Tunesischer Lehrer erlebt deutschen Alltag am Overberg-Kolleg

, Bistum Münster

Zu seiner Begrüßung gab es ein Feuerwerk. Denn als Marouan Gzara Anfang November in Münster eintraf, war gerade Send, das große Volksfest in Münster mit traditionellem Freitagsabends-Feuerwerk. „So eine Art von Fest kannte ich noch nicht, das war schön“, freut sich der Tunesier. Trotz solcher Highlights aber möchte er während seines dreiwöchigen Aufenthalts in Münster vor allem eins: „Den Alltag der Menschen in Schule und Familie kennenlernen.“ Gelegenheit dazu hat er reichlich: Gzara hospitiert drei Wochen lang als Lehrer am Overberg-Kolleg in Münster, einem Weiterbildungskolleg in Trägerschaft des Bistums Münster. Untergebracht ist er in der Familie von Karin Badde-Struß, die ebenfalls am Overberg-Kolleg unter-richtet und dort unter anderem Fremdsprachen-Koordinatorin ist.

Marouan Gzara hat auf einer Tafel die Wort "Deutschland" und "Tunesien" in Deutsch und Arabisch geschrieben und erklärt sie Karin Badde-Struss.
© Bistum Münster

Fremdsprachen sind auch das Fachgebiet ihres tunesischen Gastes. In seiner Heimat arbeitet Gzara als Deutschlehrer an einem Gymnasium. Insofern kennt er Deutschland schon von drei Besuchen während seiner Studienzeit. „Aber damals habe ich in Hotels oder bei tunesischen Freunden gelebt, diesmal bin ich mittendrin im Schulalltag und in einem deutschen Familienleben“, verdeutlicht der 40-Jährige den Unterschied.

Mittendrin – das heißt konkret: Der tunesische Pädagoge nimmt als Beobachter am deutschen Unterricht teil und tauscht sich mit Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern aus. „Alle Leute hier sind sehr sympathisch“, sagt er, „ich bin sehr gastfreundlich empfangen worden und habe keinerlei Schwierigkeiten gehabt.“

Unterschiede zwischen dem Schulalltag in Deutschland und in Tunesien gibt es seiner Aussage nach – abgesehen von den unterschiedlichen Schulsystemen – kaum. „Vielleicht sind die Schülerinnen und Schüler hier ein wenig freier“, nennt Gzara ein Beispiel. In Tunesien hingegen dominiere noch mehr die Disziplin – ein Unterschied, den Gzara nicht nur positiv bewertet, der sich aber aus seiner Sicht mit der Zeit ohnehin angleichen wird.

Ermöglicht hat seinen Aufenthalt in Deutschland der Pädagogische Auslandsdienst (PAD). „Interkulturelles Lernen ist uns sehr wichtig, wir pflegen mehrere Kontakte ins Ausland“, begründet Badde-Struß die Teilnahme des Overberg-Kollegs an dem Programm. Vor diesem Hintergrund sind sie sowie ihre Kolleginnen und Kollegen sich mit Gzara einig, dass aus seinem Aufenthalt in Deutschland etwas Dauerhaftes entstehen soll. „Vielleicht ist eine Partnerschaft zwischen unseren Schulen möglich“, sagt Marouan Gzara.

Bis dahin wird er außerhalb des Unterrichts noch viel in Münster und Umgebung unterwegs sein. Viele Sehenswürdigkeiten hat er schon besichtigt und in Begleitung seiner Gastgeber auch die Münsteraner Stadtgeschichte erkundigt. „Es passt gut, dass Karin auch Geschichtslehrerin ist“, sagt er schmunzelnd. Einige Touren, entweder mit den Gastgebern oder auf eigene Faust, stünden noch an – und zwar so, wie es sich für Münster gehört: „Es ist super, wie man mit dem Fahrrad hier überall hin kommt“, freut sich der Tunesier.

Anke Lucht