„Unsere Gemeinde ist ein Stück unserer Heimat“

, Kreisdekanat Recklinghausen

Es war ein besonderer Tag für die polnische Mission in Recklinghausen. Denn erstmals seit ihrer Selbständigkeit vor vier Jahren konnte sie den Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, in ihrer Gemeinde Heilige Familie begrüßen. „Wir danken Ihnen herzlich, dass Sie uns eine eigenständige polnische Mission in Recklinghausen ermöglicht haben“, begrüßte Pfarrer Rafał Kowalczyk den Bischof in der St.-Marien-Kirche. Der erste geplante Besuch musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Umso glücklicher waren die Seelsorgenden und die Gläubigen, die von nah und fern in das Gotteshaus gekommen waren, dass sie nun gemeinsam die heilige Messe feiern konnten.

Der Bischof kniet vor der Gedenkstätte, hinter ihm stehen die anderen Seelsorger.

Zum Abschluss seines Besuchs kniete Bischof Dr. Felix Genn an der Gedenkstätte in der St.-Marien-Kirche zum Gebet nieder.

© Bistum Münster

„Wir erleben in unserer Gemeinde ein Stück unserer Heimat. Die Freude über Ihren Besuch überschattet der Krieg in Ukraine, der uns alle erschüttert. Wir wollen in diesem Gottesdienst besonders für den Frieden in der Ukraine und in der Welt beten“, führte Kowalczyk weiter aus. Dieses Anliegen unterstrich auch der Bischof, der von dem emeritierten Weihbischof Dieter Geerlings und Franz-Thomas Sonka, Referatsleiter Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprachen beim Bischöflichen Generalvikariat, begleitet wurde. „Leider fällt der Besuch in eine Zeit, die uns alle bedrängt, besonders auch Ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger in Ihrem Heimatland Polen, das nah an der russischen und ukrainischen Grenze liegt. Lassen Sie uns an diesem Abend besonders die Menschen, die unter dem Krieg leiden, in unser Gebet einschließen sowie um eine baldige Beendigung des Krieges bitten“, richtete Genn das Wort an die Gläubigen. Gleichzeitig bedankte er sich bei den Seelsorgenden und denen, die sich im Pastoralrat engagieren, für ihr Engagement. Ebenso freue er sich über die Gastfreundschaft der Pfarrei St. Antonius, die ihre Filialkirche der polnischen Gemeinde zur Verfügung stellt. 

Er besuche die Gemeinden anderer Muttersprachen, um deutlich zu machen, dass dem Bistum Münster die Arbeit der Missionen wichtig sei. „Auf diese Weise zeigen wir, dass wir zu einer katholischen Kirche gehören, die weltweit über viele Nationen und Sprachen zerstreut ist und trotzdem eine Einheit zusammen in unserem gemeinsamen Glauben und der Verbundenheit mit dem Herrn bildet. Wir wollen Ihnen, die Sie in Deutschland Wurzeln geschlagen haben, ein gutes Stück Heimat und Verbundenheit mit Ihrem Ursprung und ihrer ursprünglichen Kultur mitgeben“, sagte er in seiner Predigt. Bei den Gemeinden anderer Muttersprachen gehe es nicht um die Schaffung einer Parallelwelt, sondern um die Möglichkeit, den Glauben in der eigenen Sprache sowie in der eigenen Tradition und Frömmigkeit zu feiern. Er rief die Gottesdienstbesucher dazu auf, in den schwierigen Zeiten der Kirche ein Zeugnis ihres Glaubens durch ihre Frömmigkeit, ihre Hoffnung und ihre tätige Liebe zu geben. 

Im Anschluss an den Gottesdienst bedankte sich Natalie Wojcik-Baron, die sich ehrenamtlich als Kantorin engagiert, im Namen der Gemeinde bei den Gästen aus Münster für die Möglichkeit, in ihrer Muttersprache Gottesdienste feiern zu können. Sie würdigte zudem die Zusammenarbeit und die gelungene Integration mit der Pfarrei St. Antonius, die in vielfältiger Weise sichtbar werde wie beispielsweise am Aschermittwoch, als sie Seite an Seite gemeinsam vor der St.-Marien-Kirche für den Frieden in der Ukraine und der Welt gebetet hätten. 

Zum Abschluss führte der Weg der Gäste und Seelsorger zu der 2020 von Geerlings geweihten Gedenkstätte in der St.-Marien-Kirche. Bischof Genn kniete zum Gebet vor dem Schrein mit Reliquien des heiligen Papstes Johannes Paul II. und dem Bildnis der schwarzen Madonna von Tschenstochau nieder. 

Im Bistum Münster leben rund 96.000 Katholiken mit polnischer Staatsangehörigkeit, die von den polnischen Missionen in Münster und Recklinghausen betreut werden.

Michaela Kiepe