch. Sie kümmerten sich um Psychischkranke und halfen beim Aufbau der ‚Fähre‘, einer sozialen Einrichtung in Rhede, mit. Bis 1989 war Schwester Cäcilia Höffmann trotz des Wechsels in der Trägerschaft weiterhin Schulleiterin.

Wenn sie an ihren Abschied denken, werden die Schwestern ein bisschen wehmütig: "Aber man muss gehen, solange man es noch selbst kann", sagt Schwester Othona Ingrid Kastenbein, mit 81 Jahren die Kommunitätsälteste. Sie lässt keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung richtig und notwendig ist. Eigentlich mögen die Steyler Missionsschwestern keinen großen Wirbel um ihre Person, aber ganz ohne wird es nicht gehen. Weihbischof Dr. Christoph Hegge hat sich bereits angekündigt. Er kommt am Sonntag, 19. Juni, nach Rhede und will den Schwestern um 10.30 Uhr in einem Gottesdienst für ihren Dienst danken.

Bild: Verlassen das Arnold-Janssen-Kloster mit ein bisschen Wehmut: die Styler Missionsschwestern (von links) Edith Maria Kuchenbecker, Helena Gapp, Othona Ingrid Kastenbein und Clara Loskamp.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 19.02.16
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