Tag der Kirchenmusikerinnen und – musiker mit dem Bischof

Dass Musik eine starke Kraft sein kann, wussten schon die Israeliten, die mit ihren Posaunen die Stadtmauer von Jericho zum Einsturz brachten. Die mehr als 80 Kirchenmusikerinnen und -musiker aus dem Bistum Münster haben am 1. Juli die Münsteraner Überwasserkirche mit ihrem Gesang zwar nicht ins Wanken gebracht, aber so manchen Neugierigen in die Kirche gelockt.


Zusammen mit Diözesanbischof Dr. Felix Genn feierten die Teilnehmer zu Beginn des "Tags der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker" die Heilige Messe. Anschließend sprachen sie mit dem Münsteraner Kirchenoberhaupt im Liudgerhaus über die Situation der Kirchenmusik in den Gemeinden und berichteten aus ihrem Alltag.

"Der Gesang und die Musik gehören zu den stärksten Kräften, die die Menschen von jeher angezogen haben", sagte Bischof Genn zu Beginn seiner Predigt. Die Musik setze etwas im Menschen in Bewegung, "was in unserem technisierten Alltag gar nicht mehr zum Tragen kommt". Nicht die Vernunft werde angesprochen, sondern das Herz. Der Bischof zeigte sich überzeugt, dass "durch die Lieder die Botschaft der Texte ins Herz dringen kann. Das ist ein unfassbarer Wert und eine Chance, für das was Sie tun", wandte er sich direkt an die Kirchenmusiker, "denn in der Musik sehe ich einen Schlüssel für die Zukunft der Kirche."

"Aber so ernst uns die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christie ist… ist der Glaube nicht eigentlich zum Lachen? Ja, geradezu hirnrissig, zu glauben, dass Jemand von den Toten auferstanden ist?", fuhr er in seiner Predigt fort, "zum Lachen. So wie Abrahams Frau Sarah in der Lesung lacht, als sie hört, dass sie als alte Frau schwanger werden soll." Der Bischof führte weiter aus: "Ich frage mich oft, wenn ich mit Firmlingen darüber spreche, ob sie an Kreuzigung, Tod und Auferstehung Jesu glauben, was die sich wohl denken – vielleicht: ,Ich sag´ mal ja, aber bekloppt ist es doch.‘"

Letztendlich könne der Verstand nicht fassen, was Gott möglich sei. "Musik kann dabei eine Hilfe sein", spannte Genn den Bogen zurück zur Musik. Viele Menschen würden von Kompositionen angesprochen und spürten im Innersten, dass es wahr ist, wovon gesprochen, gesungen werde, "auch wenn es vom Kopf her zum Lachen ist. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass die Musik zum Vertiefen des Glaubens beitragen kann."

Im anschließenden Gespräch im Liudgerhaus erzählten die Kirchenmusiker dem Bischof aus ihrem Alltag in den Gemeinden und von den Umbrüchen, die sie durch die immer größer werdenden Gemeinden erlebten. Daher wollten sie vom Bischof wissen, wie sich die Kirchengemeinden weiterentwickeln würden. "Das kann ich Ihnen nicht sagen, auch wenn vom Bischof erwartet wird, dass er das weiß", gestand Genn. Der demographische Faktor zeige aber, dass die Zahlen der Gläubigen sänken, was Auswirkungen auf Strukturen habe. Zusammenfügung bedeute ja nicht, dass alles verschlungen werde. Vielmehr sei die Entwicklung auch eine Chance. "Ich erlebe, dass viele Chöre in ihren Gemeinden nicht mehr überlebensfähig sind, da sich die Menschen nicht mehr langfristig binden lassen wollen und die Jugend wegbleibt", sagte Genn. In größeren Einheiten könnten Menschen zum Gottesdienst zusammen kommen, wovon auch die Chöre profitierten.

Kirchenmusiker Maximilian Kramer aus St. Lamberti Coesfeld berichtete, dass die Gemeinde die Kirchenmusik in ihren Pastoralplan aufgenommen habe, was ihn sehr freue: "Denn Kirchenmusik ist nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern auch eine Form von Verkündigung." Bischof Genn unterstrich Kramers Aussagen "ausdrücklich" und betonte, dass "Musik ein Türöffner" sei: "Denn die Musik berührt ganz tiefe Schichten im Menschen." Auf die Ausbildung angesprochen, sprach sich Genn für eine fundierte fachliche Qualifikation aus. "Wer fachlich nichts kann, kann auch nicht begeistern", war er sich sicher. Gleichzeitig machte er sich dafür stark, dass Kirchenmusiker gläubig sein sollten. "Ich spüre, ob die Musik, die Komposition von einem gläubigen Menschen stammt. Die berührt tiefer, sie ist nicht nur technisch gut, sondern auch durch einen inneren Geist getragen", erklärte er.

Der Nachmittag stand dann wieder ganz im Zeichen der Musik. Domkapellmeister Alexander Lauer sang mit den Teilnehmenden unter dem Leitwort "Musik der Zeiten – Chormusik für Jung und Alt" vielfältige kleine und größere Chorstücke.

Bildunterschriften: Über die Situation der Kirchenmusik in den Gemeinden tauschte sich Bischof Felix Genn mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der anschließenden Gesprächsrunde aus.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 02.07.2017
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Foto: Bischöfliche Pressestelle / Jürgen Flatken