Ulrich Hagemann ist neuer Pastoralreferent in St. Laurentius Warendorf
Für Ulrich Hagemann bedeutet Seelsorge zuallererst Beziehungsarbeit. Wozu er die kommenden Wochen hauptsächlich nutzen möchte, steht für ihn darum schon fest:
"Erstmal die Menschen kennenlernen und herausfinden, mit wem ich es so zu tun habe", sagt der 36-Jährige lachend. Seit dem 1. August ist er als Pastoralreferent in der Pfarrei St. Laurentius in Warendorf tätig.
Eine Umstellung für den gebürtigen Münsteraner, hat er doch die vergangenen drei Jahre im Ruhrgebiet, in Recklinghausen gelebt. Dort sammelte er praktische Erfahrungen in seiner Ausbildungsgemeinde St. Antonius, lernte das vielfältige Gemeindeleben kennen, unterrichtete Religion in der Schule, leitete die Erstkommunionvorbereitung. Auffällig sei der hohe Anteil alleinerziehender Haushalte im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt gewesen, ebenso die hohe Arbeitslosenquote und Sozialhilfedichte. "Das hat meine Sicht auf die Aufgaben von Seelsorge verändert, mein Blick hat sich geweitet", sagt Hagemann. Besonders beeindruckt habe ihn die Mitarbeit im Hospiz zum Heiligen Franziskus. "Die Gäste dort verlangen keine Antworten, sondern brauchen jemanden, der bei ihnen ist." Eine Zeit, die Hagemann geprägt und in seinem Berufswunsch weiter bestärkt hat.
Denn die Erkenntnis, dass Pastoralreferent der richtige Beruf für ihn ist, gewann er erst nach einigen Zwischenstationen. "Das war ein Prozess", blickt er zurück. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst seinen Zivildienst beim Arbeiter-Samariter-Bund in Münster und begann anschließend ein Deutsch-, Religions- und Italienisch-Studium. In seiner Freizeit stand das kirchliche Engagement im Mittelpunkt: "Tage religiöser Orientierung zu begleiten, mich in der Firmvorbereitung zu engagieren, eine Fahrt mit 120 Jugendlichen zum Weltjugendtag nach Australien zu organisieren – das hat mir sehr viel Freude gemacht", erzählt Hagemann.
Immer wieder habe ihn in dieser Zeit die Frage beschäftigt, ob er zum Priester berufen sei. Dem ging er einige Monate in einem belgischen Kloster nach – "ohne Internet, Handy, Fernsehen und Zeitung, mit viel Zeit für das Gebet und die tägliche Eucharistiefeier", erzählt er. Zurück in Münster entschied er sich dagegen und konzentrierte sich auf das Theologiestudium. "Langsam reifte in mir die Idee, Pastoralreferent zu werden", erinnert er sich. 2014 schloss Hagemann sein Studium ab und begann die Assistenzzeit in Recklinghausen. "Das Berufsbild des Pastoralreferenten deckt sich mit dem, wofür mein Herz schlägt", betont er, "mit dem, was ich kann, was mir wichtig ist."
Er freut sich auf das, was ihn in Warendorf erwartet, ganz besonders auf die Menschen – egal welcher Altersgruppe. "Ich singe gerne mit Kindern im Kindergarten, diskutiere mit Jugendlichen in der Firmvorbereitung, aber begleite genauso gerne Senioren und höre ihnen zu." Als ausgebildeter Kirchenmusiker liegt ihm besonders der musikalische Aspekt am Herzen: "Ich möchte versuchen, das in der Seelsorge einzusetzen, denn Musik kann auch dort wirken, wo Worte nicht hinkommen", sagt er.
Für Hagemann gehört der Kontakt mit Menschen, die keinen Bezug mehr zur Kirche haben, auch zu seinem künftigen Aufgabengebiet. "Für mich heißt Seelsorge, mit einem ehrlichen, absichtslosen Interesse auf Menschen zuzugehen, für sie einzustehen und ansprechbar zu sein", erklärt er. Hagemann weiß, dass "in einer Zeit, in der Kirche an gesamtgesellschaftlicher Bedeutung verliert", neue Herausforderungen auf ihn warten. Doch entmutigen lassen möchte er sich dadurch nicht. "Wenn Menschen ‚nur‘ an Wendepunkten des Lebens den Kontakt zu Kirche suchen, ist das okay. Aber dann will ich da sein."
Bildunterschrift: Ulrich Hagemann, neuer Pastoralreferent in St. Laurentius Warendorf, möchte für die Menschen ansprechbar sein.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 01.08.17
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Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann