Uberto Pasolini beim Kirchlichen Filmfestival ausgezeichnet

, Kreisdekanat Recklinghausen

Von London, Venedig und Paris nach Recklinghausen. Die Filmfans beim 12. Kirchlichen Filmfestival im Cineworld in Recklinghausen kamen in einen besonderen Genuss. Sie waren deutschlandweit die ersten, die den Preisträgerfilm „Nowhere Special“ im Kino sehen konnten. „Ein ergreifender Film, der niemanden kalt lässt.“ So beschrieb Laudator Dr. Ralf Hammecke, Verwaltungsdirektor des Bischöflichen Generalvikariats im Bistum Münster, den Preisträgerfilm.

Die Beteiligten haben sich nebeneinander aufgestellt und lächeln in die Kamera. Vor ihnen steht ein Olivenbäumchen.

Uberto Pasolini erhielt beim 12. Kirchlichen Filmfestival in Recklinghausen den ökumenischen Filmpreis. Pfarrer Harald Wagner, Laudator Dr. Ralf Hammecke vom Bistum Münster, Kreisdekanatsgeschäftsführer Marc Gutzeit und künstlerischer Leiter Michael M. Kleinschmidt (von links) überreichten ihm die Urkunde und den Olivenbaum.

© Bistum Münster

Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Uberto Pasolini erzählt in seinem Film in leisem und behutsamen Stil die Geschichte des 34-jährigen Fensterputzers John, dem nach einer Krebsdiagnose nur noch wenige Monate zu leben bleiben. Der alleinerziehende Vater macht sich auf den Weg und sucht für seinen vierjährigen Sohn Michael deshalb eine neue Familie. „Sie haben die Liebe zwischen Vater und Sohn auf den Punkt gebracht. Der anstehende Tod wird nicht erwähnt und ist doch indirekt stets gegenwärtig. Er ist die Triebfeder der Handlung. Begrenztes Leben wird gegenwärtig, und doch gehört die letzte Kraft der Zukunft“, sagte Hammecke weiter. Pasolini habe die Intensität der Vater-Sohn-Beziehung zusammen mit seinem Kameramann Marius Panduru in eindrucksvollen Bildern dargestellt. „,Nie aufdringlich, stets aber dicht am Leben. Viele Gefühle und Überlegungen deuten Sie nur an. Das macht es so berührend“, richtete Hammecke das Wort an den Filmemacher. 

Pasolini habe mit Einfühlungsvermögen einen Blick in die Nebensächlichkeiten des Alltags gewährt, wo Titel, Macht und Einfluss unwichtig seien. „Sie geben den Unterrepräsentierten eine Stimme. Das ist das Großartige: Dem Leben verpflichtet zu sein, ob aus christlicher Motivation heraus oder jeder in seinem Bereich. Einen Standpunkt muss man in einer Gesellschaft haben, wo zwar immer mehr Menschen vernetzt, aber immer weniger verwurzelt sind“, erläuterte der Laudator weiter. Der Film habe dem Publikum die „Triebfeder der eigenen Existenz“ in der Freude im Zusammensein von Vater und Sohn vor Augen geführt. Pasolini erhalte zu Recht den ökumenischen Filmpreis des 12. Kirchlichen Filmfestivals unter der Schirmherrschaft von Präses Dr. h. c. Annette Kurschus und Bischof Dr. Felix Genn. 

Pasolini bedankte sich für den Preis und noch vielmehr für die Worte des Laudators. „Ich bin überwältigt. So hat bisher noch niemand über einen meiner Filme gesprochen. Niemand hat ihn so ausführlich studiert und viel tiefer analysiert als ich ihn selbst verstanden habe. Ich arbeite intuitiv. Die vielen Gedanken, die Sie sich gemacht haben, zeigen, dass der Film nicht nur auf der intellektuellen Ebene funktioniert, sondern auch auf der emotionalen und spirituellen“, sagte Pasolini. Er verstehe seinen Film nicht als einen Film über den Tod oder das Thema Adoption, auch wenn diese beiden Themen allgewärtig seien. „Sondern es geht um die Liebe“, hielt der Italiener, der in London lebt, fest. Vor zwei Jahren habe er einen Zeitungsartikel gelesen, in dem von einem Vater geschrieben wurde, der eine neue Familie für sein Kind suchte. Pasolini habe die Idee nicht losgelassen und weiter recherchiert. Er habe mit Menschen gesprochen, die ein Kind adoptieren wollen, mit Menschen, die wussten, dass sie sterben werden, und mit Fachleuten, die mit Kindern arbeiten, die wüssten, dass sie einen Verlust erleiden werden, skizzierte Pasolini die Entstehungsgeschichte des Drehbuch. „Der vierjährige Daniel Lamont als Sohn Michel ist eine Sensation. Wie haben Sie es geschafft, dass James Nordon und Daniel als Vater-Sohn-Gespann so miteinander spielen?“, fragte Michael M. Kleinschmidt von der künstlerischen Leitung im Publikumsgespräch. „Das war wohl ein Wunder. Daniel hat im Lauf der Dreharbeiten angefangen, ein Schauspieler zu werden. Wir haben ihm beschrieben, was in den Szenen, die wir zum großen Teil in chronologischer Reihenfolge gedreht haben, passiert. So hat er langsam gemerkt, um was es geht. Zudem hat sich James Nordon lange vor Beginn der Arbeiten mit Daniel angefreundet“, antwortete Pasolini. Bewusst habe er sich für Belfast als Drehort entschieden. „Ich wollte authentische Gesichter und das alltägliche Leben der Menschen zeigen“, berichtete er. 

Am Donnerstag, 7. Oktober, kommt dieser poetische und beeindruckende Film in die deutschen Kinos.

Text: Michaela Kiepe/Fotos: Achim Pohl