Thomas Sternberg verabschiedet sich als Leiter des Franz Hitze Hauses
Sein Büro liegt ganz nah am Nebeneingang. Den aber will Prof. Dr. Thomas Sternberg künftig nicht mehr benutzen, um die Katholisch-Soziale Akademie Franz Hitze Haus in Münster zu betreten: "Demnächst komme ich durch den Haupteingang, wie alle Gäste."
Denn: Sternberg wird am Freitag, 15. April, als Akademiedirektor verabschiedet werden. Auf ihn wartet eine neue Aufgabe, nachdem ihn das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) Ende 2015 zu seinem neuen Präsidenten gewählt hat.
Für den 63-Jährigen endet ein fast 28-jähriger Lebensabschnitt. 1988 – Sternberg befand sich nach Bäckerlehre, Abendgymnasium und Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Theologie in der Endphase seiner theologischen Doktorarbeit – wies ihn ein Freund auf die Stellenausschreibung hin. Da er die verlangten zwei abgeschlossenen Studiengänge vorweisen konnte, bewarb Sternberg sich. "Am Tag meiner mündlichen Prüfung erhielt ich, zu meiner Überraschung, die Zusage", erinnert er sich.
Im Franz Hitze Haus fand er gute Arbeitsgrundlagen vor: "Das Haus hatte sich seit der Gründung 1952 schon eine wichtige Position im Konzert der 23 katholischen Akademien in Deutschland erarbeitet. Ich musste gute Veranstaltungen und gute Arbeit dort nicht neu erfinden." Zudem habe er immer auf motivierte Mitarbeiter bauen können. Auch deshalb sagt Sternberg rückblickend: "Ich habe im Franz Hitze Haus vom ersten Tag an meinen Traumberuf gefunden, der die Möglichkeit bot, unterschiedliche Interessen zu verbinden."
Bei aller Kontinuität orientierte sich Sternbergs Arbeit immer am speziellen Auftrag katholischer Akademien, Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft zu sein. "Die Akademien sollen öffentliche Diskurse in die Kirche und kirchliche Diskurse in die Öffentlichkeit bringen", erklärt er. Sie müssten den offenen Dialog mit der Gesellschaft, speziell aber auch immer wieder mit anderen Religionen, führen.
Dabei ist dem verheirateten Vater von fünf erwachsenen Kindern, der außerdem seit 2005 für die CDU dem nordrhein-westfälischen Landtag angehört, das katholische Profil der Akademie wichtig. "Das bedeutet, sowohl Zeit- und Gegenwartsfragen als auch die Themen der katholischen Soziallehre zu bearbeiten und auf einem sehr klaren Fundament zu arbeiten, ohne deshalb überrumpelnd oder vereinnahmend zu werden", meint er.
Noch etwas müsse ein Markenzeichen katholischer Häuser sein: die gastliche Atmosphäre. "Ohne die kämen die Gäste trotz guter Inhalte heute nicht", meint er, "sie sind für uns nicht nur zahlende Kunden, sondern man freut sich, dass man sie begrüßen darf."
Der katholische Kernauftrag blieb gleich, Veränderung gab es natürlich trotzdem. Der scheidende Direktor nennt als Beispiel die Zunahme an Veranstaltungen und Teilnehmern. Habe man in den 90-ern etwa 10.000 Gäste pro Jahr gezählt, seien es heute mehr als 25.000. Die Zahl der Veranstaltungen sei von 300 auf 800 jährlich gestiegen. "Inhaltlich gibt es wesentlich mehr offene Angebote", berichtet Sternberg.
Und: "Es gibt bei den Teilnehmern eine viel stärkere Akzentuierung des Sonntags als privater Tag, berufliche Weiterbildungen müssen spätestens am frühen Samstagabend enden." Das könne man sogar am Speiseplan festmachen: Die Zeit der großen Sonntagmenüs sei vorbei, berichtet Sternberg schmunzelnd.
Ausgeweitet habe man den Bereich Kunst und Literatur. Für Sternberg gehören die Ausstellungseröffnungen zu den schönsten Erinnerungen: "Da habe ich so viele spannende Menschen kennengelernt." Besondere Meilensteine möchte er ansonsten nicht benennen: "Die Beurteilung, was Besonderes erreicht wurde, überlasse ich anderen."
In Begegnung und Austausch sieht er auch künftig die Hauptaufgabe des Franz Hitze Hauses. "Vor allem mit Menschen, die nur sporadischen oder gar keinen Bezug zur Kirche haben, muss der Dialog geführt werden", findet er, "denn es wird immer schwerer, kirchliche Positionen in einem säkularen Umfeld plausibel zu machen." In der Diskussion um den assistierten Suizid sei das beispielhaft gut gelungen.
Wer immer nach ihm an der Spitze des Franz Hitze Hauses stehen wird, Sternberg ist überzeugt, dass derjenige diese und andere Aufgaben bewältigen wird. "Ich wünsche ihm oder ihr, dass er oder sie mit viel Energie und neuen Ideen startet. Denn ich selbst muss mich ja schon fragen, ob ich nach so vielen Jahren noch innovativ genug bin", sagt er schmunzelnd.
Die vielen Jahre sind es auch, die beim Abschied Wehmut aufkommen lassen. "Egal wird mir die Akademie nie sein", betont Sternberg, "denn ich mag das Haus, die Aufgabe, die Gäste, die Mitarbeiter." Und so wird er auch als Präsident des ZdK sicher noch das ein oder andere Mal zu einem Besuch reinkommen – wenn auch durch den Haupteingang.
Bildunterschrift: Anlässlich seiner Verabschiedung gab Thomas Sternberg Sarah Stöber, Social-Media-Redakteurin beim Bistum Münster, ein Interview.
Foto: Bistum Münster
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Text: Bischöfliche Pressestelle 12.04.16
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